Im Junioren-Alter ist Phillipp Mwene in diversen Altersstufen insgesamt 34 Mal für Österreich aufgelaufen, 16 Mal davon im U21-Nationalteam. An der Seite anderer 94er-Jahrgänge wie Marcel Sabitzer oder Michael Gregoritsch träumte der Wiener von einer Karriere im A-Nationalteam. Im Gegensatz zu seinen Jahrgangskollegen musste Mwene Geduld beweisen.
Der richtige Zeitpunkt für das erste Turnier
Im September 2021 feierte der Außenverteidiger noch unter Teamchef Franco sein A-Team-Debüt, war jedoch umgehend wieder weg vom Fenster. Erst unter Ralf Rangnick vermochte er sich im Kreis von Österreichs Besten zu etablieren, und zwar mit einer sehr hohen Startelf-Wahrscheinlichkeit beim EM-Auftakt gegen Frankreich.
„Es hat vielleicht ein bisschen länger gedauert, als ich es mir gewünscht habe“, gibt Mwene in Sachen A-Team zu und verspürt „Stolz und Vorfreude“, es als 30-Jähriger doch noch mit Österreich zu einem Großereignis geschafft zu haben: „Mittlerweile kann ich dem Team mit meiner Erfahrung helfen. Es ist der richtige Zeitpunkt für das erste Turnier.“
Mwene fällt eher unter die Kategorie Leisetreter. Bei seiner Euro-Premiere bekommt er es gemeinsam mit seinen Abwehrkollegen mit einem Kaliber zu tun, über das die ganze Fußball-Welt spricht: Kylian Mbappe. „Wir Verteidiger spielen ja gerne gegen die besten Spieler der Welt, wollen uns mit ihnen messen“, sagt Mwene, der weiß, dass es gegen solch einen Hochkaräter zu Situationen kommen kann, in denen man ausgespielt wird. Entsprechend braucht es ein internes Sicherheitsnetz, auf das man sich stets verlassen kann: „Auch wenn du im Eins-gegen-eins gegen so einen Spieler bist, hast du bei uns nie das Gefühl, dass du allein auf weiter Flur bist. Du hast immer eine Absicherung hinter dir.“
Nicht auf der „falschen“ Seite
Als Rechtsverteidiger ist im Nationalteam Stefan Posch gesetzt. Rechtsfuß Mwene muss auf der linken Seite ran. Die Gefahr, dass er durch die Positionierung auf der „falschen“ Seite zum Pressing-Opfer werden könnte, sieht der Mainz-Legionär nicht, denn die Franzosen würden im Normalfall eher die Innenverteidiger anlaufen. „Beim Verein habe ich die ganze Saison auf der linken Seite gespielt. Deswegen ist es für mich keine große Umstellung mehr, ob ich rechts oder links spiele“, beteuert Mwene.
Im Alter von 16 Jahren übersiedelte er 2010 in den Nachwuchs des VfB Stuttgart. Bis auf einen zweijährigen Abstecher zur PSV Eindhoven ist der 30-Jährige seither in Deutschland tätig. Viele ÖFB-Kicker spielen in der deutschen Bundesliga oder waren einmal dort tätig. „Ich glaube schon, dass das ein Vorteil ist. Der Großteil der Mannschaft kennt alle Stadien“, meint Mwene, der auf einen längeren Aufenthalt in Berlin eingestellt ist. Das Schlosshotel, in dem das Nationalteam untergebracht ist, lässt ohnehin keine Wünsche offen. Das Ambiente sei so gut, dass auch eine private Buchung eine Überlegung wert sei: „Mit der Ehepartnerin wäre es dort auch romantisch gewesen.“