Vor allem die älteren Semester werden sich noch gut daran erinnern können, als österreichische Nationalteams von den jeweiligen Teamchefs noch vorwiegend aus Spielern der (einstigen) Wiener Topklubs Austria Wien und Rapid zusammengestellt waren. Sieht man sich die Teilnahmen der ÖFB-Teams bei EM-Endrunden in diesem Jahrtausend an, änderte sich das grundlegend. Bei der Heim-Europameisterschaft 2008 stellte die Steiermark beispielsweise eine ganze Elf im 23-Mann-Kader von Josef Hickersberger.
Auch Marcel Koller setzte acht Jahre später in Frankreich auf echte Steirerkraft. Mit sechs Akteuren stellte die Grüne Mark das Gros im Kader. Ein Novum gab es 2021. Franco Foda berief dabei als erster EM-Endrunden-Teamchef Österreichs Spieler aus allen neun Bundesländern ein. Dazu kam mit Louis Schaub sogar noch ein in Deutschland geborener. Eine weitere Premiere gab es: Wien und Salzburg führten das Ranking mit jeweils fünf Protagonisten an und verwiesen die Steiermark auf Platz drei. Michael Gregoritsch und Co teilten sich diesen damals mit Niederösterreich.
In diesem Jahr sieht es viel aufgeräumter aus. Ausgerechnet unter dem deutschen Teamchef Ralf Rangnick haben die Wiener wieder die Nase vorne. Und das, obwohl mit David Alaba der Kapitän und prominenter Vertreter verletzungsbedingt ausfällt. Die Kernöl-Fraktion aus der Steiermark folgt dahinter. Auffällig: Nur Spieler aus fünf Bundesländern – und damit aus so wenigen wie noch nie bei einer EM – stehen im 26-Mann-Kader. Vorarlberg, Tirol, Kärnten und das Burgenland gehen gänzlich leer aus.
Spannend erweist sich auch ein Blick auf die Legionärszahl: Waren es 2008 nur zehn Legionäre, stieg diese Zahl 2016 (22) und 2021 (24) rapide an. Die steigende Anzahl an österreichischen Gastarbeitern im Profifußball hatte also unmittelbare Auswirkungen. Dennoch ist unter Rangnick der Trend rückläufig. Der 65-Jährige setzt auf sieben Kicker in Österreichs Bundesliga. 19 Legionäre, die in Dänemark, Belgien, Frankreich, Deutschland, der Niederlande, Italien und England (zweite Liga) unter Vertrag stehen, schafften den Sprung in seinen Kader.