Viele, wenn nicht sogar alle der 7500 Zuschauerinnen und Zuschauer in der Raiffeisen Arena in Linz rieben sich verwundert die Augen. Österreichs Fußball-Nationalteam der Frauen überrannte die deutsche Auswahl zum Auftakt der EM-Qualifikation förmlich. Auch ohne die verletzten Bayern-Spielerinnen Sarah Zadrazil und Katharina Naschenweng dominierte der Außenseiter die Favoritinnen in der ersten Hälfte nach Belieben. „Maskenfrau“ Celina Degen war es, die in der sechsten Minute erstmals für Gefahr sorgte. Drei Minuten später führte das Team von Irene Fuhrmann dann überraschend, ob des Spielverlaufs aber verdient. Eileen Campbell erkämpfte sich einen verloren geglaubten Ball und bezwang Merle Frohms zum 1:0. Sieben Minuten später schraubte sich die Freiburg-Legionärin dann nach einem Freistoß von Österreichs Fußballerin des Jahres, Barbara Dunst, in die Höhe und köpfelte zum 2:0 ein. Der erste Sieg der Österreicherinnen in der Historie gegen Deutschland, er schien früh in der Partie zum Greifen nahe. Nicht nur, weil das Ergebnis für die Österreicherinnen sprach, sondern auch, weil die Art und Weise, wie die Führung zustande kam, beeindruckte.

Die Deutschen, die von HSV-Legende Horst Hrubesch trainiert werden, wirkten überrascht. Und doch zeigte Deutschland, warum es eine Top-Nation ist. Mit der ersten Aktion sorgte Klara Bühl aus rund 16 Metern für den Anschlusstreffer (39.) für die Nummer fünf der Weltrangliste. Es war der Weckruf für die Gäste, die mit dem Bühl-Treffer neue Energie sammelte. Und die Bayern-Spielerin, sie traf nicht nur unmittelbar vor, sondern auch unmittelbar nach der Pause. In der 49. Minute stand es 2:2. Grund genug, dass Österreichs Torfrau Manuela Zinsberger, die später noch mit starken Paraden aufzeigen konnte, ihre Mitspielerinnen zusammentrommelte und motivierte.

Dann hatte aber Schiedsrichterin Tess Oloffson eine „Idee“: Die Schwedin entschied in der 62. Minute auf Strafstoß für die Deutschen, nachdem Zinsberger im Eins-gegen-Eins-Duell gegen Laura Freigang die Nase vorne hatte. Eine mehr als strittige Entscheidung. Den Deutschen war es egal, Giulia Gwinn brachte den Favoriten in Führung und auf die Siegerstraße.