Wir müssen wissen, dass es so nicht reicht gegen Top-Mannschaften“, sagte ein zerknirschter Mats Hummels nach der 0:2-Niederlage seiner Mannschaft gegen Österreich. Die Analyse des DFB-Routiniers war ein Ritterschlag für das rot-weiß-rote Nationalteam, in den Augen des BVB-Verteidigers eben eine „Top-Mannschaft“, die auch „völlig verdient gewonnen hat“. Für die 46.000 Fans im Happel-Stadion war es ein echtes Geschenk zum Jahresabschluss, was die auf Weltranglistenplatz 25 liegenden Österreicher gegen den (neun Plätze besser platzierten) großen Nachbarn auf den Platz zauberten.
Genau das sei auch das Ziel gewesen, verriet Marcel Sabitzer. „Österreich gegen Deutschland ist immer etwas Spezielles, viele von uns haben eine Verbindung in die Liga. Wir wollten den Fans diesen Sieg schenken, damit das in den Köpfen hängen bleibt. Wenn wir einige Aktionen noch schöner und konzentrierter ausspielen, könnte es noch höher werden“, sagte der Klub-Kollege von Hummels. Sein Tor zur 1:0-Führung sei übrigens schon vor dem Anpfiff prophezeit worden. „Meine Frau hat mir geschrieben und gemeint, dass ich heute ein Tor schieße. Ich wollte sie natürlich nicht enttäuschen.“
Die Leistungen der ÖFB-Teamspieler in der Einzelkritik
Alles andere als enttäuschend war auch der Auftritt von Sabitzer und Kollegen. Der BVB-Legionär brachte die Österreicher in Führung, Christoph Baumgartner traf zum Endstand. Ein rundum gelungener Auftritt, befand auch der Teamchef. „Ich bin richtig zufrieden, nicht weil es gegen Deutschland ging, sondern weil die Mannschaft gegen den Ball hervorragend gespielt hat. Wir haben nichts zugelassen. Es war ein Spiel, wie wir es uns vorgestellt haben. Wir haben nicht zurückgesteckt, wir haben nie nachgelassen, darum sind die Deutschen auch nicht ins Spiel gekommen“, lobte Ralf Rangnick seine Spieler, hielt aber im selben Atemzug fest: „Man darf nicht vergessen, dass es nur ein Testspiel war. Richtig ernst wird es im Juni. Die Mannschaft weiß aber, was sie imstande ist zu leisten.“
Zwischen Euphorie und „Nein, nein, Nagelsmann“
In die nahe Zukunft blickte ÖFB-Präsident Karl Mitterdorfer, findet doch bereits am 2. Dezember die Auslosung in Hamburg statt, bei der Österreich aus Topf 2 gezogen wird: „Wir wollen ganz Fußball-Österreich mitreißen. Bei der Auslosung müssen wir schauen, was herauskommt, aber ich bin zuversichtlich, dass wir uns Schritt für Schritt dem großen Ziel nähern. Wir wollen die Vorrunde überstehen, dann ist alles möglich.“ An die EM-Endrunde will in Deutschland hingegen noch niemand denken, ist nach der zweiten Niederlage in Folge erneut Katerstimmung angesagt. Die „Bild“ titelte nach Abpfiff mit „Nein, Nein, Nagelsmann!“, der Trainer selbst wirkte auch enttäuscht. „Wir müssen akzeptieren, dass wir extrem viel Arbeit vor der Brust haben. Es wird bis zum Sommer nichts leicht von der Hand gehen, darauf müssen wir uns einstellen. Wir haben eine super geschlossene Truppe, aber sobald wir das Feld betreten, sind wir lauter Einzelspieler. Logischerweise strotzen wir derzeit nicht vor Selbstvertrauen.“
Ganz im Gegenteil zu den Österreichern, die sich mit dem Sieg im Hammerduell für ein starkes Jahr 2023 belohnten. „Das war ein würdiger Jahresabschluss, haben ein richtig gutes Jahr hinter uns. Der Weg ist noch lange nicht vorbei“, sagt etwa Michael Gregoritsch voraus. Teamkollege Xaver Schlager pflichtete ihm bei: „Die Energie war heute schon beim Aufwärmen unglaublich, da haben einfach alle Leute mitgesungen. Es freut die Menschen einfach und solche Momente sind gut für ganz Österreich. Wir haben einen Teil dazu beigetragen. Für nächstes Jahr heißt das aber gar nichts.“