Wie ordnet man eine erfüllte Pflichtaufgabe ein? So richtig wusste man nach dem Spiel zumindest in den ersten Minuten auch selbst das 2:0 gegen Estland in Tallinn nicht zu kategorisieren. Klar war: Der Erfolg war hochverdient, die Dominanz sichtbar. Wenn man schon etwas bemängeln wollen würde – und dafür gibt es keinen Grund –, es wäre die mangelnde Konsequenz im Abschluss gewesen. Der berühmte „letzte Pass“, der mitunter auf dem holprigen Untergrund verstolpert wurde. „Aber“, sagte Kapitän David Alaba, „wir haben gewusst, dass es nicht leicht werden wird. Was du hier brauchst, ist Geduld. Und du musst natürlich trotzdem 100 Prozent auf den Platz bringen.“
Diese 100 Prozent, die fehlten kurz nach Beginn. „Da haben wir auch einmal das Glück des Tüchtigen gehabt. Aber entscheidend ist, dass wir gewinnen“, bilanzierte ÖFB-Teamchef Ralf Rangnick, der nach der erfolgreichen Quali zufrieden ergänzte: „19 von 24 Punkten musst du ja auch erst einmal machen. Zumal wir gegen Belgien ja auch nah dran waren, noch mehr zu holen.“ Da kam dem 65-Jährigen beinahe ein Lächeln aus. Auch wenn es der deutsche Perfektionist nicht verabsäumte, allen noch eine Nachricht auf den Weg zu geben: „Wir machen schon Einiges gut, aber noch lange nicht alles richtig.“
Wie wahr, das wusste Rangnick auch selbst: „Wenngleich heute auch einiges auf die äußeren Voraussetzungen zurückzuführen ist – der schlechte Platz, das Wetter und der Gegner, der so defensiv spielt wie wohl keine Mannschaft, auf die wir bei der Euro treffen werden.“ Umso wichtiger sei es gewesen, dass die zwei Tore noch vor der Halbzeit gefallen seien, sagte Rangnick. Dass es ein Tor gab, lag zu einem Gutteil an Xaver Schlager, der den Treffer durch Conny Laimer vorbereitete. „Ich habe gesehen, dass Gregerl an der ersten Stange manngedeckt ist, da habe ich mir gedacht, ich lege ihm den Ball auf, damit er auch einmal ein Tor schießen kann“, sagte der Leipziger lächelnd.
Was der „Spieler des Spiels“ ebenso sah wie sein Kapitän: „Die Weiterentwicklung, die wir gemacht haben. Speziell im Spiel mit dem Ball, aber auch gegen den Ball“, meinte Alaba und ergänzte, was sich wohl jeder seiner Teamkameraden dachte: „Die Quali war schön und erfolgreich – aber worum es wirklich geht, das steht nächstes Jahr an. Da wollen wir nicht nur dabei sein, sondern eine Rolle spielen.“
Davor wartet am Dienstag Deutschland. Da wird der Freiburg-Legionär Philipp Lienhart dabei sein, nach dem ersten Tor im Teamdress mit viel Selbstvertrauen. „Es ist egal, gegen wen man trifft, ein Tor ist immer schön. Ich hab eine Riesenfreude“, meinte der Verteidiger. Zeit zum Feiern bleibt (noch) nicht: Sofort nach Spielende ging es zurück nach Wien.