Josef Loibnegger, Bitte, wer? Wer ist der Mann, der SK Austria Klagenfurt neues Leben einhauchte? Loibnegger, der den Waidmannsdorfer Kunstklub gemieden hatte, wie der Teufel das Weihwasser, gilt nicht nur als Fußballnarr, sondern auch als Organisationsgenie. Der Klagenfurter Druckereibesitzer kennt viele europäische Fußball-Präsidenten, war Stammgast bei den Spielen von Bayern München, ließ in den letzten Jahren kein Champions-League- oder anderes europäisches Finale aus und saß natürlich auch beim WM-Endspiel auf der Tribüne. Fußball auf der großen Bühne wird sich für Loibnegger in nächster Zeit nicht spielen. Der gute Mann hat sich als neuer Präsident des SK Austria Klagenfurt gemeinsam mit seinem Stellvertreter Hans Slocker vorgenommen, zu zeigen, dass man einen Fußballklub auch anders führen kann. Nämlich seriös. Wenn Loibnegger zu sinnieren anfängt, wie viele Millionen Euro in diesen drei Jahren in Waidmannsdorf verbraten wurde, steigt ihm die Zornesröte ins Gesicht.

Nachdem Mario Canori Austria Kärnten sowohl sportlich als auch wirtschaftlich den Bach hinunter gewirtschaftet hatte, packte Loibnegger vor den Mitgliedern des Klagenfurter Stadtsenates ein Konzept aus, das die spontane Zustimmung erhielt: mit einer vorwiegend bodenständigen Mannschaft ehrlichen Fußball bieten. Und damit für eine neue Fußball-Euphorie wie in den besten Austria-Zeiten sorgen. Vorsorglich hatte Loibnegger mit etlichen Kumpeln vor drei Jahren den SK Austria Klagenfurt gegründet. "Eigentlich, um den Namen vor Missbrauch zu schützen", sagt der 54-Jährige.

Schnell handeln

Loibnegger musste schnell handeln. Um mit der Austria in der Regionalliga zu spielen, besorgte er sich den Platz von St. Stefan im Lavanttal. Das kostete 150.000 Euro. Damit wird der Lavanttaler Zwangsausgleich abgedeckt. Die Fußballfans staunten nicht schlecht, in welcher Geschwindigkeit Helmut König und Walter Schoppitsch eine durchaus schlagkräftige Mannschaft auf die Beine stellten. Das Ziel lautet, da drückt sich der Präsident nicht lange herum: "Wir wollen so schnell als möglich aufsteigen." Das Budget von gut einer Million Euro ist gesichert. Dank der Stadt, aber auch dank Hans Slocker sowie der Aufsichtsräte Robert Glock und Wolfgang Modritz. Die Ausgaben, ehe das erste Meisterschaftsspiel absolviert ist, waren enorm. Groß ist die Freude bei Loibnegger, dass es gelungen ist, 70 Prozent der Nachwuchsspieler von Austria Kärnten in den neuen Klub überzuführen. Dafür musste man 25.000 Euro an Masseverwalter Roland Grilc überweisen. Die Jugendarbeit ist ein besonders Anliegen des Präsidenten.

Die neue Mitgliederaktion ist blendend angelaufen. Über 500 haben sich bereits als neue Austrianer deklariert. Loibnegger rechnet mit einem Zuschauerschnitt von 2000. Größenwahn, verspricht er, wird bei Austria nicht einziehen. Dafür Tradition und Seriosität. Mit ehrlichem Fußball und einer Mannschaft, mit der sich die Klagenfurter identifizieren können, violett-weißen Dressen und der Reaktivierung des Austria-Sekretariats mit Kantine. Eines wird sich ändern: es gibt keine Freikarten für Politiker und keine namentliche Begrüßung.