Mit dem Abgang von Philipp Semlic geht in Lafnitz eine Ära zu Ende. Der waschechte Oststeirer hat die Lafnitzer stabil in der 2. Liga gehalten, Platz fünf wie 2019/20 oder ein achter Rang wie heuer in der Abschlusstabelle sind mehr als respektabel für den kleinen Verein aus der Oststeiermark. "Es ist ein eigenes Gefühl", sagt Semlic. Am Sonntag betreut er Lafnitz das letzte Mal. "Man blickt auf das, was war, durchaus mit Stolz zurück. Das größte Ziel war, Lafnitz zu einer Konstanten in der zweiten Liga zu machen. Das ist uns gelungen." Auch Spieler hat man weiterentwickelt: 21 haben bei bzw. über Lafnitz den Sprung in die erste oder zweite Bundesliga geschafft, drei Spieler jenen ins U21-Nationalteam. "Ich konnte meine Spielidee und meine Art der Mannschaftsführung auf Profi-Ebene ausprobieren und weiterentwickeln. Herzlichen Dank an Präsident Bernhard Loidl dafür."
"Höchsten Respekt, für alles", sagt auch Percy van Lierop. Der Niederländer hat in Lafnitz neuerdings die Bezeichnung "Direktor Fußballentwicklung" und ist derjenige, der sportlich den roten Faden in der "DSM-Fußballwelt" vorgibt. Diese Fußballwelt besteht einerseits aus der DSM Fußball-Akademie in Hartberg und nun Lafnitz – jeweils mit dem Schweizer Martin Dellenbach als Geschäftsführer. Dellenbach ist bei der jüngsten Vorstandssitzung der Lafnitzer auch zum Obmann gewählt worden, auch im Hartberger Vorstand sitzt er. Dass Semlic nicht mehr Cheftrainer in Lafnitz ist, hat mit der Änderung nichts zu tun. "Es hat schon vor dem Umbruch Gespräche mit Bernhard Loidl gegeben, bei denen ich meine Entscheidung kommuniziert habe", sagt Semlic. Der Austausch mit van Lierop und Dellenbach war "höchst professionell".
Steiner "ist der beste Kandidat gewesen"
Aus der Hartberger Akademie kommt auch der Trainer, der Semlic in Lafnitz ablöst: Michael Steiner, zuletzt Ausbildungschef und U17-Trainer in Hartberg, übernimmt im Sommer. "Er ist vertraut mit unserer Ausbildungsphilosophie und hat auch Erfahrung in der zweiten Liga", sagt van Lierop. Steiner war als Trainer im Erwachsenenbereich bereits in St. Pölten tätig. Er arbeitete aber auch in der Akademie von Salzburg und war Ausbildungschef in Basel. "Er ist der beste Kandidat gewesen", sagt van Lierop. Und weist darauf hin: "Man kann auch innerhalb unseres Konstrukts aufsteigen."
Langfristig soll ein "Fußballbollwerk" in der Oststeiermark entstehen. Mit der Akademie als Basis, der Landesliga-Mannschaft von Lafnitz, der Zweitliga-Mannschaft von Lafnitz und der Bundesliga-Mannschaft in Hartberg als Chance, sich zu entwickeln und zu beweisen. "Und im Optimalfall verkaufen wir die Spieler dann in noch größere Ligen", sagt van Lierop, der – bei allem globalen Denken – durchaus verstanden hat, dass er sich in Lafnitz nicht in einer Großstadt befindet. "Es geht zuallererst um regionale Spieler, um regionale Talente", sagt er. "Wir wollen der regionale und familiäre Verein bleiben." Mit der klaren Ergänzung: "Wenn wir ein Talent von woanders in Österreich oder im Ausland entdecken und verpflichten können und wollen, dann werden wir das auch tun."
Der bestehende Lafnitz-Kader soll als Gerüst dienen, "die Spieler haben ja bewiesen, dass sie die Klasse für die 2. Liga haben". Aber: Nur sieben Spieler haben über die Saison hinaus einen Vertrag in Lafnitz. Wie sich der Kader für die nächste Saison in Lafnitz gestalten wird – man darf gespannt sein. Von einer internationalen U21, die Dellenbach und van Lierop in Lafnitz installieren wollen, war zuletzt immer wieder zu hören.
So oder so: Ein vergleichbares Projekt sieht van Lierop international nicht. Und bei allem Entwicklungs- und Weiterentwicklungsgedanken ist für den Niederländer klar: "Wir probieren trotzdem, so erfolgreich wie möglich zu spielen. Wir wollen jedes Spiel gewinnen", sagt er. Der Fußball der Lafnitzer soll aus einer dominanten Position gespielt werden. "Wir wollen in allen vier Spielphasen ein dominantes Spiel aufziehen und bestimmen, wie sich das Geschehen entwickelt."