Viel Trauer und noch viel mehr Tränen – die Szenen, die sich nach Schlusspfiff auf der Dornbirner Birkenwiese abspielten, waren nichts anderes als herzzerreißend. Fans, Spieler und Verantwortliche lagen sich nach emotionsgeladenen 90 Minuten weinend in den Armen – der große Traum vom Aufstieg war geplatzt. „Es ist das eingetroffen, was sich keiner zu denken getraut hat“, sagte ein sichtlich erschütterter GAK-Obmann Rene Ziesler, der sich selbst in dieser schweren Stunde als fairer Verlierer gab: „Gratulation nach Linz. Wer am Ende vorne steht, hat es sich verdient.“
Für Routinier Michael Liendl, der im Ländle aufgewachsen ist, endete seine Karriere dort, wo alles begonnen hat, auf die bitterste Art und Weise. Von den eigenen Kindern getröstet, wurde der 37-Jährige nach dem Spiel von Familie, Freunden und einer Abordnung seines „Stammvereins“ FC Thüringen in die Fußballer-Pension verabschiedet. „Es tut mir leid, dass ich heute nicht so am Punkt war, es tut mir leid für den Verein“, sagte Liendl um Worte ringend, die keiner so richtig fand.
Gefühlt niemand hat an diesem Tag in Dornbirn daran geglaubt, dass der GAK am Ende nicht den Meisterteller in die Höhe stemmen wird. „Wir haben uns viel vorgenommen und fest an den Sieg geglaubt, aber es hat nicht sollen sein“, sagte auch Milos Jovicic, dessen Ausgleich tief in der Nachspielzeit letztlich zu wenig war. „Ich habe nicht gewusst, was in Linz passiert, aber als die Fans beim 1:1 nicht so laut waren wie gedacht, bin ich schon davon ausgegangen, dass wir noch ein Tor brauchen, um den Titel zu holen.“ Dieses eine Tor wollte aber nicht mehr fallen. „Der Fußballgott wollte es heute nicht“, sagte ein geknickter Marco Perchtold, der es verpasste, die Rotjacken als Kapitän zurück in die Bundesliga zu führen. Dorthin, wo er vor 16 Jahren selbst schon für den GAK eingelaufen war. „Der Ball ist immer dem Gegner vor die Füße gefallen, nie uns. So stehen wir als Verlierer da und belohnen uns nicht für eine überragende Rückrunde“, sagt er. Nachsatz: „Die Fankulisse war das einzige Positive.“
Die über 2000 mitgereisten Fans aus Graz verhielten sich nach Abpfiff absolut vorbildlich und richteten in der gemeinsamen Trauer aufmunternde Worte an die Mannschaft. „Ich habe kein einziges negatives Wort gehört. Das macht die GAK-Familie aus und das ist es, was Auftrieb geben kann“, sagte Perchtold, meinte aber auch: „Wir brauchen jetzt nicht aufs nächste Jahr schauen. Jetzt dürfen wir leiden und den Kopf in den Sand stecken.“
Auch bei Manager Matthias Dielacher schwang bei allem Schmerz ob der verpassten Chance Stolz mit: „Dass wir überhaupt in die Situation gekommen sind, hatten wir uns vor ein paar Wochen noch nicht erhofft“, sagte Dielacher, der den Verein vor etwas mehr als zehn Jahren mit neu aufgestellt hat. „Dass es so knapp war, ist extrem bitter und tut mir für jeden leid, der die Reise mitgemacht hat. Andererseits macht es mich stolz, dass 2000 GAK-Fans in Dornbirn auftauchen. Der Zuspruch gibt Kraft. Leute, die ich noch nie bewusst gesehen habe, kommen her und umarmen mich. Das ist es, was den Verein ausmacht. Das hat gezeigt: Der GAK lebt!“ In den Stunden vor Anpfiff hatten die Schlachtenbummler den Dornbirner Marktplatz Rot eingefärbt. Dass der stimmgewaltige Fanmarsch zum Stadion Birkenwiese nicht mit dem Marsch in die Bundesliga endete, ist eine Fügung des Schicksals.
Den leichten Weg sind wir nie gegangen“, sagte Ziesler, „wir müssen zurückblicken auf eine richtig geile Saison mit richtig geilem Support. Mir tut es leid für die ganze GAK-Familie. Wenn man in die Runde schaut, sieht man, wie sehr uns das nahe geht. Der GAK ist unser Leben, Rot-Weiß sind unsere Farben – für die werden wir auch in Zukunft alles geben!“