Sie sind als Co-Trainer unter Werner Gregoritsch 2000 Cupsieger mit dem GAK geworden und haben nun seit zwei Jahren die sportliche Verantwortung des GAK. Wie kam es zum Comeback?
ALFRED GERT: GAK-Rechnungsprüfer Gerald Stoiser hat mich 2017 angerufen und gesagt, er braucht mich. Dann habe ich mir ein Bild vom GAK gemacht und zugesagt. Geplant waren eigentlich nur zwei Monate.

Jetzt sind Sie aber schon zwei Jahre beim GAK.
ALFRED GERT: Ja, weil ich richtig Freude habe, hier zu arbeiten.
Haben Sie ein rotes Herz oder ist der GAK ein Verein wie jeder andere?
Das sage ich jetzt nicht, weil ich hier bin. Aber die Sympathie für den GAK war von klein auf da.

Apropos Sympathie. Egal mit wem man redet, es gibt niemanden, der Sie unsympathisch findet. Wie ist das im Fußballgeschäft möglich?
ALFRED GERT: Ich trage einen Schatz in mir, den Schatz der Erfahrung. Im ersten Jahr als Trainer bin ich mit Köflach Meister geworden. Ich habe gedacht, ich habe die Weisheit mit dem Löffel gefressen. Dann habe ich sieben Niederlagen in Folge kassiert. Das war hart und prägend. Da lernst du Demut und Wertschätzung gegenüber anderen. Ich war bei einem Vortrag bei Baldur Preiml und er hat gesagt: "Du musst Misserfolg kennenlernen, um Erfolg zu haben. Misserfolg ist Diener des Erfolges."

Aber so viel Misserfolge hatten Sie in Ihrer Laufbahn als Trainer und Sportdirektor ja gar nicht.
ALFRED GERT: Aber diese Misserfolge waren wirklich prägend für mich.

Und diese Erfahrungen geben Sie weiter?
ALFRED GERT: Ich denke, wenn man moderne Ansichten und Erfahrungen bündelt, kann das sehr befruchtend sein. Dazu braucht es eine ehrliche Zusammenarbeit von beiden Seiten.

Mussten Sie beim GAK schon Probleme lösen?
ALFRED GERT: In jedem Verein gibt es Dinge, die Konflikte auslösen können. Ich versuche, frühzeitig gegenzusteuern. Ich musste zum Beispiel einigen Spielern sagen: "Für dich reicht es nicht für die 2. Liga, wir müssen uns trennen." Aber ich bewerte nicht den Menschen, sondern den Fußball. Jeder von mir bekommt Wertschätzung, auch wenn ich sie vielleicht nicht zurückbekomme.

Sind Sie ein Ruhepol?
ALFRED GERT: Ich habe einen starken Glauben und ich denke, dass jeder seinen Auftrag in der Gesellschaft hat. Mir ist es vielleicht in die Wiege gelegt worden, dass ich etwas mit Fußball mache. Wichtig ist, dass man mit seiner Sache eine Freude hat. Geht die Freude verloren, ziehe ich auch meine Konsequenz. Da kann ich sicher auch unausstehlich werden.

Sind Sie für den heutigen Fußball nicht zu nett?
ALFRED GERT: Das glaube ich nicht. Ich rede auch Klartext und bin keineswegs naiv. Man darf mich nicht unterschätzen.

Was braucht ein gut geführter Fußball-Klub?
ALFRED GERT: Harmonie ist für Erfolg essenziell. Das gilt für einen Verein ebenso wie für Unternehmen. Du brauchst die Energie ja für die Sache. Wenn man sich bekriegt, hat man schon verloren. Es ist nicht immer Sonnenschein, aber da braucht es saubere Lösungen. Im Fußball gilt: Eine funktionierende Mannschaft reguliert manches auch von selbst.

Was erwarten Sie in der 2. Liga? Wie wird es dem GAK ergehen?
ALFRED GERT: Jetzt wird es interessant. Es werden Niederlagen kommen und man muss abwarten, wie der gesamte Verein darauf reagiert.

Haben Sie alle im Verein auf die Situation vorbereitet?
ALFRED GERT: Ich habe es versucht, immer einzubringen. Ein Erlebnis in der vergangenen Saison hat mir richtig Freude bereitet und stimmt mich positiv. Als etwa 13.000 Fans nach dem 0:6 im Cup-Halbfinale gegen Salzburg aufgestanden sind und der Mannschaft applaudiert haben. Das war ein tolles Erlebnis, das hat mich berührt. Aber wir werden in dieser Saison sehen, wie man mit Niederlagen umgeht. Ich persönlich bin vorbereitet.

Einige Neuverpflichtungen wie Gerald Nutz oder Benjamin Rosenberger haben beim 6:1-Sieg im ÖFB-Cup gegen Neusiedl schon aufgezeigt. Wer macht beim GAK die Transfers?
ALFRED GERT: Das macht keiner allein. Das beruht auf vielen Faktoren. Da ist das Trainerteam ebenso dabei wie der Vorstand. Nach einer Mehrheitsfindung wird entschieden. Die statistischen Daten sind sehr wichtig. Aber das persönliche Gespräch ist für mich eine Pflichtübung. Ich muss den Menschen unbedingt kennenlernen.

Wie sehr ist der Verein nun gefordert?
ALFRED GERT: Sehr. Aber wir haben gute Leute. Matthias Dielacher und mein Stellvertreter Fabio Schaupp arbeiten rund um die Uhr. Und Gerald Stoiser als langjähriger guter Geist ist beim GAK einfach nicht wegzudenken.

Was ändert sich für den GAK in der 2. Liga?
ALFRED GERT: Bisher hast du bei Transfers mit der Tradition des GAK punkten können. Ab jetzt geht es bei den Spielern nur noch ums Geld. Das ist aber legitim. Ihre Zeit zum Verdienen ist beschränkt. Wir befinden uns budgetär derzeit etwa an der zehnten Stelle von den 16 Vereinen der 2. Liga.

Wo kann der GAK in der Endabrechnung dann landen?
ALFRED GERT: Ich werde jetzt keine Platzierung nennen. Nur so viel: Ich war immer mutig und bin meinen Weg gegangen. Angst ist kein guter Begleiter. Wichtig ist, dass du Mentalität in der Mannschaft hast und wenn du einen faulen Apfel im Kader erkennst, musst du ihn sofort ausmisten. Die positiven Leute müssen in der Überzahl sein. Ein ehrlicher Umgang miteinander ist alternativlos.

Wie stehen Sie als 64-Jähriger zu sozialen Medien?
ALFRED GERT: Ich habe WhatsApp, das war’s. Manches ist behilflich, vieles sehe ich kritisch. Die anonymen Beschimpfungen sind richtig feig. Und die Sprache ist furchtbar. Aber das ist auch im Nationalrat nicht besser. Da sollten sich unsere Politiker etwas bessern. Der fehlende Respekt greift leider um sich.

Woher kommt Ihre Verbundenheit zur Kirche?
ALFRED GERT: Jeder im Leben hat seinen Punkt, wo ihn ein Schicksalsschlag trifft. Dann bewegt sich etwas in dir. Ich kenne Leute, die mit dem Glauben nichts zu tun haben und dann treffe ich sie in der Kirche. Alles, was messbar ist, zählt in unserer Gesellschaft. Aber ich glaube, dass es darüber hinaus auch etwas gibt.

Was haben Sie noch vor in Ihrem Leben?
ALFRED GERT: Ich habe eine tolle Familie und ich hoffe, dass alles so bleibt.

Warum tut man sich dann noch den GAK an?
ALFRED GERT: Weil es mir eine richtige Freude macht. Ich habe noch einen Einjahresvertrag. Ich hätte auch bei einem Bundesligaverein arbeiten können, stand dem GAK aber im Wort. Und ich stehe zu meinen Entscheidungen.

Wo hat der GAK Verbesserungspotenzial?
ALFRED GERT: Sportlich gesehen denke ich, dass wir einen fixen Konditionstrainer anstellen sollten und das Scouting ausbauen müssten. Unsere medizinische Abteilung ist bereits top. In den Spielen müssen wir die Anpassung für die Liga finden. Die Gegner sind robuster, die Trainingsintensität ist höher.

Wie sieht die Zukunft des GAK aus?
ALFRED GERT: Wenn wir heuer einen einstelligen Tabellenplatz machen, bin ich sehr zufrieden. In ein, zwei Jahren sollte man auf einen Profibetrieb umstellen. Und dann kann man sich mit dem Aufstieg beschäftigen.