Wohin man auch blickte, die roten Leiberl mit der Aufschrift „Meistertour – The Final Chapter“ waren am Stadionvorplatz in Liebenau allgegenwärtig. Die neuen Meister-Shirts des GAK – 1700 waren aufgelegt – gingen beim Heimspiel gegen Horn (1:1) weg wie warme Semmeln. Die Partie selbst war nur eine Randerscheinung und die nächste willkommene Gelegenheit, den bereits feststehenden Bundesliga-Aufstieg genüsslich zu zelebrieren.
Als die Rotjacken erstmals als Meister der 2. Liga das Feld betraten, erhoben sich die 7099 frenetischen Zuseher – damit kam es zu keinem neuen Zweitliga-Zuseherrekord (7200 in der Vorsaison gegen Amstetten) – von ihren Sitzen und zollten ihrem Team Respekt für eine sensationelle Saison. „Ganz realisiert habe ich den Aufstieg noch immer nicht, aber beim Spielereinlauf sind mir die Tränen gekommen“, sagte Sportdirektor Dieter Elsneg.
Nachdem Christian Lichtenberger an einem Jastremski-Stanglpass vorbeigeflogen war (7.), ertönten aus der Fankurve „Gernot Messner“-Sprechchöre. „GM und Team – wer mit uns Geschichte schreibt, dem gilt Dank auf Ewigkeit“, stand auf Transparenten geschrieben. Ein klares Bekenntnis des harten Kerns zu dem aus Fankreisen nicht immer von Kritik befreiten Meistertrainer. „Wenn man sich unsere Reise der letzten zweieinhalb Jahre bis jetzt ansieht, war das mit dem Transparent nun der Höhepunkt“, sagte Messner.
Satin über sein Tor: „Hat‘s euch gefallen?“
Dieser rotierte wie angekündigt, zwischen den Pfosten stand erstmals in der Liga beispielsweise Cuptorhüter Christoph Nicht. Im ersten Durchgang präsentierten die Rotjacken den zahlreichen Fans nicht unbedingt meisterliche Kost, in der 16. Minute sprang Marco Gantschnig nach einem Eckstoß der Ball im Fünfmeterraum ans Schienbein und Emilian Metu drückte den Ball zur Führung für die Gäste über die Linie. „In der ersten Hälfte war es zu viel Schaulaufen, in der zweiten war es dann wieder GAK-Style“, sagte Messner.
Murat Satin, der ebenso von Beginn an seine Chance erhielt, nützte diese für ein absolutes Traumtor. Der Winterneuzugang trieb den Ball über das halbe Feld und zog aus gut 25 Metern ab – sein Kracher ging von der Unterseite der Latte zum verdienten Ausgleich ins Tor (64.). „Hat‘s euch gefallen?“, fragte Satin nach dem Spiel die anwesenden Journalisten mit einem Lachen. „Mir hat‘s auch gefallen! Es ist extrem schön, wenn man vorzeitig Meister wird und die Spiele genießen kann.“
Zehn Minuten vor Spielschluss betrat der etatmäßige Kapitän Marco Perchtold anstelle des Torschützen das Spielfeld und wurde ebenfalls von der Kurve abgefeiert. „Die Mannschaft nach oben geführt, Ehre wem Ehre gebührt – MP13 einer von uns“, stand es geschrieben. „Das macht mich extrem stolz“, sagte der 35-jährige, der bereits den Abstieg aus der Bundesliga 2007 als Spieler mit dem GAK erlebt hat. „Der GAK ist mein Herzensverein. Wie wir performt haben in der ganzen Saison, ist unglaublich. Jetzt wollen wir jede Minute genießen.“
Cheukoua und Zirngast verletzten sich
Nach Abpfiff ging die Party in die nächste Runde – genauer gesagt in die Ehrenrunde. Spieler, Trainer und Verantwortliche ließen sich mit ihren Familien auf dem Platz hochleben, kein Autogramm- und Fotowunsch wurde ausgelassen. „Bundesliga, Bundesliga, hey, hey!“, tönte es von der Tribüne und auch Elsneg, Gantschnig und Urgestein Lukas Graf bekamen noch ihre personalisierten Sprechgesänge. „Ich verspüre einfach eine riesige Dankbarkeit gegenüber den Fans und dem Verein“, sagte Graf, der bis zur Einwechslung Perchtolds die Kapitänsbinde trug. Der 29-Jährige ist seit der Oberliga Teil des GAK-Kaders, verpasste den Großteil der laufenden Saison aufgrund eines Kreuzbandrisses und unterschrieb kürzlich einen neuen Vertrag. „Es ist nicht selbstverständlich, dass der Verein an mir festhält. Ich habe immer probiert, auch abseits des Platzes der Mannschaft zu helfen. Ich bin dankbar, dass ich das hier miterleben darf.“
Trotz aller Feierlichkeiten liegt der Fokus voll auf den verbleibenden drei Spielen. „Wir wollen den Punkterekord knacken, danach haben wir noch genügend Zeit zu feiern“, sagte Graf. Um die 70 Zähler von Austria Lustenau aus der Saison 2021/22 zu übertreffen, braucht es drei Siege. Bitter: Der zur Pause eingewechselte Michael Cheukoua verletzte sich am Knöchel und war nach Abpfiff dick einbandagiert, dessen Ersatz Gabriel Zirngast wurde nach einem Aufprall gar mit der Trage vom Platz gebracht und wurde mit Verdacht auf eine Schulterverletzung ins Krankenhaus gebracht.