Der GAK ist Meister in der 2. Liga – vier Runden vor Schluss sind die Rotjacken aufgrund einer Ried-Niederlage bei der Vienna nicht mehr von der Tabellenspitze zu verdrängen. Und damit ist der GAK zurück in der Bundesliga. 6196 Tage nach dem letzten Bundesligaspiel, einem 2:3 gegen Ried. Und 3936 Tage nachdem im Steirer-Cup gegen Rein in Weinzödl die Reise Richtung Bundesliga wieder begann. Damals noch als GAC. „Damals GAC zu rufen, war komisch“, erinnert sich Stadionsprecher Mathias Pascottini.
Schriftlich hat sich der damals 20-Jährige beworben und angefragt, ob er in der 1. Klasse Mitte A nicht als Stadionsprecher – „damals war ich eher Platzsprecher“ – starten darf. „Beim letzten Bundesligaspiel gegen Ried bin ich weinend im Sektor 2 gesessen“, erzählt Pascottini. Am Sonntag hat er seinen Sohn zum Mittagsschlaferl hingelegt, als die Matinee zwischen Ried und Vienna abgepfiffen worden war. Und nicht nur ihm war klar: Der Weg führt ihn nach Weinzödl – sofort.
Perchtold spielte auch 2007 für den GAK in der Bundesliga
Dahin, wo alles wieder begonnen hat. Dahin, wo die Mannschaft gemeinsam das Spiel der Kontrahenten mitverfolgte. Und dahin, wo sich die GAK-Fans trafen, nachdem feststand, dass ihnen der Meistertitel nicht mehr zu nehmen ist. „Wir haben nichts geplant, einfach nur den Moment genossen“, sagt GAK-Kapitän Marco Perchtold. Stimmen die Gerüchte, wird er auch nächstes Jahr für den GAK spielen, dann in der Bundesliga. So wie er es auch 2007 getan hat, bevor insgesamt vier Konkurse die Rotjacken zunächst in die Regionalliga und dann ganz nach unten spülten, die Aktien sozusagen auf null stellten. Oder besser: 1. Klasse Mitte A.
„Es bedeutet mir einfach unheimlich viel“, sagt Perchtold zum feststehenden Titel und Wiederaufstieg. Auch Michael Liendl, mittlerweile Trainer der Unterliga-Mannschaft des GAK und im Vorjahr noch Denker und Lenker im zentralen Mittelfeld, als der GAK am letzten Spieltag den sicher geglaubten Aufstieg noch vergab, zeigte sich gerührt: „Es wäre auch im Vorjahr schön gewesen. Aber ich vergönne es den Jungs so sehr!“ Er verfolgte das Spiel aber nicht mit der Mannschaft, sondern stieß „erst“ am Nachmittag zur spontanen Feier.
GAK-Sportchef Didi Elsneg, einer von denen, die zuletzt immer wieder zu Demut aufriefen, das Mantra „Noch sind wir nicht Meister“ besonders oft in den Mund nehmen musste, atmete tief durch. „Es ist so schön“, sagt er, „wir haben uns das so sehr verdient.“ Und er hat nach dem brutalen Rückschlag in Dornbirn vor einem Jahr genau auf diese Reaktion der Mannschaft gehofft. „Wie bei den Bayern. Das Champions-League-Finale zu Hause verloren und im Jahr darauf das Triple geholt“, nimmt Elsneg Anleihe am ganz großen Fußball.
Und während sich manche Spieler und Fans erhofft hatten, dass der Titel erst am Samstag im eigenen Stadion, vor den eigenen Fans und sozusagen aus eigener Kraft fixiert wird, ist auch die Feier in Weinzödl für Elsneg absolut stimmig: „Familiär und genau da, wo alles wieder begonnen hat“, sagt der Sportchef.
Da passt es dann auch, dass mit Benjamin Geller ein Spieler mit der GAK-Familie feierte, der am 27. Juli 2013 gegen Rein in der Startelf stand. Es waren lange Zeit lauter „echte Rote“, die den GAK damals von Meistertitel zu Meistertitel führten: „Das war definitiv ein Teil des Erfolgsgeheimnisses“, sagt Elsneg. Heute kann er nicht mehr ausschließlich auf den eigenen Nachwuchs setzen. „Im Profifußball gehen dir dann die Spieler aus“, sagt er. Solche wie Perchtold gebe es eben nicht wie Sand am Meer, es brauche auch Spieler wie Daniel Maderner, den Goalgetter ohne GAK-Bezug in der Jugend, aber „ein absoluter Wahnsinnsspieler für uns“, sagt Elsneg. Sein Plan vor der Saison: Eine Mannschaft aufzubauen, die gut für die Top drei der Liga ist. „Alles andere kannst du nicht planen. Großes Lob an das Trainerteam.“
Das nimmt Gernot Messner freilich gerne an. Er saß in Klagenfurt auf der Terrasse, als die Aufstiegsfrage in Wien geklärt wurde. „Mein Sohn hat geschaut und mich immer informiert“, sagt der 43-Jährige, der sich erst in der Nachspielzeit selbst vor den Schirm setzte. „Die Mannschaft hat gewusst, dass ich das Spiel nicht schaue. Aber auch, dass ich komme, wenn wir Meister sind“, sagt Messner. Und dem Kärntner war „völlig egal, wie es passiert“. Nur: „Je früher, desto besser.“ Und: „Der Meistertitel war das große Ziel. In ein paar Wochen ist jedem völlig egal, wo und wann wir als Meister festgestanden sind.“
Ein besonderes Double für Trainer Gernot Messner
Und auch wenn Messner den Moment der kleinen Feier sichtlich genoss: „Ich bin in der Arbeit ruhig, ich bin im Auftreten ruhig, ich bin auch beim Feiern ruhig.“ Auf eines ist er dennoch stolz: dass er wie sein Vater Kurt (1983/84 mit dem SV Spittal) nun Meister-Trainer in der 2. Liga ist. „Ich bin auch als Spieler Meister in der 2. Liga geworden. So vielen ist das Double wohl noch nicht gelungen.“ Obwohl, ganz hat er den Meistertitel noch nicht realisiert. „Aber in solchen Momenten kriegst du mit, wie viel es den Fans bedeutet.“
Über die Trainingswoche hat sich Messner noch keine Gedanken gemacht. „Am Dienstag war sowieso noch frei, vielleicht kommt jetzt auch der Mittwoch dazu“, sagt er. Der GAK will die Saison aber „ordentlich zu Ende spielen“. Das verspricht Messner den Mannschaften, die im Abstiegskampf involviert sind. Er sagt aber auch: „Es werden Spieler zum Einsatz kommen, die zuletzt nicht so viel gespielt haben. Die haben sich nie hängen lassen und immer Gas gegeben. Das belohne ich jetzt.“
Auch Obmann René Ziesler kam verspätet, den Titel erlebte er am Griller daheim mit. „Das, was hier heute passiert, ist spontan und wunderschön. Aber ich gehe davon aus, dass die zwei Heimspiele, die wir noch haben, ebenso unvergessliche Erinnerungen und Bilder liefern werden. Da macht es dann nicht so viel aus, dass die Emotion des eigenen Spiels heute gefehlt hat.“