Es waren ziemlich gelöste GAK-Gesichter, in die man nach dem 1:0-Sieg gegen die Admira am Freitagabend blicken konnte. Schließlich wusste jeder, wie nahe diese drei Punkte die Rotjacken dem Aufstieg gebracht haben.
Lediglich ein Zähler fehlt, um nach 17 Jahren in die Bundesliga zurückzukehren. Gewinnt Verfolger SV Ried am Sonntag um 10:30 Uhr nicht bei der Vienna, krönt sich der GAK bereits zum Meister der 2. Liga, ohne selbst eingreifen zu müssen.
„Wann es passiert, ist komplett egal“, sagen Sportchef Dieter Elsneg und Trainer Gernot Messner unisono, „aber je früher, desto besser.“ Der Coach kündigte an, den Zwischenstand der Ried-Partie nur nebenher am Handy verfolgen zu wollen, schließlich sei der Sonntag der Familientag.
Dass sportlich Verantwortliche das große Ziel möglichst schnell erreicht haben wollen, versteht sich von selbst. Spielerseitig könnte man auch bestens damit leben, die Aufstiegs-Emotionen auf dem Platz zu spüren und den Sack am kommenden Wochenende vor den eigenen Fans gegen den SV Horn zuzumachen.
„Von mir aus kann Ried ruhig gewinnen und wir gewinnen dafür das nächste Spiel zu Hause. Es ist ein noch viel geileres Gefühl, wenn wir die Dinge selber reinnageln und aus eigener Kraft aufsteigen“, erläutert Matchwinner Lenn Jastremski.
Jeder im GAK-Lager wird es verkraften, wenn doch schon am Sonntag alles klar ist. Dann hätte sich die Sache mit dem Druck – endlich – erledigt. Seit Monaten führen die Grazer die 2. Liga souverän an, was natürlich eine Erwartungshaltung weckt, die manchmal mehr Last als Lust erzeugt.
„Seit längerer Zeit heißt es, dass wir eh schon fix Meister sind“, berichtet Elsneg und verteilt ein Kompliment an die Mannschaft, dass sie diesem Druck Stand gehalten hat. Selbigen wird niemand vermissen. Messner: „Wenn wir es schaffen, wird bei jedem einzelnen Druck abfallen. Denn natürlich ist dieser Druck da – bei den Spielern, Trainern, im Vorstand und bei den Fans.“
Zwischen Understatement und Zitterfuß
Dass der GAK in Sachen dramatisch verpasstem Aufstieg seit der Dienstreise nach Dornbirn im Frühjahr 2023 ein traumatisches Ereignis in den Knochen hat, muss man in diesem Zusammenhang nicht extra erwähnen.
„Mal waren wir acht Punkte vorne, mal 14 Punkte – wenn du das nicht über die Ziellinie bringst, bist du der Depp der Nation. Das ist einfach Fakt. Gleichzeitig redet jeder, dass du es eh schon geschafft hast und wir nicht so viel Understatement machen sollen“, verdeutlicht Messner, „zuletzt hat man natürlich gemerkt, dass in manchen Spielen ein Zitterfuß da ist. Das ist auch ganz normal.“
Derzeit setzt der GAK auf knallharten Ergebnisfußball, was gegen die Admira zumindest vor der Pause nicht allzu schön anzusehen, aber umso wirksamer war. „Natürlich möchtest du gewinnen, aber das Ziel war, dass wir punkten. Da brauchst du nicht auf Teufel komm raus zu stürmen“, stellt Messner klar.
Sobald der Aufstieg fixiert ist, können die Planungen für die Bundesliga in eine noch konkretere Phase gehen. Dass der GAK längst in Richtung kommende Saison blickt, versteht sich von selbst. Gewissheit zu haben, schadet allerdings nicht.
Allzu viel ändert sich für Elsneg von einem Tag auf den anderen jedoch nicht: „Ich muss ohnehin ständig up to date sein und meinen Schattenkader haben, egal in welcher Situation wir sind.“ Wobei kein großer Umbruch geplant ist: „Viele Spieler sind länger gebunden, mit anderen sind wir im Dialog. Jeder weiß, woran er ist. Die Mannschaft es sich verdient, sich in der Bundesliga zu beweisen. Es ist aber auch wichtig, jedes Jahr neue Reize zu setzen.“
Aber dies ist ein Thema für die Zeit nach dem über die Ziellinie gebrachten Meisterstück. Denn noch der Aufstieg ja nicht fix-fix.