Als „meine“ Austria Klagenfurt 1982 zum letzten Mal regulär in die Bundesliga (damals „Erste Division“) aufstieg – es war die legendäre Truppe Einheimischer rund um Walter Ludescher – hatte ich gerade maturiert. Als sie 1989 wieder abstieg, war ich gerade mit dem Studium fertig. Als in Europa der Eiserne Vorhang und in Berlin die Mauer fielen, wurde sie in Klagenfurt sozusagen wieder aufgebaut. Dann folgte – mehr als mein halbes Leben lang - ein 32jähriger Marsch durch die Wüste. Einmal eine Oase mit dem Namen FC Kärnten – eine halbe Austria – einmal eine Fata Morgana, nein, ein sportmoralisches Schwerverbrechen, das sich binnen drei Jahren selbst richtete. Ich bin niemals fremdgegangen – übrigens anders als die meisten in Stadt und Land, vor allem die Mächtigen…
2010 sah man (Josef Loibnegger und Heli König sei Dank) aus den Trümmern auferstanden erstmals wieder violette Dressen in der Regionalliga (und wenn ich mich nicht täusche, erzielte das allererste Tor der neuen Austria – gegen Maria Saal – ein gewisser Markus Pink im KFV-Cup).
Den Aufstieg der Austria empfinde ich, jetzt bald sechzig, angesichts der Daten und Fakten tatsächlich als historisch, und meine Freude ist die des Kindes in mir. So viel Euphorie habe ich mir gar nicht mehr zugetraut! Leider bin ich nun in einem Alter, in dem der Satz keine Phrase mehr ist: „Dass ich das noch erleben darf…“ Und das Allerbeste: Fünfzehn Jahre nach seiner Erbauung kann „mein“ prächtiges Wörtherseestadion endlich, endlich seiner eigentlichen Bestimmung übergeben werden. Noch haben die Stühle die falsche Farbe, noch gibt es sehr viel grauen Beton. Mein Wunsch: Grau raus, violett rein!
Dabei war die Saison durchwachsen, und bis knapp vor Schluss hatte es gar nicht nach Aufstieg und Triumph ausgesehen. Das Trauma der Vorsaison, Corona, Personaldebatten, etliche Last-second-Gegentreffer, Trainerwechsel – und schließlich wurde die Austria Dritter, nicht Meister. Mir fällt keine zweite Liga der Welt ein, in der die beiden Tabellenersten nicht aufsteigen dürfen oder wollen. Aber sei`s drum: Zuerst hatten wir viel Pech, später kam auch noch Glück dazu. Heute vor einer Woche undenkbar heißt es nun: Austria plötzlich Bundesligist! (Am besten am St. Pöltner Finale hat mir übrigens gefallen, wie Trainer Pacult ehrlich empört war, dass ihn nach Schlusspfiff einer seiner Spieler hinterrücks mit Bier überschüttet hat! Solche Emotionen sieht man selten an Tagen wie diesen).
Mein Wunsch ans Schicksal ist, dass ich in meinem Leben keinen Abstieg mehr mitmachen muss; Dass meine Frau und ich auf unseren Abo-Plätzen steinalt werden und, wenn die Bratwurst gegessen ist, alle ein, zwei Wochen Stadionsprecher Christian Rosenzopf in sein Mikrophon posaunen sehen und hören können: „Tooooor für die Austria!“
Egyd Gstättner