Herr Karajica, wenn man Ihr Portfolio betrachtet: Wurde irgendeine Branche nicht von Corona getroffen?
Tomislav Karajica: Die Corona-Krise stellt uns alle vor große Herausforderungen, davon sind wir nicht ausgenommen. Tatsächlich gibt es aber auch einige Lichtblicke. Edeloptics zählt zu den größten Multichannel-Optikern in Europa und entwickelt sich trotz Corona hervorragend.
Hamburg Towers, Viktoria Berlin und nicht zuletzt Austria Klagenfurt. Viele Besitzer bringt lediglich ein Klub-Engagement ins Schwitzen. Sie haben drei - können Sie nachts noch schlafen?
Zum Glück brauche ich nicht so viel Schlaf. Nein, Spaß beiseite, ich bin kein Typ, der in Problemen denkt. Wir versuchen das Beste aus der aktuellen Situation zu machen, entwickeln uns weiter und stellen uns auf, um voll durchstarten zu können, wenn es wieder losgeht. Wir nutzen die Zeit, um unsere digitalen Produkte weiterzuentwickeln, die zukünftig eine immer größere Bedeutung erlangen werden. Mit den Unicorns of Love haben wir jetzt zum Beispiel eines der erfolgreichsten eSport-Teams in Europa an unserer Seite.
Austria Klagenfurt und die SV Ried waren im bisherigen Saisonverlauf erbitterte Rivalen. Wie kam es dazu, dass nun gemeinsame Sache gemacht wird?
Wir haben Gespräche mit unseren Kollegen von der SV Ried aufgenommen und schnell festgestellt, dass wir auf einer Linie sind. Beide Klubs würden das sportliche Duell gern weiter auf dem Platz austragen. Doch derzeit sieht es nicht danach aus, dass uns dies ermöglicht werden kann.
Die Austria hat bei der jüngsten Videokonferenz der 2. Liga gegen einen Abbruch der Saison gestimmt. Was hat Sie umdenken lassen?
Es ist nach wie vor so, dass wir am liebsten spielen würden. Aber die Fortführung der Saison mit Geisterspielen wäre für einen Großteil der Vereine wirtschaftlich nicht zu bewerkstelligen. Dann sind wir natürlich solidarisch und würden uns dem mehrheitlichen Wunsch anschließen.
Sie haben gemeinsam mit Ried einen Antrag auf Aufstockung der Bundesliga auf 14 Klubs eingereicht. Was spricht aus Ihrer Sicht für diese Variante?
Das ist die fairste Lösung. Die Corona-Pandemie raubt Ried und uns die Chance, den Aufstieg sportlich auszufechten. Keinen oder nur einen hochzuziehen, würde in jedem Fall berechtigte Klagen nach sich ziehen. Wie will man das bewerten? Wir sind Herbstmeister geworden und haben das direkte Duell für uns entschieden, Ried liegt nach 19 Runden vorn. Doch es wären noch elf Spiele zu absolvieren, da kann sich alles wieder drehen. Alle Vereine sind unverschuldet in diese schwere Situation geraten – es sollte keiner dafür bestraft werden.
Der Antrag müsste am 7. Mai bei der Hauptversammlung mit einer Zweidrittel-Mehrheit angenommen werden. Warum sollten die Klubs zustimmen?
Sowohl Ried als auch wir haben bisher eine herausragende Saison gespielt. Wir sind der Ansicht, dass dies belohnt werden muss. Beide Klubs hätten es verdient und wären mit ihrer Tradition sowie ihren Ambitionen eine Bereicherung für die Bundesliga. Es stellt sich eher die Frage: Warum sollten sie dagegen stimmen? Denn unser gemeinsamer Antrag soll allen Vereinen so schnell wie möglich sportliche und wirtschaftliche Planungssicherheit geben. Nur so werden wir aus der Corona-Krise mit möglichst wenig Blessuren herauskommen.
Es heißt, dass Sky bei einer Modus-Änderung ein Sonderkündigungsrecht besitzt und die TV-Rechte neu verhandeln könnte. Das dürfte eine Verringerung der Einnahmen für die Klubs bedeuten.
Das haben wir auch immer wieder gelesen – und daher Kontakt zu Sky aufgenommen. Das Gespräch war sehr positiv. Wir haben mitgenommen, dass solche Befürchtungen unbegründet sind. Viel mehr ist Sky sehr daran interessiert, das Produkt noch attraktiver zu gestalten. Solche Ausnahmesituationen bieten auch die Möglichkeit, im Dialog mit den Partnern über grundsätzliche Themen wie Modus, Ligagröße, aber auch die Produktqualität der Bundesliga zu reden. Nur eine ganzheitliche Betrachtung ist zielführend und nicht die Verengung der Diskussion auf eine Modus-Änderung. Das sind wir im Übrigen einem langjährigen Partner wie Sky auch schuldig. Alle Beteiligten müssen jetzt an einen Tisch, um so schnell wie möglich Planungssicherheit und Klarheit zu schaffen.
Die TV-Gelder müsste dann aber unter 14 statt wie bisher zwölf Klubs verteilt werden. Dem wird niemand zustimmen, oder?
Wir sitzen doch derzeit alle in einem Boot. In der Corona-Krise sollten die Vereine zusammenhalten, fair und solidarisch miteinander umgehen. Ich bin fest davon überzeugt, dass man bei der Verteilung eine für alle tragbare Lösung findet. Mit Vereinen wie Ried und Klagenfurt nimmt die Bundesliga an Attraktivität und Wertigkeit zu, was einem Rechteinhaber wie Sky unmittelbar hilft.
Sie sind erst vor rund einem Jahr bei der Austria eingestiegen, der Verein hatte eine schwere Zeit hinter sich. Wären Sie überhaupt reif für die Bundesliga?
Die Mannschaft hat ihre sportliche Qualität über weite Strecken der Saison eindrucksvoll unter Beweis gestellt. Das Gerüst steht, wir werden den Kader aber weiter verstärken. Wir haben von Anfang an betont, dass Austria Klagenfurt so schnell wie möglich in die Bundesliga gehört und sich dort etablieren wird. Wenn es so weit ist, werden wir bereit sein.
Wie fällt Ihre bisherige Bilanz zum Investment in Klagenfurt aus?
Sehr positiv. Als wir im März 2019 angetreten sind, wurde ich gefragt, was ein Abstieg in die Regionalliga bedeuten würde. Ein Jahr später sind wir ein Spitzenteam der 2. Liga. Auch abseits des Platzes haben wir hart gearbeitet, um Vertrauen zurückzugewinnen, das in der Vergangenheit verloren gegangen ist. Die Austria wird als attraktiver Partner wahrgenommen und uns wurde auch bereits signalisiert, dass man Klagenfurt gern in der Bundesliga wiedersehen würde.
Möglicherweise sprechen wir nun über einen Bundesliga-Aufsteiger. Hand aufs Herz - Würde Sie als Sportler ein am grünen Tisch abgesegneter Aufstieg eigentlich zufriedenstellen?
Mit Beginn der Vorbereitung auf die Saison im vergangenen Sommer haben wir dafür gekämpft und daran geglaubt, etwas erreichen zu können, das uns wohl kaum jemand zugetraut hat. Wenn wir aufsteigen, dann wird es sich nicht anfühlen, als würden wir etwas geschenkt bekommen. Die Mannschaft hat es sich verdient.
Ried hat ja schon Bundesliga gespielt, Klagenfurt eine, sagen wir, etwas schwierigere Geschichte. Wie versuchen Sie, mögliche Ressentiments auszubügeln?
Wir schauen nicht zurück. Wir haben in den vergangenen Monaten auf und neben dem Platz Aufbauarbeit geleistet, der Verein ist entschuldet und hat große Ambitionen. Ressentiments spüren wir nicht, daher gibt es nichts auszubügeln.
Sie überlassen ja nichts dem Zufall. Haben Sie schon errechnet, wieviel Ihnen eine Bundesliga-Saison kosten würde?
Wir haben die Lizenz für beide Ligen beantragt und dementsprechend auch die Budgets errechnet.
Letzte Frage: Es hieß stets, man plane zweigleisig. Noch immer?
Wir sind auf jeden Fall bereit für die Bundesliga.