Bei Wacker Innsbruck, das ist einigermaßen gesichert überliefert, handelt es sich um einen Traditionsklub. Damit nehmen es auch die Verantwortlichen offenbar sehr genau, denn Tradition haben nicht nur – mittlerweile schon sehr lange zurückliegende – sportliche Erfolge, sondern auch die Pleiten. 20 Jahren nach dem Fiasko um den FC Tirol droht nun auch dem Nachfolgeverein das unrühmliche Ende. Die Lizenz wurde in erster Instanz verweigert, und derzeit ist noch nicht einmal klar, ob der Spielbetrieb bis zum Ende der Saison fortgeführt werden kann. Zumindest das heutige Match gegen den GAK geht jedoch planmäßig über die Bühne. Was aber ist mit dem Klub geschehen, dass es so weit kommen konnte?
Die Vereinspolitik der Tiroler nachzuvollziehen, fällt angesichts der in diesem Zusammenhang aufgetretenen gewaltigen Probleme nicht leicht, zumal schon von Beginn an bzw. bald danach Zweifel an der Seriosität diverser Geldgeber laut geworden waren. Der sogenannte „dubiose Investor“ zieht sich wie ein roter Faden durch die vergangenen Monate, und dieser leitet den „Follower“ geradewegs in die tiefroten Zahlen.
Im vergangenen Jahr hatte sich Wacker mit dem Hamburger Investor Matthias Siem überworfen, dann sorgte der Russe Michail Ponomarew für einen, wie es hieß, „Überbrückungskredit“. Im März wurde der 33-jährige Immobilienmanager Kevin Radi, früher einmal ein mittelmäßiger Innsbrucker Fußballer, zum neuen Präsidenten gewählt. Er lockte mit einem neuen Investor, doch die guten Gaben vom aus dem medizinischen Bereich kommenden deutschen Unternehmer Thomas Kienle sind offenbar bisher ausgeblieben.
Treue Seelen
Mittlerweile gibt es dem Vernehmen nach Forderungen der einstigen Gönner aus Hamburg und Russland, die Verbindlichkeiten des Klubs der 2. Liga sollen sich auf mehr als vier Millionen Euro belaufen. Kein Wunder, dass die Bundesliga die Lizenz verweigerte. Das Match gegen den GAK kann nur deshalb noch stattfinden, weil die schon viele Jahre als Partner zur Verfügung stehende Security-Firma ein Einsehen hatte und mitspielt.
Die Mitarbeiter halten ihrem Verein aus reiner Loyalität derzeit noch die Treue, obwohl etliche Angestellte seit zwei Monaten kein Gehalt erhielten. Doch die ebenfalls schon geraume Zeit auf ihre Gagen wartenden Spieler wandten sich an die Gewerkschaft, und über diese wurde dem Klub nun eine Frist gesetzt, es handelt sich um ein Ultimatum. Bis 26. April muss der Verein sämtlichen Zahlungsverpflichtungen nachkommen, ansonsten wären alle Spieler kostenlos frei. Das wäre für Wacker Innsbruck der definitive Ruin.
Im Einzelfall hohe Kosten
Hinter den Geldforderungen stehen in der Tat durchaus dringende Bedürfnisse der Spieler, die zwar nicht mittellos dastehen, aber auch keine (nach fußballerischen Profi-Maßstäben gerechnet) Topverdiener sind. So wurden einigen Kickern nach Kreuzband-Operationen zunächst Mahnungen, und schließlich Inkassobriefe zugestellt, mit Forderungen für die üblicherweise vom Verein getragenen medizinischen Kosten. Diese belaufen sich im Einzelfall, auch durch die Inkassokosten, auf bis zu 20.000 Euro.
Die Situation ist ähnlich wie vor 20 Jahren bei der spektakulären Pleite des FC Tirol. Der Unterschied liegt in der sportlichen Wertigkeit. Damals war Innsbruck Österreichs fußballerisches Zentrum, nunmehr ist ein Zweitliga-Klub betroffen. So gesehen sind die jüngsten Leistungen von Wacker erstaunlich. Austria Lustenau wurde 3:0 geschlagen, gegen den FAC gab es ein 1:1, es handelt sich immerhin um die beiden Aufstiegsanwärter.