Julian Edlinger hat ein klares Ziel: Der Student auf der Montanuniversität in Leoben möchte als Schiedsrichter in die Bundesliga. Im steirischen Talentekader ist der 25-Jährige bereits, in der Landesliga als Hauptschiedsrichter und in der Regionalliga als Linienrichter tätig. Und jetzt hat er – unverhofft – sein Debüt in der 2. Liga gegeben. Mit Schiedsrichterkollegen Gerald Bauernfeind ist er nach Wiener Neustadt zum kleinen Grazer Derby zwischen GAK und Sturm II gefahren. „Ich wollte das einmal sehen und kennenlernen“, sagt Edlinger.
Und als es sich Edlinger auf der Tribüne gemütlich gemacht hatte, wurde nach ihm verlangt: Linienrichter Andreas Zangerle hatte sich beim Aufwärmen verletzt, Edlinger musste einspringen. „Am Anfang war schon Nervosität da, aber das wurde dann bald zu Vorfreude“, sagt Edlinger. „Weil ich im Talentekader bin, habe ich mich gut vorbereitet gefühlt.“ Edlinger machte seine Sache gut. „Ich hab mir das Spiel noch einmal angesehen, ich bin zufrieden mit mir“, sagt er. Einige knifflige Abseitsstellungen hat der 25-Jährige richtig erkannt. „Ich habe positives Feedback bekommen, beide Vereine waren mit meiner Leistung zufrieden“, sagt das Schiedsrichter-Talent. Am Donnerstag feierte Edlinger seinen 25. Geburtstag: „Das perfekte Geburtstagsgeschenk“, sagt er lachend.
Eine klare Vorstellung über den weiteren Verlauf seiner Karriere hat er: Für den nächsten Schritt – Hauptschiedsrichter in der Regionalliga – fühlt er sich bereit, zwischen 28 und 30 will er dann in der Bundesliga andocken. Ob er in die Regionalliga pfeifen darf oder nicht, liegt an der eigenen Performance. Die Leistungen im steirischen Landesverband werden beurteilt und mit Punkten bewertet. „Das ist wie in einer Liga, die Besseren steigen auf, die Schlechteren ab“, sagt Edlinger.
Die eigene Fußballer-Karriere hat Edlinger früh an den Nagel gehängt. „Das Talent zum Kicken hat mein Bruder“, sagt er. Der spielt in Bärnbach in der Oberliga. Selbst war der 25-Jährige als U7-Trainer in Kainbach aktiv. „Da habe ich als Trainer unbesetzte Spiele selbst gepfiffen und bin einem Schiedsrichterkollegen aufgefallen“, erzählt er. Zuerst hat er noch gehadert: „Ich war als Spieler und Trainer einer, der gerne mit dem Schiedsrichter diskutiert hat. Darum habe ich überlegt“, sagt der Grazer. Er hat sich dann aber doch für die Ausbildung entschieden und das bisher keine Sekunde bereut. „Wenn mich der Kollege nicht sieht und anspricht, wäre ich nicht Schiedsrichter geworden“, sagt Edlinger. „Ich war zur richtigen Zeit am richtigen Ort.“ Und jetzt, in Wiener Neustadt, wieder.