Vor rund 1,7 Millionen Jahren erloschen in der Südoststeiermark die letzten aktiven Vulkane. Über Jahrtausende formten die Lava spuckenden Krater die Region und gaben ihr die typisch hügelige Form. Nun, im Jahr 2021, brodelt es im Vulkanland wieder. Grund dafür ist aber nicht etwa eine geologische Sensation, sondern eine rein sportliche. Für den TUS Bad Gleichenberg und den USV St. Anna am Aigen steht gleich zu Saisonbeginn das Spiel des Jahres auf dem Programm.
Im ÖFB-Cup empfangen beide Klubs große Namen des österreichischen Fußballs. Bad Gleichenberg trifft heute (19 Uhr) in Feldbach auf den TSV Hartberg, St. Anna fordert am Samstag (19 Uhr) den GAK im heimischen Stadion. "Tatsächlich habe ich mir vor der Auslosung drei Klubs gewünscht: Rapid, Sturm oder eben den GAK. Das ist ein Traum-Los", erklärt Trainer und Sturm-Legende Tomislav Kocijan.
Seit 2016 sitzt er bei St. Anna auf der Trainerbank, führte die Truppe aus dem Vulkanland von der Landesliga in die dritthöchste Spielklasse und etablierte den Verein in der oberen Tabellenhälfte. "Wir gehören zur Spitze, sind in diesem Duell aber mit Sicherheit Außenseiter. Die Grazer brauchen einen schlechten Tag und wir einen perfekten, dann ist vielleicht die Sensation möglich", meint Kocijan, der seine schwarz-weiße Vergangenheit vor diesem Duell nicht als zusätzliche Motivation braucht. Vielmehr hebt er die Bedeutung für die Zuschauer heraus. "Die ganze Ortschaft lebt bei jedem Spiel mit. Für die Leute ist so ein Duell etwas ganz Besonderes." Ähnlich sieht es auch Obmann und Bürgermeister Johannes Weidinger: "Wir hoffen auf 2500 Enthusiasten im Stadion. Das ist eine unglaubliche Geschichte für das gesamte Vulkanland."
Eine nahezu unglaubliche Geschichte schrieb auch der TUS Bad Gleichenberg im ÖFB-Cup. In den zwei vergangenen Jahren scheiterte man gegen Lafnitz (0:1) und Steyr (2:3) nur mit einem Tor Unterschied. "Wir wollen wieder einmal überraschen und die kleine Chance nützen. Die Vorfreude ist unglaublich groß, der Cup schreibt immer seine eigenen Gesetze", erklärt Leonhard Kaufmann, der mit seinen Bad Gleichenbergern in der Saison 2017/18 sogar bis ins Achtelfinale stürmte. Dort war erst gegen Seriensieger Salzburg Schluss. Ein Erfolg, der Lust auf mehr machte. "An einem einzigen Tag ist immer viel möglich. Gegen Bundesliga-Teams musst du über dich hinauswachsen und alles geben. Für so ein Spiel lebst du als Amateurfußballer", erklärt der ehemalige Profi von Sturm. Für die Partie wich man extra nach Feldbach aus, auf Fans baut man trotzdem. "Vielleicht kommen dadurch sogar mehr", hofft Kaufmann.
Bad Gleichenberg - Hartberg (Freitag, 19 Uhr)
Außer Außenverteidiger Christian Klem (Meniskus-OP) steht Hartberg-Trainer Kurt Russ heute beim Pflichtspielauftakt in Feldbach gegen Bad Gleichenberg der gesamte Kader zur Verfügung. "Wir nehmen das Spiel sehr ernst und werden Bad Gleichenberg sicher nicht unterschätzen. Wir wollen unbedingt in die nächste Runde und das will ich von der ersten Minute weg auf dem Platz sehen." Für die Defensive ist das Transferprogramm abgeschlossen, "offensiv müssen wir definitiv noch adaptieren", sind sich Russ und Sportdirektor Erich Korherr einig. "Drei bis vier Spieler sollen schon noch kommen", sagt Korherr. Stefan Rakowitz wird keinen Vertrag bei den Hartbergern bekommen, mit Julius Ertlthaler wird noch gesprochen.
St. Anna/Aigen - GAK (Samstag, 19 Uhr)
Der GAK hat sich für die heurige Saison mit bislang sechs Neuerwerbungen (Huber, Seidl, Rusek, Sangare, Felipe, Kalajdzic) verstärkt. "Wir haben eine gute Mannschaft, auch wenn der eine oder andere Spieler noch etwas Spielpraxis braucht", sagt Trainer Gernot Plassnegger. Am Samstag (19 Uhr) in St. Anna darf nichts passieren. "Wir haben den nötigen Respekt und wollen nicht wieder in der ersten Runde raus", sagt Plassnegger. Vergangene Saison war der Cup für die Grazer nach dem 0:1 gegen Seekirchen (Regionalliga) nach der ersten Runde schon zu Ende.
Lafnitz - Traiskirchen (Freitag 19 Uhr)
Lafnitz-Trainer Philipp Semlic erwartet heute (19 Uhr) gegen Traiskirchen aus der Regionalliga Ost einen "richtigen Cup-Fight. Wir müssen versuchen, unsere physischen Vorteile auf den Platz zu bringen". Semlic bewertet die Niederösterreicher als sehr spielstarke Mannschaft. Die Oststeirer müssen auf die verletzten Fabian Wohlmuth, Marco Fuchshofer und Stefan Gölles verzichten. Vergangene Saison war für die Lafnitzer in der zweiten Cup-Runde Schluss – nach einer 2:4-Niederlage gegen Austria Klagenfurt.
Dellach/Gail - Weiz (Freitag 19.30 Uhr)
Bei Weiz-Trainer Christoph Monschein ist die Vorfreude vor dem ersten Pflichtspiel groß. Beim Kärntner Landesligist Dellach/Gail sind die Weizer klarer Favorit. "Aber das wird keine leichte Partie", sagt Monschein. "Die lange Anreise, der enge Platz – wir werden den Gegner nicht unterschätzen", sagt er. Einsatz und Zusammenhalt sind dem neuen Weiz-Trainer wichtig. "Dann stimmen auch die Ergebnisse."
Elektra - Gleisdorf (Samstag 18 Uhr)
Einen "Umbruch" haben die Gleisdorfer erlebt. Gegen Elektra Wien will die Mannschaft von Thomas Raffl trotzdem eine Runde weiterkommen. "Wir haben eine gute Vorbereitung gespielt", sagt der Trainer, der auch alle Hebel in Bewegung gesetzt hat, um Videomaterial vom Gegner zu bekommen. "Da zahlt sich ein gutes Netzwerk aus", sagt Raffl, der aktuell den A-Lizenz-Kurs besucht.
Kalsdorf - Altach (Samstag 18.30 Uhr)
Als Riesentöter hat sich Kalsdorf im ÖFB-Cup schon einen Namen gemacht. 2006 eliminierte der jetzige Regionalligist den SK Sturm aus dem Pokalbewerb, 2013 musste der damalige amtierende Meister Austria Wien im Süden von Graz die Segel streichen. Die Zeit wäre also wieder reif, einen weiteren Bundesligisten auszuschalten. Mit Altach gastiert am Samstag (19 Uhr) aber eine "sehr kompakte Mannschaft, die mit Atdhe Nuhiu einen extrem torgefährlichen Stürmer hat", sagt Kalsdorf-Trainer Jörg Schirgi, der von einem "Highlight" für den ganzen Klub spricht. "Wir brauchen einen guten Tag und Altach muss einen nicht so guten erwischen. Wenn wir nicht zu passiv werden und unseren Plan umsetzen, rechnen wir uns schon etwas aus."
Auf die Rückkehr der Fans beim Pflichtspielcomeback nach langer Pause freut sich Schirgi extrem. "Wir wollen uns wie in der Vorbereitung gut präsentieren und viel Selbstvertrauen tanken."
Vienna - Kapfenberg (Sonntag 11 Uhr)
Kapfenberg hat für den Cup-Auftakt mit der Vienna einen echten Brocken erwischt, hat sich der Traditionsverein doch etwa mit Ex-Nationaltorwart Andreas Lukse verstärkt. KSV-Trainer Abdulah Ibrakovic sagt trotz des großen Umbruchs aber: "Wir haben Qualität, die müssen wir auf den Platz bringen." Weil Torhüter Christopher Giuliani ausfallen dürfte, steht Patrick Krenn nach 618 Tagen vor einem Comeback.