Die Arbeitswelt hat sich in der langen Corona’schen „Home Office“-Zeiten bereits daran gewöhnt: Die Kommunikation über den Bildschirm wurde zur täglichen Routine. Heute vollziehen auch Österreichs Kicker den ersten Schritt in diesen neuen digitalen Alltag.
Der ORF verzichtet nach dem Finale im UNIQA-ÖFB-Cup zwischen RB Salzburg und Austria Lustenau auf das gewohnte Zwiegespräch zwischen Reporter und Sportler. Die Rollen von Kameramann und Interviewer übernimmt diesmal eine sogenannte Spidercam.
Eine mobile Kamera also, die während des Spiels – aufgehängt auf vier Seilen – für spektakuläre Luftaufnahmen quer durch und über das Wörthersee-Stadion gezogen wird. Und die – erstmals! – nach der Partie als Bildschirm dient, über welchen Trainer und Spieler mit dem Publikum zu Hause Freude oder Frust teilen werden.
Weltmarktführer
Für die richtige Handhabung und die perfekten Bilder sorgt die Spidercam GmbH. „Das Wörthersee-Stadion ist für das Unternehmen praktisch ein Heimspiel. „Wir haben unseren Firmensitz in Kärnten und hier fixe Elemente montiert, sind daher schnell beim Aufbau“, erklärt Inhaber und Geschäftsführer Jan Peters, dessen Vater Jens vor rund 15 Jahren diese Technologie entwickelte. Heute ist Spidercam Weltmarktführer und gut gebuchter Zulieferer bei Großveranstaltungen. Die Kundenliste ist lang und elitär, wie Peters verrät: „Unsere Systeme standen bei Olympischen Spielen ebenso im Einsatz wie beim Song Contest, der Metallica-World-Tour, Fußball-Weltmeisterschaften und natürlich der Heim-EM 2008.“ Damals entstand der Kontakt zum ORF, der seither nie mehr abriss.
Beim heutigen Spiel ist die Spidercam als eine von 22 Kameras im Einsatz. 29 Mann umfasst das ORF-Team, drei stellt Spidercam: einen Kameramann, einen Techniker und einen Piloten, der die Cam diesmal von den leeren Publikumsrängen aus steuert. „Wir können einen Bereich von bis zu 250 x 250 Metern abdecken, erreichen jeden Punkt im Stadion“, erklärt Peters, der den Premieren-Interviews gespannt entgegensieht. „Wir nähern uns dabei dem Interviewpartner bis auf 20 Zentimeter.“ Dass es dabei Übertragungsprobleme geben könnte, schließt er aus: „Wir arbeiten mit Glasfasern, die in den Tragseilen eingebunden sind.“