Mister Marsch, kurze Frage, wie geht es?

JESSE MARSCH: Es ist alles okay. Wir sind schon fast zurückgekehrt zur Normalität. Unsere Jungs sind begeistert, dass es wieder losgeht.

Wie ist es Ihnen ergangen in den vergangenen Wochen, wie haben Sie die Corona-Phase erlebt?

Ich war viel zu Hause, habe viel Zeit mit meiner Familie verbracht. Es gab aber natürlich auch viele Gespräche mit unserem Trainerstab, mit den Klubverantwortlichen , wir haben Pläne für die Zukunft erstellt. Ich habe regelmäßig mit den Jungs telefoniert, um zu checken, ob alles in Ordnung ist. Wir haben viele junge Spieler, die alleine und weit weg von Zuhause wohnen. Sie sind jetzt alle zurückgekommen und waren bereit für die nächste Phase.

Wie beurteilen Sie die Vorbereitung?

Es ist im Grunde alles sehr gut verlaufen, mit den kleinen Gruppen und dann mit dem Mannschaftstraining, aber wir hatten schon sehr wenig Zeit zur Verfügung.

Ist es nicht seltsam, zu planen, wenn so viel Ungewissheit hinsichtlich der Zukunft mitschwingt?

Ja, es ist alles neu und sehr eigenartig. Aber wir müssen das Beste aus dieser Situation machen. Wir sollten jeden Tag mit einer positiven Einstellung an die Sache herangehen und nicht fragen, warum ist das jetzt so oder so. Es ging ja auch darum, keine Zeit zu verlieren. Unsere Arbeit in den letzten Wochen war wirklich super.

Wie groß ist die Erleichterung, dass es jetzt wieder losgeht, auch wenn das Cupfinale als Geisterspiel über die Bühne geht?

Es ist natürlich ungewohnt. Aber es ist auch großartig, mit so einem bedeutenden Spiel zurückzukehren. Wir haben viel Energie und sind bereit für ein richtig gutes Match. Das ist jetzt unsere Mentalität.

Welche Einstellung haben Sie grundsätzlich zu Geisterspielen?

Es ist alles andere als ideal. Aber für mich persönlich macht es letztlich keinen Unterschied, weil einfach meine Leidenschaft für den Fußball so stark ausgeprägt ist. Natürlich ist es viel besser, wenn Fans dabei sind. Du hast Stimmung und Energie im Stadion. Aber in dieser Situation ist es wichtig anzuerkennen, dass überhaupt wieder gespielt werden kann. Ungeachtet der seltsamen Situation müssen wir bereit sein, alles zu geben.

Also steht die Freude über den Neustart über den Zweifeln, die den Fußball in dieser Phase begleiten?


Das klingt sehr optimistisch. Wann könnte Publikum im Stadion Ihrer Meinung nach wieder ein Thema sein?

Ich hoffe schon bald. Wir müssen optimistisch sein, wir müssen positiv bleiben, wir müssen nach vorne schauen.

Sie haben ja gewiss den Start in der deutschen Bundesliga verfolgt. Welche Rückschlüsse lassen sich da für Österreich ziehen?

Ich denke, es ist komischer für die Zuschauer als für die Mannschaft. Für die Spieler ist es fast normal. Sicher, die Emotion ist nicht so stark, aber wir bringen jeden Tag alles, da gibt es praktisch keinen Unterschied.

Wann wird es Ihrer Meinung nach wieder möglich sein, Fußball wie früher mit vollen Stadien zu erleben?

Wenn die Situation stabil bleibt, und die Österreicher sind ja sehr diszipliniert, werden wir bald in Richtung Normalität gehen. Ein volles Stadion? Ich weiß nicht, es gibt da noch einiges zu tun, aber wir sind auf dem richtigen Weg.

Wie haben Sie die Maßnahmen gegen das Coronavirus empfunden?

Wir als Klub  und auch mit meiner  Familie haben die Regeln alle befolgt. Ich habe große Achtung vor dem Gefühl der Solidarität in der Gesellschaft und ich dachte, hoffentlich können wir auch ein Vorbild sein, also befolgen wir alles. Ich bin hier zu Gast, und mein Respekt ist sehr groß.

Kommen wir zum Cupfinale. In welcher Verfassung befindet sich Ihre Mannschaft nach dieser langen Pause, vor allem auch in mentaler Hinsicht?

Nun, wir sind nicht in Topform, das ist ja eigentlich unmöglich. Aber wir gehen mit dieser Situation bestmöglich um. Wir haben sehr gut zusammen gearbeitet. Jetzt ist es Zeit für ein großes Spiel. Und die Mentalität ist in diesem Moment das wichtigste Thema. Wir müssen kämpfen, wir müssen gegen Lustenau alles aus uns herausholen. Wenn wir nur ein bisschen nachlassen, wird es zu wenig sein. Ein Fehler und es kann sehr gefährlich werden. Wir haben darüber gesprochen, und die Jungs sind sehr klug. Jetzt ist jeder einzelne gefragt.

Sie gehen als klarer Favorit in dieses Spiel. Wie beurteilen Sie die Ausgangsposition?

Viele meiner Lieblingsfilme handeln von den "Underdogs", den Außenseitern, die sich letztlich durchsetzen. Aber in unserem Fall möchte ich so etwas natürlich nicht erleben.