Beste Freunde werden Christian Ilzer und Robert Klauß wohl nicht mehr. Das „Spionage-Gate“ bringt zusätzliche Brisanz ins ÖFB-Cup-Finale zwischen Sturm Graz und Rapid. Den zuletzt verweigerten Handschlag soll es vor dem Endspiel am Mittwoch (17.00 Uhr/live ORF 1) jedoch wieder geben, wie die Trainer der Finalisten durchblicken ließen. Gemeinsamkeiten sind vorhanden. Ilzer wie Klauß sind ohne großen Namen bereits früh ins Trainergeschäft eingestiegen.
„Für mich ist das Thema erledigt. Von meiner Seite werde ich mich um ein normales Verhältnis zwischen Klauß und mir bemühen“, betonte der Steirer vor dem Wiedersehen in Klagenfurt. Keine Woche davor waren Ilzers Emotionen nach dem 3:1 von Sturm in Wien übergeschwappt. Von „Paranoia“ war die Rede, nachdem Klauß von Grazer Spionen bei Rapids Trainingseinheiten berichtet hatte. Er habe nur auf die Vorwürfe reagiert, meinte Ilzer dazu am Montag. Dem Finale wollte er nun „genügend Respekt entgegenbringen, dass ich dieses Thema aus meiner Sicht für beendet erkläre“. Klauß hatte kurz davor angemerkt, dass er der Causa keine Beachtung mehr schenken wolle. Ein Handschlag „gehöre dazu“, so der Deutsche. „Ich habe kein Problem mit ihm.“
Für den 46-jährigen Ilzer und den sieben Jahre jüngeren Klauß kann das Cup-Finale den nächsten Schritt auf der Karriereleiter bringen. Der Steirer durfte die Trophäe bereits im Vorjahr mit Sturm bejubeln. Ein „absolutes Highlight“ an einem fantastischen Fußballabend, wie er rückblickend anmerkte. „Jetzt gibt es die Wiederholung. Es wieder dorthin zu schaffen, ist schon eine Auszeichnung. Es war ein steiniger, harter Weg wieder ins Finale. Das zu gewinnen, würde uns wieder alles bedeuten.“
Klauß wartet noch auf einen Titelgewinn als Chefbetreuer. Als Co-Trainer von Ralf Rangnick stand er mit RB Leipzig 2019 im Finale des DFB-Pokals, das gegen Bayern München verloren wurde. „Als Cheftrainer ist es bis dato das größte Spiel. Ich freue mich riesig drauf, dass ich nach einem halben Jahr die Chance bekomme, einen Titel zu gewinnen. Es macht mich stolz“, sagte der seit vergangenem November in Wien arbeitende Deutsche. Der wie Ilzer zweifache Familienvater hat seinen Weg zum Coach schon in jungen Jahren eingeschlagen.
Ilzer schloss den Traum, Fußball-Profi zu werden, als Stürmer des SC Weiz nach zwei Kreuzbandrissen früh ab und stieg mit 17 Jahren als Betreuer im Nachwuchsbereich ein. Aus den Niederungen des steirischen Fußballs schlug der gelernte Elektrotechniker als Co-Trainer, Video-Analyst und Konditionstrainer des TSV Hartberg den Weg nach oben ein. Ilzer schloss das Studium der Sportwissenschaften ab, schaffte nach zweimaliger Ablehnung aufgrund seiner fehlenden Karriere als Profi doch noch den Sprung in den UEFA-Pro-Lizenzkurs des ÖFB und hospitierte bei Größen der Branche wie Jupp Heynckes oder Arsene Wenger. Sein Weg führte ihn schließlich aus der Oststeiermark heraus über Wolfsberg in die Bundesliga.
Nach einem einjährigen, sich schwierig gestaltenden Intermezzo bei der Wiener Austria kehrte Ilzer 2020 in die Steiermark zurück. Er verließ Wien auf eigenen Wunsch Richtung Sturm und formte gemeinsam mit dem erst kurz davor zum neuen Sportchef bestellten Andreas Schicker sein Team. Sturm hatte die Saison als Sechster der Meistergruppe ohne Europacup-Start abgeschlossen - ein Jahr später war man Dritter. Die nunmehrigen Stammkräfte Jon Gorenc Stankovic, Jusuf Gazibegovic und Gregory Wüthrich holte Ilzer 2020 zum Club, Alexander Prass, Manprit Sarkaria und David Affengruber folgten ein Jahr später. Der Erfolg hat dem eingeschlagenen Weg bisher recht gegeben.
Klauß stand ab Oktober 2022 ein Jahr noch selbst auf dem Rasen - für den SSV Markranstädt in der sechsten deutschen Liga. In die Sachsenliga kehrte der in Eberswalde nordöstlich von Berlin geborene Ostdeutsche nach Ende seines Engagements beim 1. FC Nürnberg zurück. Bei Markranstädt hatte der gelernte Mittelstürmer bereits als 22-Jähriger gespielt, ehe der Verein seine Männer-Sparte an Red Bull abgab, wodurch auch Klauß fortan für Leipzig stürmte. Damals begann er mit 25 Jahren als Co-Trainer der U14 der Leipziger seine Betreuer-Tätigkeit. 2014 übernahm er hauptamtlich die U14, ein Jahr später die U17 und eine weitere Saison darauf die U23 der „Roten Bullen“.
Verbrieft ist auch, dass Klauß den Lehrgang zum Fußballlehrer 2018 als Jahrgangsbester mit einem Notenschnitt von 1,0 abschloss. Lehrmeister war neben Rangnick auch Julian Nagelsmann, unter dem er ebenfalls als Assistent bei RB arbeitete. In seiner ersten Station als „Chef“ war er in Nürnberg tätig. Kurios: Selbst während seiner Zeit bei den Franken ließ es sich Klauß nicht nehmen, für Markranstädt im Landespokal einzulaufen.