Während die erfolgsverwöhnten Kicker der Schwarz-Weißen als „Derbysieger, Derbysieger“ durch die Stadion-Katakomben und ihre Fans durch die Stadt zogen, trauerten die „Rotjacken“ einer Sensation nach. Der erste Derbyerfolg seit November 2006 war für den Außenseiter greifbar.
„In den zehn Minuten nach der Pause müssen wir das 3:1 machen. Da haben wir überragend gekontert“, brachte GAK-Trainer Gernot Messner das größte Versäumnis seiner heroisch kämpfenden Truppe auf den Punkt. Statt Vorentscheidung hieß es kurz darauf Ausgleich – 2:2 (58.). Yannick Oberleitner, dessen Treffer zum 2:1 (37.) wegen Handspiels nicht hätte zählen dürfen, trat als Eigentorschütze in Erscheinung.
Danach drückte Sturm, das aus dem Spiel heraus erneut wenig gefährlich wurde, auf die Entscheidung. Nach einem Ballgewinn tief in der gegnerischen Hälfte sorgte Bryan Teixeira per Schlenzer für schwarz-weiße Ekstase (84.). Ausgerechnet Teixeira. Der Teamspieler von der Inselrepublik Kap Verde war nach 28 Auftritten ohne Tor am besten Weg zum Transferflop.
Stattdessen soll sein Goldtor im 199. Grazer Derby „nur der Anfang“ sein, wie der Matchwinner festhielt. „Ich hatte eine schwierige Zeit, habe aber in dieser Phase hart gearbeitet, auch im mentalen Bereich.“ Manprit Sarkaria, der die Vorlage leistete, sah „hoffentlich den Dosenöffner“ für Teixeira. „Ein Tor ist das, was ihm gefehlt hat. Das tut ihm gut.“
Kommentar: Warum das Fußballfest nur fast perfekt war
„Derbysieger, Derbysieger“ stellte Gregory Wüthrich, der Torschütze zum frühen 1:0 (5.) zufrieden fest. „Mentalität und Wille“ sei der Schlüssel zum Sieg gewesen, betonte der Schweizer. „Es war eine Achterbahnfahrt der Gefühle für uns und unsere Fans. Wir haben gezeigt, dass wir den Sturmgeist verkörpern.“ Bei all dem Lob verteilte der Abwehrchef auch Tadel. „Wir sind 1:0 in Führung gegangen, da muss man danach schlauer spielen und fokussierter bei den Standards sein.“
Christian Ilzer vermisste Nachdruck und Kompaktheit nach der Blitzführung. „Wir hätten viel konkreter auf den Endzweck spielen müssen“, erklärte der Erfolgscoach. „Mit dem 1:1 kam Stress im Kopf auf, der GAK kam in einen Flow und hat uns in der zweiten Halbzeit bei seinen Kontersituationen am Leben gelassen.“ Die Leistung des Erzrivalen bewertete Ilzer durchaus hoch. „Gratulation an unseren Gegner, das war ein bundesligawürdiger Auftritt.“
Das Fazit seines Gegenübers kam mit dem „bitter“-Verweis nicht aus. Messner analysierte die Niederlage allerdings stolz und mit einem Lächeln. Er hoffte, dass das durch Ausschreitungen im Vorfeld getrübte Match vor 16.400 Fans in sportlicher Hinsicht auch ein Ansporn ist. „Um die Gier zu entwickeln, das nächstes Jahr öfters haben zu wollen.“
GAK-Stürmer Michael Cheukoua, für einige der beste Angreifer am Platz, betonte: „Das sind die Spiele, für die man lebt und die ich liebe. Ich möchte zukünftig noch mehr solche Spiele erleben.“ Das Projekt Bundesliga-Aufstieg ist auf Schiene. Der Vorsprung des überlegenen Tabellenführers auf Verfolger Bregenz beträgt acht Punkte. Die nahe Zukunft heißt für den GAK 1902 vorerst aber nicht Salzburg, Rapid oder Sturm, sondern Stripfing, Floridsdorf und Kapfenberg. Sturm trifft am Sonntag in Linz auf Verfolger LASK, ehe in der Europa League am Donnerstag in Bergamo Atalanta wartet.