Für einen kurzen Moment wird der Alltag ausgeblendet. Dann werden aus Rivalen Verbündete und haben ein gemeinsames Ziel. Vergangenen Dienstag gewann Österreichs U21-Nationalteam in der EM-Qualifikation gegen Bosnien mit 2:0. In der Startformation spielten mit Lukas Ibertsberger, Evin Omic, Nikolas Veratschnig und Thierno Ballo vier WACler, mit Moritz Oswald, Niklas Sattlberger und Leo Querfeld drei Rapidler. Mit Bernhard Zimmermann wurde zudem ein WAC-Spieler (und Rapid-Leihgabe) eingewechselt. „Natürlich stand das Nationalteam im Fokus“, erzählt Zimmermann. Klar wurde innerhalb der Mannschaft in der freien Zeit aber auch über das bevorstehende Match von Rapid gegen WAC gesprochen.
"Er wird wahrscheinlich ein Tor schießen"
Für Zimmermann ist es heute das erste Duell mit seinem – vorübergehenden – Ex-Arbeitgeber, vor wahrscheinlich mehr als 15.000 Besuchern. "Ich respektiere die Rapid-Fans, freue mich schon auf das Spiel.“ Rapid-Trainer Zoran Barisic fürchtet seinen Ex-Stürmer: "Er wird wahrscheinlich ein Tor schießen gegen uns.“ Sollte es so eintreffen, gibt es eine klare Anweisung von WAC-Trainer Manfred Schmid: "Ich möchte, dass er jubelt.“ Und Barisic ergänzt: "Ich verstehe sowieso nicht, wieso einer, wenn er ein Tor schießt gegen den Ex-Verein, nicht jubelt. Mein erstes Bundesligator war für den Sportclub, und das war ausgerechnet gegen Rapid. Da war ich am Zaun oben."
Burgstaller fehlt verletzt
Dass – von wem auch immer – heute gejubelt wird, scheint statistisch gesehen sicher. In den vergangenen zwölf Liga-Duellen zwischen Rapid und WAC gab es immer einen Sieger (sieben Mal Rapid, fünf Mal WAC). Das letzte Remis datiert vom 7. März 2020 im Lavanttal (2:2). Weniger positiv aus Sicht der Wölfe: In den vergangenen 15 Spielen trafen die Hütteldorfer immer (31 Tore). Der WAC hatte gegen kein anderes Bundesliga-Team eine so lange Gegentorserie wie momentan gegen Rapid. Was die Chancen erleichtert, dass die Serie der Wiener heute vielleicht reißt: Rapid-Goalgetter Guido Burgstaller fehlt aufgrund von Schambeinproblemen: "Ich gehe schon davon aus, dass es einige Wochen dauern wird, bis ,Burgi' zurückkommt", verriet Barisic. Doch „wir werden das auffangen als Einheit", erklärte der Wiener, dass nicht nur Neo-Stürmer Fally Mayulu nun den Druck habe, die Tore zu schießen.
Debüt zweier Holländer
Von den gegen Ende des Sommer-Transferfensters verpflichteten Neuzugängen könnten die beiden niederländischen Abwehrspieler Neraysho Kasanwirjo, von Barisic „Nana“ genannt, und Terence Kongolo gegen den WAC ihr erstes Pflichtspiel für Rapid bestreiten. Kasanwirjo wird wohl rechts in der Viererkette Aufstellung nehmen, da Thorsten Schick wegen Wadenproblemen weiter ausfällt. „Unfassbare körperliche Fähigkeiten“, attestierte ihm Barisic schon vor dem Debüt. „Bei einem 21-Jährigen habe ich so etwas sehr selten gesehen.“ Flügelflitzer Thierry Gale stieß erst am Donnerstag, dafür voller Selbstvertrauen zu den Hütteldorfern (erzielte zuletzt zwei Treffer für Barbados).
Und WAC-Trainer Manfred Schmid? Mahnt noch ein letztes Mal den miserablen Auftritt beim 0:3 gegen Hartberg ein: "So hab‘ ich meine Mannschaft gar nicht wieder erkannt. So will ich sie auch nicht wieder sehen.“ Rapid gegen WAC – für die U21-Kollegen gilt damit: die Freundschaft wird kurz auf Eis gelegt.