Sie waren unter den drei Spielern, die mittlerweile Ex-WAC-Trainer Ferdinand Feldhofer vor dem Cup-Halbfinale gegen LASK ausgemustert hatte. Das Spiel ging verloren, Feldhofer ist Geschichte. Hat er einen Machtkampf verloren?
Michael Novak: Es wurde viel Blödsinn geschrieben. Wir haben das nicht beendet. Sondern der Trainer (Ferdinand Feldhofer, Anm.) hat uns in der Gruppe mitgeteilt, dass wir nicht im Kader sind. Er hat uns keinen Grund genannt. Wir waren völlig überrascht, haben es allerdings zur Kenntnis genommen. Feldhofer meinte, dass für diese Spieler, die nicht im Kader sind, das Training zu Ende ist. Wir sind vom Platz. Auch in der Kabine ist von uns drei niemand laut geworden. In einer kurzen Unterredung mit dem Trainer meinte er, dass er das nicht vorm Match begründen möchte. Wir haben es akzeptiert. Er hat zu uns wortwörtlich gesagt, dass wir ab Donnerstag vielleicht wieder ein Thema sind.
Wie fühlen Sie sich jetzt?
Wir stehen jetzt als die großen Revoluzzer da. Wernitznig und ich gelten als Lakaien von Liendl. Ich glaub nicht, dass Feldhofers Aktion dem Team oder dem Verein geholfen hat. Wir drei stehen jetzt als die Sündenböcke da.
Können Sie sich einen Reim daraus bilden?
Keine Ahnung. Ich bin ein kritischer Geist, das wusste auch der Trainer. Dennoch hatten wir ein gutes Verhältnis. Wir haben immer auf einer sachlichen Ebene miteinander gesprochen. Und er hat sich meine Dinge respektvoll angehört. Er hat dann Entscheidungen getroffen, die ich versucht habe, zu 100 Prozent auszuführen. Ein dementsprechendes Gefühl hatte ich bis Dienstag. Und umso überraschender war das, was an diesem besagten Tag vorgefallen ist.
Ihre erste Reaktion?
Ich war perplex. Es war das Cup-Halbfinale und der Trainer hat zuvor betont, dass es eines der wichtigsten Spiele für den Verein überhaupt ist. Wir haben uns als Mannschaft eingeschworen. In den nächsten zwei Wochen sind extrem wichtige Spiele zu absolvieren, da müssen wir zusammenrücken und alles herausholen. Und in dieser Situation bekommt man dann so eine Nachricht. Mir blieb nur, es so zu akzeptieren. Die Mannschaft steht über allem - und ich habe gehofft, dass wir trotzdem ins Cup-Finale einziehen.
Haben Sie eine Vorstellung, warum ausgerechnet zu diesem Zeitpunkt eine solche Maßnahme ergriffen worden sind?
Ich weiß es nicht. Vielleicht wurden gewisse Dinge von ihm hineininterpretiert, von Sachen, die gar nicht da waren. Es geht aber gar nicht um meine Person: Der Rechtsverteidiger Michael Novak hätte am Ausgang des Spiels wahrscheinlich nicht so viel geändert. Aber möglicherweise ein Michael Liendl - jedes unsere Tore geht in erster oder zweiter Instanz über seinen Fuß. Da versteht man es nicht, dass er bereits in den letzten Wochen nicht gespielt hat.
Wann haben die Dissonanzen begonnen?
Als Liendl nicht spielte, wussten wir, dass irgendetwas nicht passt. Anfangs wurde das mit Schonung begründet. Und der Mannschaft wurde ja nie etwas offen kommuniziert, was das Problem ist. Und bei Wernitznig oder mir war bis Dienstag nichts. Nach dem Ende der Herbstsaison dachte ich eigentlich, dass wir auch spielerisch die Kurve bekommen. Wir hatten gute Spiele, unser Pressing war gut. Doch im Frühjahr ging das Schritt für Schritt verloren.
Ist seine Entscheidungsgrundlage von der fachlichen auf die persönliche Ebene gerückt?
Ja schon. Liendl ist unbestritten einer der besten Spieler der Liga und sitzt dann auf der Bank - da kann man nicht behaupten, dass es einen sportlichen Hintergrund hat. Michi hat das in so vielen Spielen gezeigt. Ich habe gelesen, mit Liendl und Novak habens 0:3 verloren. Aber mit Liendl und Novak wurde der letzte Sieg gefeiert. Und der Torschütze war Liendl.
Das bedeutet, der Trainer hat die Mannschaft geschwächt?
Vielleicht wollte er die Teamstruktur stärken. Aber eigentlich hatten wir intern ja Null Probleme miteinander. Natürlich gab es Unzufriedenheit in der Kabine, mit der Art und Weise wie wir gespielt haben. Trotz Siegen hatten wir nicht das Gefühl, eine gute Partie abgeliefert zu haben.
Gemeinsam wurde mit der K.o-Phase in der Europa League historisches erreicht. War es ein Machtkampf?
Ich hab keinen Kampf geführt, aber ich stehe jetzt vielleicht vor einem Schlachtfeld. Und ich glaube auch nicht, dass das Liendl gemacht hat. Sieger gibt es schon gar keinen. Der Trainer ist seinen Job los, der Verein ist aus dem Cup draußen - da müssen Sie mir erklären, wer da gewonnen hat.
Gab es ein Gespräch mit Präsident Dietmar Riegler?
Diese Gespräche gibt es immer. Aber rund um die Geschichte hatten wir kein Gespräch. Ich habe aus den Medien erfahren, dass Riegler gar nicht wusste, dass es auch um mich oder Wernitznig geht.
Wurde dem Team jemals ein Zukunftsplan dargelegt?
In Wirklichkeit nicht. Als Feldhofer gekommen ist, so hatte ich das Gefühl, lautete sein Credo das funktionierende Spielsystem aufrechtzuerhalten. Wir haben in der Raute gespielt, hatten unsere Identität. Er wollte das System ändern - was ja in Ordnung ist. Vom intensiven Pressing und mutigen Spiel nach Vorne hat man in letzter Zeit aber nur wenig gesehen. Das alte System hat halt zur Mannschaft und den Spielertypen gepasst.
Hat Feldhofer irgendwann angedeutet, dass er nicht mehr mit Ihnen oder Liendl/Wernitznig plant?
Überhaupt nicht. Aber es ist völlig legitim, wenn der Verein sagt, dass er etwas verändern will oder mit den Leistungen nicht zufrieden ist. Wenn das so sein sollte, will ich niemanden auf der Tasche hängen oder im Weg stehen. Aber da gab es auch vom Präsidenten nichts. Er hat uns klarerweise jetzt in die Pflicht genommen.
Haben Sie sich seitdem mit Feldhofer darüber unterhalten?
Nein, noch nicht. Aber wenn sich alles beruhigt, werde ich das Gespräch suchen. Ich finde nicht, dass wir ein schlechtes Verhältnis hatten und würde schon noch gerne wissen warum. Wenn ich mir einen Fehler geleistet habe, dann will ich das aufarbeiten und nicht stehen lassen. Schließlich will ich irgendwann auf eine erfolgreiche, gemeinsame Zeit zurückblicken.
Sind Sie froh, dass der Trainer weg ist?
Davon kann keine Rede sein. Ein Trainerwechsel ist nie etwas Schönes, das hilft selten weiter.