Viele Präsidenten sagen: „Man muss ein ein Verrückter sein, um solch ein Amt auszuüben.“ Stimmt das?
DIETMAR Riegler: Ja, schon. Öfters fragt man sich: „Warum tu’ ich mir das an?“ Dann höre ich aber immer wieder, dass die Menschen schätzen, was wir aufgebaut haben. Wir haben ein Kernpublikum von rund 3000 Besuchern. Die Leute kommen zwar nicht oft ins Stadion, aber sie verfolgen uns, lesen über uns, interessieren sich für uns.
Der Zuschauerschnitt des WAC nach der Hinrunde lag bei 3519, beim KAC waren es 3339.
Wirklich? Das macht mich sehr stolz. Wenn wir ein Klagenfurter Klub wären, hätten wir auch einen größeren Zuschauerzuspruch. Umgekehrt ist es nicht vorteilhaft, als WAC ständig in Klagenfurt zu spielen. Wir wären immer der Auswärtige.
Wie viel Ihrer kostbaren Zeit nimmt der Fußball ein?
Immer weniger. Bei uns kennt jeder seine Aufgaben. Markus Perchthaler kümmert sich um das Tagesgeschäft. Christian Puff macht die Spielerverträge, Horst Nössler die Akademie, ich das Finanzielle. Jeder weiß, wie weit er agieren darf. Wenn es seinen Bereich übersteigt, hält er bei mir Rücksprache.
Ist der WAC also ein Verein der kurzen Wege?
Absolut. Wir sind ziemlich straff aufgestellt. Bei uns gibt es keinen Aufsichtsrat und keinen Sportdirektor. Bei uns würde es mit einem Sportdirektor nie funktionieren, weil ich meine Entscheidung treffen möchte. Das wissen meine Mitstreiter.
Der WAC wird gerne als „Dorfklub“ bezeichnet. Fühlen Sie sich immer ernst genommen?
Unsere Entscheidung ist genauso wichtig wie die von Rapid. Wir sind fixer Bestandteil der Bundesliga. Wir haben die Lizenz immer im ersten Anlauf bekommen, alle Infrastruktur-Auflagen umgesetzt. Die nächste Investition ist die Überdachung des Gästesektors. Wir starten im Frühjahr, wollen zu Saisonstart 2018/19 fertig sein.
Mit dem Wissen von heute: Würden Sie den gleichen Weg mit den gleichen Fehlern bestreiten?
Ich glaube nicht, dass wir viele Fehler gemacht haben. Der WAC wird angenommen. Es kommen sehr viele Gönner und Wirtschaftstreibende aus dem Lavanttal und Unterkärnten in den VIP-Klub, unterstützen uns im Rahmen ihrer Möglichkeiten. Wir haben keinen großen, aber viele kleinere Sponsoren.
Der VIP-Klub ist eine Ihrer Haupteinnahmequellen?
Richtig. Er wird auch für andere Veranstaltungen genutzt. Fast jedes Wochenende ist er ausgebucht. Bei den Fanartikeln geht nicht so viel wie bei Sturm oder Rapid. Daher sind wir angehalten, in anderen Bereichen Einnahmequellen zu finden.
Auch bei der Trainer-Wahl sind praktisch keine Fehler passiert?
Das ist das Gespür, das ich habe. Wenn ich in die Gesichter der Spieler schaue, dann weiß ich, was ihnen fehlt. Einmal braucht es einen Peitschenknaller, das andere Mal jemanden mit Streicheleinheiten. Und aktuell: Hätten wir keine Verletzten, hätten wir mehr Punkte. Mit 15 Punkten haben wir drei, vier weniger als erhofft. Wir sind exakt da, wo wir uns erwartet haben.
War nach dem Verkauf von Peter Tschernegg im Sommer eine Neuverpflichtung ein Thema?
Die Option war da. Dann habe aber ich die Entscheidung getroffen: „Nein, wir machen das nicht.“ Sonst wäre ein Junger auf der Strecke geblieben.
Mischen Sie sich in die Aufstellungen ein?
Naja, wir diskutieren manchmal. Ich sag, ich würde das so oder so probieren. Aber das ist dann auch schon alles. Wenn es überhaupt nicht funktioniert, dann trete ich vor der Mannschaft auf. Und es hat tatsächlich noch jedes Mal etwas gebracht. Die Burschen nahmen an, was ich ihnen gesagt habe.
Das alles funktioniert aber nur, weil Sie nahe beim Team sind?
Wir haben ein ganz familiäres Verhältnis, aber der Respekt ist schon da. Ich bin der Präsident. Sie wissen, ich bin der Oberste im Verein. Ich schaue, dass es ihnen gut geht. Wenn sie private Probleme haben, werden wir alles tun, dass wir ihnen die eine oder andere Sorge nehmen können. Da macht sehr viel meine Frau Waltraud.
Wie reagieren Sie, wenn für Bernd Gschweidl kurz vor Transferschluss Angebote vorliegen?
Wir planen langfristig mit ihm, haben eine Option, die wir im April ziehen werden. Wenn aber ein großer Verein kommt, würden wir ihm wohl nichts in den Weg legen. Einen Abgang würden wir nicht durch einen Neuen kompensieren. Da hoffe ich, dass Junge wie Marcel Monsberger nachrücken.
Sind Sie mit der Entwicklung der Akademie zufrieden?
Der Vertrag für das neue Jahr wird derzeit mit dem Land abgestimmt. Sonst wäre es für uns nicht finanzierbar. Wir selbst investieren einen größeren, sechsstelligen Betrag. Die Hauptkosten sind die Mietkosten des Stadions. Wir sind Klagenfurt für die Unterstützung dankbar. Aber die Akademie ist ja nicht nur für Wolfsberg da, sondern für ganz Kärnten.
Können Sie das Budget für die nächsten Jahre halten?
Ja. RZ Pellets wird wie bisher weiterarbeiten. Die Sponsor- und Zuschauereinnahmen sind seit Jahren konstant. Durch die neue Zwölfer-Liga kommt mehr Geld von der Bundesliga. Natürlich tut es dem Budget auch gut, wenn man einen kleinen Kader mit jungen Spielern hat.
Was würde passieren, wenn Sie die Lust verlieren?
Die Wirtschaft ist der Hauptbereich, bringt das Geld. Fußball ist die Nebensache. Sollte jemand anders kommen, der den Verein übernimmt, würden wir unter Umständen als Sponsor bleiben. Auch wenn der WAC nach Klagenfurt kommen würde, wäre das nicht ausgeschlossen. Doch dass ich die Lust verliere, glaube ich nicht.