Der Fußball ist ein weites Feld, doch manchmal werden die Grenzen eng gezogen und die Schotten dicht gemacht. Der WAC kann sie in diesem Frühjahr nicht ausleben, die Horizonterweiterung, die eine Bundesliga jedem ihrer Mitglieder anbietet. Die Mannschaft kommt mit unschöner Regelmäßigkeit mit leeren Händen heim, aber wenn sie wieder auflaufen darf in der vertrauten Lavanttal-Arena, dann blüht sie auf.
Zu Hause wird alles geschlagen, was Rang und Namen hat, doch auswärts lassen sich die Kärntner selbst von jenen vorführen, die sonst nichts zu lachen haben. Im Sieben- bzw. Drei-Tages-Rhythmus fällt der WAC dabei von einem Extrem ins andere und scheint sich von diesem Kurs der ausgeprägten Schwankungsbreiten in dieser Saison nicht mehr abbringen zu lassen.
Neuorientierung
Fußball ist Kopfsache, und daran führt auch für den WAC kein Weg vorbei. Mit den belanglosen Leistungen jenseits des Lavanttales legt das Team von Didi Kühbauer nicht Zeugnis ab von spielerischem Unvermögen, dafür von einer Blockade, die allem Gelernten, sämtlichen taktischen und technischen Fähigkeiten, in die Quere kommt. So wird jeder Gastauftritt der Mannschaft zu einer Spielwiese für den Sportpsychologen, der am Beispiel des WAC die praktische Umsetzung der Theorie vollzogen sieht.
Im eigenen Stadion sind sämtliche Abläufe rund um das Spiel gespeichert. „Auf einem fremden Platz musst du dich immer neu orientieren“, erklärt der Sportpsychologe Thomas Brandauer. Dazu kommt im konkreten Fall des WAC eine hohe Erwartungshaltung gegen Mannschaften aus der unteren Tabellenhälfte. Dies stört die Konzentration auf das Wesentliche und macht mitunter die einfachsten und sonst wie selbstverständlich funktionierenden Bewegungsabläufe zu fast schon undurchführbaren Übungen.
Der Aspekt mit der hohen Erwartungshaltung entfällt im letzten Auswärtsspiel dieser Saison am kommenden Sonntag, denn der WAC muss in Salzburg antreten, wo die Gastgeber ihre Meisterfeier sportlich untermalen wollen. Druck lastet keiner mehr auf dem praktisch feststehenden Meister, außer jenem, dass der WAC für Salzburg das darstellt, was Ried oder auch Wiener Neustadt für die Kärntner bedeutet.
Hoffnung Salzburg
Zu verlieren haben die Kärntner nichts mehr, denn weniger als Platz fünf ist nicht möglich. Rang vier kann noch erobert werden, allerdings nur dann, wenn Altach in den letzten beiden Runden weiter schwächelt und der WAC gegen Salzburg und/oder Rapid punktet. Die größte Hoffnung, im Sommer international zu werden, liegt derzeit aber auf einer direkt nicht zu beeinflussenden Begegnung, nämlich dem CupFinale am 3. Juni in Klagenfurt zwischen Salzburg und der Wiener Austria.
Dass die Violetten das Endspiel für sich entscheiden, ist auf Basis der aktuellen Leistungen (Niederlage gegen Admira) eher nicht zu erwarten. Entspricht das Ergebnis der Papierform (Sieg der Salzburger), darf der WAC in die Europa League einsteigen, allerdings in der zweiten Qualifikationsrunde am 16. Juli.
HUBERT GIGLER