Es sind in der Regel die schwierigen Momente im Leben, die einen prägen. Fußballer Angelo Gattermayer wurde bereits in jungen Jahren mit solchen Phasen konfrontiert. Der Wiener galt als das Admira-Juwel, feierte mit 19 Jahren unter Andreas Herzog sein Debüt in der Bundesliga – sein Weg war im Prinzip vorbestimmt. Mit dem Wechsel nach Mannheim in die dritte deutsche Liga ging für den Allrounder vorerst ein Traum in Erfüllung, allerdings wurde dieser wie aus dem Nichts zerstört.

„Meine Erwartungshaltung war sehr hoch, auch von vielen Leuten dort. Ich wurde als der Transfer angepriesen, was echt cool gewesen ist.“ Gattermayer performte in der Vorbereitung stark, erzielte die meisten Tore und Assists als Flügel, „doch dann ist irgendetwas passiert, von dem ich bis heute nichts weiß.“

Angelo Gattermayer im Zweikampf mit Manuel Pfeifer
Angelo Gattermayer im Zweikampf mit Manuel Pfeifer © GEPA

Der 22-Jährige macht kein Geheimnis daraus, dass es ein Schlag ins Gesicht gewesen ist. „Ich war zum ersten Mal komplett auf mich allein gestellt. Man lernt, wie hart der Fußball sein kann. Es war letztlich eine lehrreiche und sehr schwierige Zeit, wenn du nicht das machen darfst, was du am liebsten machst. Ich bin schnell erwachsen geworden“, verdeutlicht Gattermayer, der auf die volle Unterstützung seiner Mitspieler und Fans bauen konnte. „Das hat mir enorm geholfen, dass so viele auf meiner Seite gestanden sind. Das hat mich durch die Zeit gebracht.“ Selbstzweifel flackerten nur kurzzeitig auf, denn sein Ehrgeiz ist zu groß, um klein beizugeben.

„Habe die Freude am Fußball wiedergefunden“

Schließlich kam im Winter der Ruf des Bundesheers, denn ein Aufschieben wurde direkt abgelehnt. „Ich habe sowieso einen Wechsel angestrebt. Wenn du ein halbes Jahr nicht spielst, willst du einfach spielen.“ In Amstetten fand er jenen Verein, bei dem er gern gesehen ist. „Der Trainer hat mir gleich vermittelt, was er von mir hält und dass ich ihnen helfen kann. Das war für mich ein Glücksfall. Dort habe ich die Freude am Fußball wiedergefunden“, erzählt Gattermayer, dessen Rückkehr nach Mannheim keine Option mehr gewesen ist.

„Für mich war klar, dass ich in die Bundesliga zurück will.“ Und so kam der WAC ins Spiel. „Wenn du länger nicht spielst, hören viele auf an dich zu glauben, Dietmar Kühbauer aber nicht. Er hat gemeint, dass er mir die Chance gibt, ich aber hart dafür kämpfen muss. Da war mir klar, dass ich so was von bereit bin.“

Der U21-Nationalteamspieler ist jener Fußballer, der sich als Führungs- und Unterschiedsspieler sieht. „Ich habe aber noch sehr viel Arbeit vor mir und erwische mich oft selbst, dass ich noch mehr Verantwortung übernehmen müsste.“ Er sei jemand, der polarisiert, wird er teilweise sogar mit Marko Arnautovic verglichen. „Ich wirke mit meinem Gehabe am Feld vielleicht etwas arrogant, das brauche ich aber irgendwie, um zu performen. Wer mich näher kennt, weiß, dass es nicht so ist“, versichert der Kicker, der auf die Idolfrage, nicht lange zögert: „Cristiano Ronaldo, weil er für mich der beste Fußballer ist und alles kann.“

Am Sonntag empfängt der WAC, aktueller Tabellendritter, die Millionentruppe aus Salzburg. Gattermayer, der zuletzt zweimal in der Startelf stand, konnte mitunter bereits demonstrieren, was er drauf hat, „aber ich bin noch längst nicht da, wo ich schon einmal gewesen bin. Eine Packung Selbstvertrauen könnte mir nicht schaden.“

Apropos „Bullen“. Kühbauer hat als WAC-Coach ziemlich gute Erinnerungen an die Salzburger. In seiner ersten Amtszeit von 2013 bis 2015 hat der 53-Jährige mit jeweils drei Siegen und drei Unentschieden in neun Spielen eine ausgeglichene Bilanz vorzuweisen.