Vor dem Auswärtsspiel bei Austria Lustenau vermeldet WAC-Trainer Manfred Schmid einen praktisch voll gefüllten Kader. Verletzte Spieler? Gibt es bei den Wolfsbergen kaum. „Die richtige Trainingssteuerung ist das Um und Auf“, weiß Schmid, der hierfür in ständigem Austausch mit seinem Team steht. Dazu zählen neben den Co‘s Cem Sekerlioglu und Hannes Jochum vor allem Sportwissenschafter und Athletiktrainer Hannes Sauerschnig, Physiotherapeut Joseph Rainer sowie Masseur Sasa Rodic.
Brustgurt sendet Daten
Die Spieler tragen im Training und im Match einen Gurt, der laufend eine Vielzahl an Daten sendet. Die Kunst liegt darin, aus der Fülle von Informationen die richtigen und wichtigen herauszufiltern. Welche sind dies für den WAC? „Die zurückgelegten Meter im Hochgeschwindigkeitsbereich“, erklärt Sauerschnig, der jeden Spieler in jedem Training analysiert. „Jeder Einzelne hat eigene Referenzwerte. Ich stelle die aktuelle Woche den vergangenen drei, vier Wochen gegenüber.“ Die Belastung sollte nicht mehr als das 1,3 bis 1,5-Fache der Vorwochen sein. „Weil sich sonst das Verletzungsrisiko erhöht. Für jeden Trainer ist es natürlich besser, wenn er aus 23, 24 Spielern wählen kann, anstatt aus 15, 16. Und zudem kostet jeder verletzte Spieler dem Verein Geld.“
Stufenweise Belastungssteigerung
Rund um Training und Spiel spricht sich Sauerschnig ebenso mit Physio Joseph Rainer ab, wie beim Heranführen von verletzten Spielern an die Mannschaft. „Wir haben die alten Werte vom Zeitpunkt vor der Verletzung und legen täglich fest, woran genau mit dem Spieler zu arbeiten ist“, erklärt Rainer, selbst aktiver Kicker beim Kärntner-Liga-Klub FC Lendorf. „Wir steigern im Rehaprozess stufenweise die Belastung, sodass beim Einstieg ins Mannschaftstraining die alten Werte wieder passen.“
Daten alleine sind zuwenig
Natürlich sind Daten allein kein Garant für die perfekte Lösung. „Die Mischung aus geschultem Expertenauge und wissenschaftlichen Informationen macht‘s“, sagt Sauerschnig, der über die Entwicklung der Athletik im Fußball spricht: „Die gelaufene Distanz hat sich zwischen 10 und 12 Kilometern pro Spiel eingependelt, wird sich nicht groß verändern. Was sich aber verändert, sind die Distanzen im Hochgeschwindigkeitsbereich.“ Soll heißen: Heute wird mehr und länger gesprintet als in der Fußball-Steinzeit. „Ich hab‘ einmal gelesen, dass ein WM-Finale vor vielen Jahren von den physischen Daten her vergleichbar ist mit einem heutigen Landesligaspiel.“
Dieser Hochgeschwindigkeitsbereich, im Fachjargon „high speed running“ genannt, beginnt bei 19,8 km/h. Ab 25,2 km/h wird von einem „Sprint“ gesprochen. „Wir haben Spieler, die pro Partie 1200 Meter high speed und 300 bis 400 Meter Sprint hinlegen“, verrät Sauerschnig. „Ballo, Boakye, Bamba und Veratschnig sprinten mit bis zu rund um 36 km/h.“ Zum Vergleich: Pierre-Emerick Aubameyang wurde mit 36,66 km/h „geblitzt“. Kylian Mbappe, der schnellste Spieler der Welt, knackte die 38 km/h-Marke.