Ganz grundsätzlich ist man in Hartberg mit der Gesamtsituation zufrieden. Die Oststeirer liegen nach zehn Runden auf dem vierten Rang, haben mehr Punkte als je zuvor zu diesem Zeitpunkt, weniger Tore kassiert als je zuvor. Fünf der ersten zehn Spiele konnte Torhüter Raphael Sallinger sein Tor sauber halten. Sieben Spiele ohne Gegentor waren es in der Vorsaison in 32 Runden, sechs Spiele ohne Gegentor in der Saison davor. "Wir sind es nicht gewohnt, hinten zu null zu spielen", sagt auch Kapitän Jürgen Heil nach dem 3:0 über der WSG Tirol.
"Wenige Tore zu erhalten, ist ein unheimlich wichtiger Entwicklungsschritt", sagt auch Sportchef Markus Schopp. "In solchen Spielen sind wir in der Vergangenheit einem Rückstand nachgelaufen", sagt er. Und Schopp meint nicht nur das 3:0 über die WSG – auch bei den torlosen Unentschieden gegen Altach und den LASK hätten die Hartberger härter um den Punkt kämpfen müssen. "Das war in der Vergangenheit so. In Spielen, in denen wir offensiv wenig geboten haben, haben wir verloren. Jetzt enden die Spiele unentschieden. Wir haben eine gewisse Stabilität gefunden", freut sich Obmann Erich Korherr.
Angefangen bei Torhüter Sallinger mit der Viererkette bestehend aus Heil, Paul Komposch, Ibane Bowat und Manuel Pfeifer. Und Abräumer Ousmane Diakite vor der Verteidigung. "Die Defensive funktioniert wunderbar, das ist eine fantastische Einheit." Und das, obwohl Komposch und Bowat ohne Bundesliga-Erfahrung in die Saison gestartet sind und Pfeifer auch kein Spieler mit viel Erfahrung ist. "Das war sehr viel Arbeit für das Trainerteam, aber die hat sich ausgezahlt", sagt Korherr. "Komposch ist in einer außerordentlichen Form. Manager haben mir gar nicht geglaubt, wie jung unsere Innenverteidiger sind", sagt Korherr.
Das Zuschauerinteresse entspricht nicht den Leistungen
Und doch gibt es Themen, die Korherr Kopfweh bereiten. Das Zuschauerinteresse einerseits. 1756 Zuschauer haben gegen die WSG den Weg ins Stadion gefunden – vom Schnitt über 3000 aus der ersten Bundesligasaison ist Hartberg meilenweit entfernt. "Wenn wir wüssten, was zu tun ist, würden wir es machen", sagt Korherr. "Wir sind nicht unerfolgreich, spielen attraktiv und spektakulär und trotzdem kommen keine Leute."
Da würde auch das in die Jahre gekommene Stadion (Korherr: "Eigentlich ist das ein Sportplatz mit Tribünen.") eine Rolle spielen. "Die Wege sind so weit. Wenn ich in der Pause etwas konsumieren möchte, geht das Spiel weiter, bis ich bei der Kantine bin. Wir können den nötigen Komfort nicht bieten."
Korherr fordert Sportoffensive in der Steiermark
Abgesehen davon: Die Räumlichkeiten, die Kabinen sind zu klein. "Wir ziehen uns in zwei Kabinen um, weil nicht alle Spieler in einer Platz haben", sagt Korherr. Zusätzlich: "Niemand sieht, was wir nach Spielen wegräumen müssen, weil am Montag wieder Schule ist." Für Korherr steht fest: Ein neues Stadion steht fest. Er ist davon überzeugt, das sieht mittlerweile auch die Politik. "Es gibt aktuell zu viele erfolgreiche Fußballvereine in der Steiermark. Kein anderes Bundesland steht besser da." Aber: "Kein anderes Bundesland hat ein größeres Problem bei den Stadien im Spitzenbereich." Korherr sieht das nicht nur aus Hartberger Sicht: "Es braucht eine Sportoffensive für den Fußball in der Steiermark. Das haben sich alle Vereine verdient."