"Steht auf für den TSV", sangen die Hartberg-Fans in der 50. Minute. Die Mannschaft von Trainer Markus Schopp dominierte bis zu diesem Zeitpunkt gegen schwache Lustenauer nach Belieben. Maximilian Entrup hatte gerade zuvor (48.) die Führung ausgebaut – Ousmane Diakite traf früh zum 1:0 (21.). Der Ball lief nach Belieben, Dominik Prokop, Ruben Providence und Christoph Lang wirbelten hinter Mittelstürmer Entrup. Hätte Providence in der 40. Minute das leere Tor getroffen oder Lang das eine oder andere Mal nicht verzögert, sondern das Spiel schnell gemacht – die Hartberger hätten wesentlich höher führen können, nein müssen. Die Vorarlberger sind in der ersten Hälfte überhaupt nicht zur Geltung gekommen, nennenswerte Offensivaktionen hat es keine einzige gegeben. "Einen hohen Betrag hätte ich in der 50. Minute nicht auf meine Mannschaft gesetzt", sagte Lustenau-Trainer Markus Mader. Größtes Thema: die fehlende Aggressivität. Der Vorarlberger fand aber auch, dass er und sein Trainerteam in der Pause die richtigen Entscheidungen getroffen haben.
Konkret haben die Lustenauer auf zwei Stürmer umgestellt, um mehr Druck auf die letzte Linie Hartbergs auszuüben. Schopp erklärt: "Sie haben Gleichzahl in letzter Linie hergestellt und uns mit langen Bällen bombardiert." So ein langer Ball hat in der 53. Minute zum Anschlusstreffer durch Lukas Fridrikas geführt. Zehn Minuten später hatten die Hartberger eine klare Überzahl, führten den Zweikampf nicht angemessen und nach einem Foul im Strafraum durch Diakite verwertete Fridrikas den fälligen Strafstoß. Dass Mamadou Sangare in der 74. Minute mit Rot vom Feld musste, half den Hartbergern nicht. Die Oststeirer verteidigten aber in der Folge souverän und hatten durch Jürgen Lemmerer und Paul Komposch gute Einschussmöglichkeiten.
"So weit sind wir noch nicht"
Er habe sein Team so erwartet, so Schopp, "eine Mannschaft, die hungrig ist, und allen zeigen will, was sie kann". Aber eben auch "eine Mannschaft, die Probleme bekommen kann, sobald der Gegner etwas verändert". Und fast hat es den Eindruck, als wäre Schopp nicht unfroh über den Dämpfer in der zweiten Hälfte gewesen. "90 Minuten, die Leistung aus der ersten Hälfte hätte nicht gepasst. So weit sind wir noch nicht", sagte der Trainer.
Gewissermaßen ratlos sind die Spieler. "Ich weiß nicht genau, was ich mit dem Punkt anfangen soll", sagte etwa Routinier Tobias Kainz. "Wir haben viel umgesetzt und Lustenau hat uns mit einfachen Bällen bestraft", erklärte der Mittelfeldakteur. "Wir müssen daraus lernen und es das nächste Mal besser machen", sagte Manuel Pfeifer über die Probleme, die die langen Bälle bereitet haben. "Das haben wir uns heute selber zuzuschreiben", sagte Dominik Prokop, "die Tore, die wir erhalten haben, waren viel zu einfach." Kapitän Jürgen Heil sagte klar: "Selber schuld. Wir haben einen toten Gegner zum Leben erweckt. Sie haben sehr einfachen Fußball gespielt und wir große Probleme gehabt, die Tiefe zu verteidigen."
Mittelstürmer Maximilian Entrup kann dem 2:2-Unentschieden zumindest etwas Positives abgewinnen. "Ein Punkt ist besser als keiner", sagte er. Aber auch: "Am Ende haben wir wegen der 2:0-Führung trotzdem zwei Punkte verspielt."