Sechs Punkte wollte Hartberg nach vier Spieltagen haben - drei sind es. "Wir sind früh in der Kiste", sagt Trainer Klaus Schmidt. "Jetzt müssen wir schauen, dass wir schnell wieder Oberwasser kriegen." Es braucht jetzt nämlich Punkte gegen Gegner, die es den Steirern schwerer machen werden, als das Lustenau in den ersten 40 Minuten beim 1:4 getan hat. Da hatten die Steirer nämlich alles unter Kontrolle: Führten, pressten gut, spielten gut, kamen auch zu Torchancen. Alleine: Die Verwertung passte nicht. "Wenn wir 2 oder 3:0 führen, kriegen wir ein Gegentor und sind noch immer vorn", versucht sich Schmidt als Mathematiker.
Was der Trainer damit sagen will: Die Hartberger verabsäumen es aktuell, Partien "zuzumachen". War es im Vorjahr so, dass die Steirer nach Führung nicht mehr verloren haben - einzige Ausnahme Salzburg - hat Hartberg heuer nach vier Runden bereits zwei Niederlagen nach Führung hinnehmen müssen. Gegen WSG Tirol und Lustenau traf die Elf von Schmidt zum 1:0.
Doppelt bitter: WSG und Lustenau sind vermeintlich direkte Gegner der Hartberger, wenn es um den Klassenerhalt geht. Niederlagen wiegen also doppelt bitter. Einerseits, weil direkte Gegner Punkte auf Hartberg gutmachen. Andererseits, weil - wie im Vorjahr erstmals - das direkte Duell bei Punktegleichheit alle anderen Parameter aussticht. Sportdirektor Erich Korherr ruft für das nächste Heimspiel gegen Ried daher auch einen "Pflichtsieg" aus. "Wir dürfen nicht vermessen sein und glauben, dass gegen LASK oder Sturm viel zu holen ist. Die sind alle bärenstark", sagt er.
Sportdirektor legt den Finger in die Wunde
Ried ist in zwei Wochen in Hartberg zu Gast - nächstes Wochenende ist Hartberg spielfrei, weil Rapid aufgrund der Europacup-Qualifikation um Verschiebung angesucht hat. "Das ist sicher kein Nachteil", sagt Korherr. "Es wird hart am System und der Abstimmung zu arbeiten sein", sagt Korherr. Das wird er am Dienstag in einer Analyse der ersten Runden auch dem Trainerteam so mitgeben. "Wenn wir so spielen, sind wir am Ende der Saison Kandidat Nummer eins, was den Gang in den Keller betrifft. Von einer guten Leistung gegen Salzburg können wir uns nichts kaufen."
Defensiv sieht Korherr seine Mannschaft aktuell "katastrophal". Das deckt sich auch mit der Einschätzung von Spielern (O-Ton Rene Swete: "Schülerliga-Mannschaft") und Trainer ("So kann man in der Bundesliga nicht spielen"). Konkret sieht Korherr zwischen defensivem Mittelfeld und Abwehrreihe ein großes Problem. "Das Spielfeld wird uns immer zu groß" outet er sich als kein großer Fan der Mittelfeldraute. "Tore muss man verhindern", sagt er. Möglicherweise doch ein Indiz, dass Hartberg künftig wieder auf die Fünferkette setzt. Da stimmte gegen Salzburg lange Zeit zumindest die defensive Stabilität - nach vorne war man freilich nur ein Lüftchen.
Drei Neuzugänge sollen noch kommen
Korherr nimmt aber nicht nur Trainerteam und Mannschaft in die Pflicht, sondern auch sich selbst. "Es werden noch Spieler kommen", kündigt er an. Und nicht erst in Richtung Ende der Transferperiode, sondern "in den nächsten Tagen". Auch das wird mit dem Trainerteam am Dienstag besprochen werden. "Wir werden in jeder Reihe einen spieler brauchen" - also in Verteidigung, Mittelfeld und Angriff. Die spielfreie Woche wäre freilich wunderbar dafür zu nutzen, um potenzielle Neuzugänge in die Mannschaft zu integrieren.
Finanziell gehen sich drei Neuzugänge für Hartberg aus: "Wir haben Noel Niemann noch nicht ersetzt, wir haben Donis Avdijaj noch nicht ersetzt. Und Geld eingenommen haben wir auch", sagt Korherr.