Es ist wieder einmal einer dieser Tage. Hartberg hat wieder einmal die Möglichkeit, „Historisches“ zu erreichen. Bundesligaaufstieg – erledigt. Europacup-Teilnahme – erledigt. Der Einzug in das Cup-Finale aber fehlt noch in der Historie des Klubs. „Das wäre natürlich eine fantastische Eintragung in die Vereinsgeschichte“, sagt Obmann und Sportdirektor Erich Korherr. Zweimal hatten die Oststeirer in der Vergangenheit die Chance in das Finale einzuziehen, zweimal scheiterten sie knapp. 1994/1995 verloren die Hartberger – damals sensationell als Landesligist – im Halbfinale mit 0:1 gegen DSV Leoben, 2011/2012 mit 0:1 gegen Salzburg. Heute, im dritten Anlauf, sind die Hartberger bei der SV Ried zu Gast.
Das Ziel, das Cup-Finale zu bestreiten, ist in Hartberg kein Neues. Vor Saisonbeginn haben die Steirer das als klares Ziel definiert. So sehr sich Korherr über die Finalteilnahme freuen würde, Priorität hat freilich die Meisterschaft. „Aber vielleicht ist der Finaleinzug die Chance, auch in der Meisterschaft wieder in Tritt zu kommen“, sagt Korherr. Die aktuelle Form spricht nämlich für die Oberösterreicher. Die Bilanz erst recht. Die Hartberger warten seit sechs Spielen auf einen vollen Erfolg gegen die Innviertler, haben also seit dem Aufstieg in die Bundesliga noch nie gegen Ried gewonnen, auswärts sogar nur verloren. Übermächtig und unbezwingbar sind die Innviertler aber freilich nicht. „Wir müssen uns spielerisch und kämpferisch von unserer besten Seite zeigen, damit wir dieses Ziel erreichen können“, sagt etwa Mittelfeldakteur Tobias Kainz. „Wir wissen, dass wir eine Top-Leistung brauchen, um den Traum wahr zu machen“, stellt Cheftrainer Kurt Russ klar.
Durchaus kurios: Auch richtig gute Leistungen haben in Ried noch nicht zu Punkten gereicht. Beim 0:2 im November 2020 feuerten die Hartberger aus allen Rohren, trafen viermal die Latte und fuhren doch sieglos nach Hause. Beim 2:3 im April 2021 führten die Oststeirer nach sieben Minuten mit 2:0 – um sich die Butter noch vom Brot nehmen zu lassen.
Ried-Trainer Robert Ibertsberger unterschätzt die Hartberger keineswegs: „Auch wenn sie zuletzt ergebnistechnisch nicht so gut performt haben, ist es ein sehr unangenehm zu bespielender Gegner“, sagt er. Die Rieder haben im Pokal mehr Erfahrung als Hartberg. Dreimal standen die Innviertler bereits im Finale, zweimal durfte man am Ende die Cup-Trophäe in die Höhe stemmen.
Wie zuletzt wollen die Hartberger kompakt stehen – mit dem entscheidenden Zusatz, dass den Steirern offensiv mehr einfallen muss. „Wir müssen auch Tore machen, wenn wir weiterkommen wollen“, sagt Russ. Für Korherr ist klar: „Es geht um ein Spiel, wir haben überhaupt nichts zu verlieren. Wir werden von der ersten Minute an Gas geben.“
Das Spiel in Ried ist übrigens das zehnte Cup-Auswärtsspiel in Folge. Ein elftes wird definitiv folgen – wahlweise noch in dieser Saison. Denn, weil das Halbfinale zwischen Ried und Hartberg als zweites Halbfinale gelost wurde, hat der Gegner Heimrecht – also Salzburg oder der WAC.
Korherr wird seine Mannschaft heute übrigens nicht live sehen. Der 54-Jährige ist in Ried nicht dabei. „Gespräche mit der Stadt zum Thema Infrastruktur. Das ist unaufschiebbar.“