Vom "Abgang des besten Kaderspielers" sprach Hartberg-Trainer Kurt Russ als sich Sascha Horvath für einen Transfer zum LASK entschieden hat. Tatsächlich hat Horvath das Spiel der Hartberger zu Saisonbeginn geprägt. Am Sonntag kommt er mit Florian Flecker, Felix Luckeneder - zwei weitere Ex-Hartberger - und allen anderen LASK-Spielern in die Oststeiermark. "Klar bekommt man das mit, wenn der Ex-Trainer so über einen spricht", sagt Horvath. "So eine Aussage freut einen dann natürlich auch." In Hartberg will er wieder zeigen, was er kann. Nur, dass sein Visier dieses Mal nicht für, sondern gegen Hartberg eingestellt ist.
"Für uns ist aktuell jedes Spiel besonders. Wir stehen unter Druck, müssen einfach punkten", sagt Horvath. Es wäre höchste an der Zeit, dass sich der LASK einmal belohnt. "Wir waren in den letzten Wochen oft die bessere Mannschaft und haben entweder die Tore nicht gemacht, oder spät ein Tor bekommen", sagt Horvath. Gipfel der Linzer Verzweiflung war da freilich das 3:3 gegen Sturm - als der LASK 40 Minuten alles unter Kontrolle hat, 3:0 führt und doch mit nur einem Punkt nach Hause fährt. Und am Schluss sogar darüber noch froh sein muss. Trotzdem: "Wenn wir so spielen wie gegen Sturm, dann fahren wir aus Hartberg mit drei Punkten nach Hause."
Da darf auch die Doppel-Belastung kein Thema sein: Der LASK siegte nämlich noch am Donnerstag in der Conference League durch ein Horvath-Tor 1:0 und überwintern darum international. Aus Israel reisten die Linzer nach Graz und nächtigten in Bad Tatzmannsdorf, um weitere Reisestrapazen zu minimieren. "Sicher ist Müdigkeit ein Thema. Aber wir haben einen großen Kader", ist Horvath zuversichtlich. "Wenn wir unsere Qualität auf den Rasen bringen, sind wir schon die bessere Mannschaft", sagt er. Und daher auch der Favorit.
Sicher? Hartberg steht in der Tabelle vor den Oberösterreichern und hat auch die letzten drei Duelle nicht verloren, eines gewonnen. Eine Erklärung, warum es für die Hartberger gegen den LASK eigentlich oft gut läuft, will Horvath nicht abliefern - auch nicht aus Sicht des Ex-Hartbergs. Russ präsentiert einen Ansatz: "Gegen Mannschaften, die selbst offensiv spielen, tun wir uns oft leichter", sagt er. Logischer Grund dafür: Die Räume, die entstehen.
Die gilt es dann aber auch zu nutzen - im Optimalfall durch Tore. Zwei Mal in Folge - gegen Klagenfurt und Ried - haben die Hartberger nicht getroffen, im Training dementsprechend viel Augenmerk auf den Torabschluss gelegt. Da würde dem Spiel der Hartberger ein Horvath guttun, der seine Torgefährlichkeit entdeckt hat. "Das war oft ein Thema bei mir, dass ich zu wenige Scorerpunkte erziele. Da habe ich mich sicher verbessert", sagt der Offensivspieler in Reihen der Linzer. "Man sieht einfach die Klasse, die er hat", sagt Russ. Das Rezept gegen Horvath: "Bei der Ballannahme stören. Wenn er aufdrehen kann, wird es schwierig."
Auf Tobias Kainz oder Jürgen Heil könnte die Aufgabe zukommen, Horvath bereits bei der Ballannahme zu stören. Also ausgerechnet auf jene zwei Hartberger, mit denen Horvath am meisten Kontakt hat. "Wir hören uns noch regelmäßig", sagt er. Zeit für Freundschaft ist am Sonntag aber nicht. "Nach dem Schlusspfiff ist sicher alles wieder wie davor. Da können wir dann wieder Blödsinn reden", sagt Horvath. Russ: "In meiner Zeit hat man gegen Freunde noch härter gespielt. Ich weiß nicht, ob das noch immer so ist."
Wie der LASK braucht auch Hartberg die Punkte dringend, um nicht ins untere Tabellendrittel zu rutschen. Für Russ steht fest: "Mit Horvath, Luckeneder und Flecker hätten wir mehr Punkte."
Vor der Winterpause sind noch Salzburg und der WAC die Gegner der Oststeirer - die Aufgabe wird also nicht leichter.