Nach exakt 1967 Tagen bekommt Donis Avdijaj ein Wiedersehen mit „seinen“ Fans. Heute trifft der Deutsch-Kosovare mit Hartberg im Steirer-Derby auf Sturm und seine offen bekundete große Liebe. „Das wird ein ganz besonderes Spiel für mich. Endlich darf ich die Sturm-Fans wieder hautnah erleben, auch wenn sie diesmal nicht auf meiner Seite sein werden“, erklärt der 25-Jährige. Der Klub aus Graz habe nach wie vor einen „großen Platz“ in seinem Herzen, er dafür noch zahlreiche Nummern in seinem Handy. „Beim Klub selbst hat sich zwar viel getan, mit den Fans hatte ich in den letzten Jahren aber immer noch sehr viel Kontakt, das ist wirklich besonders.“
Mit dem damals 18-Jährigen kam ein Hauch von internationaler Weltklasse in die steirische Landeshauptstadt. Avdijaj, mit seiner damaligen festgeschriebenen Ablösesumme von 49 Millionen Euro, avancierte schnell zum absoluten Fan-Liebling und Gesprächsthema Nummer eins. Zahlreiche Anhänger prahlten mit „ihrem“ Juwel und feierten ihn für legendäre Interviews und Zitate. „Die Scheiße ist, dass eine Mannschaft wie Grödig die ganze Zeit so ein Grottenkick raushaut, da müssen wir natürlich kämpfen“, erklärte er einst nach einem 1:1 zu Hause und sprach wohl vielen Stammtisch-Experten aus der Seele. Rein sportlich sorgte er ebenfalls für Aufregung, nach 13 Toren und elf Assists in 45 Spielen holte ihn Schalke zurück nach Deutschland.
Was folgte, waren „lehrreiche Jahre“ (siehe Box) – so richtig durchsetzen konnte sich das einstige Ausnahmetalent aber nicht. Mit dem Wechsel zu Hartberg im Sommer begann für ihn eine neue Zeitrechnung. „Ich möchte hier in Österreich, wo ich bei vielen Menschen großen Zuspruch gespürt habe und meine Qualitäten auch geschätzt werden, zeigen, dass ich es noch immer kann und ich noch immer den Unterschied ausmache.“ Unterschiede sieht er auch zwischen seinem neuen und alten Bundesliga-Klub. In Hartberg genießt er derzeit vor allem die ungewohnte Ruhe. „Du hast hier nicht so einen Druck, musst nicht jedes Spiel gewinnen und deshalb herrscht eine gewisse Lockerheit.“ Die Qualität sei „richtig gut für diese Liga“.
Gegen Sturm rechnet sich der Ex-Blacky gute Chancen aus, auch wenn der derzeitige Höhenflug für ihn nicht überraschend kommt. „Ich habe den Klub nie aus den Augen verloren, sie gehören genau dorthin, wo sie gerade stehen. Es ist ein toller, fortgeschrittener Verein.“ Doch auch in der Oststeiermark sei das Umfeld für ihn ideal. Trainer Kurt Russ hätte „einen guten Plan“ und der Klub sei „perfekt organisiert“.
Teilweise ließ Avdijaj seine Qualitäten im TSV-Dress auch aufblitzen, traf zuletzt erstmals gegen die Wiener Austria. Bis 2023 läuft der Vertrag des 25-Jährigen, der sich in Hartberg wieder in den Mittelpunkt spielen will. Ob der ganz große Sprung für das ewige Talent noch gelingt, wird sich zeigen. Zumindest hätte er diesmal eine andere Verwendung für die 15 Millionen Euro, die im legendären Interview der Kleinen Zeitung 2016, das bereits mehr als 1,15 Millionen Aufrufe hat, Teil einer Frage waren. Damals hätte er darin gebadet, jetzt will er sie anderweitig anlegen. „Ich habe damals einen Spaß gemacht und jeder nahm das sofort ernst. Mit dem Geld würde ich aber versuchen, so vielen Menschen wie möglich zu helfen, ihren Traum vom Fußballspielen auszuleben. Es gibt genug Talente, die keine finanziellen Mittel haben und Hilfe brauchen.“