Es ist eine spannende Gratwanderung, die Hartberg heute in St. Pölten zu gehen hat. Einerseits sollen drei Punkte her, um Platz eins in der Qualifikationsgruppe zu erreichen und im Spiel gegen die Austria am Montag, in dem es dann um eine mögliche Teilnahme am Europacup-Play-off gegen den Fünften der Meistergruppe geht, Heimrecht zu haben. Andererseits geht es darum, die Spieler für das ungleich wichtigere Spiel gegen die Austria am Montag zu schonen.
"Wir sollten schon so aufgestellt sein, dass wir eine realistische Chance haben, zu gewinnen", sagt Sportdirektor Erich Korherr vor dem Spiel in Niederösterreich. "Ein Heimspiel wäre schon ein Vorteil." Weil Fans wieder zugelassen sind und die Hartberger die Unterstützung von bis zu 1500 Oststeirern erwarten dürften. Viel mehr noch aber, weil sich die Hartberger zuletzt im eigenen Stadion viel besser angestellt haben. Ob es zu Platz eins reicht, liegt aber auch an der Austria, die Veilchen müssten in Ried weniger Punkte machen als die Hartberger in Niederösterreich.
Markus Schopp wird die richtigen Maßnahmen ergreifen. So könnte Bakary Nimaga, der gegen die Admira angeschlagen ausgewechselt wurde, heute etwa nicht spielen, um am Montag bei vollen Kräften zu sein. Auch Manfred Gollner oder Rajko Rep könnten geschont werden. Möglicherweise ersetzt auch Ersatztorhüter Raphael Sallinger Kapitän Rene Swete und bekommt seinen ersten Startelf-Einsatz in dieser Saison. "Kann durchaus sein", sagt Schopp dazu und erklärt: "Es gibt Spieler, die brauchen einen Reiz um im Rhythmus zu bleiben." Das würde aber auch sonst bedacht. "Wir wissen immer, dass danach noch ein Spiel kommt."
Jetzt sollen es noch einige werden. Auch wenn "der Montag noch so weit weg ist und erst um 21 Uhr ein Thema wird", will Schopp einen guten Saisonabschluss. Das heißt: "Heute gewinnen, am Montag gewinnen und im Optimalfall gewinnen wir dann noch weiter." Das würde die neuerliche Qualifikation für einen internationalen Bewerb bedeuten. Hartberg zweimal in Folge in den Europacup zu führen - das weckt Begehrlichkeiten. Auch beim Gegner vom Montag.
"Möchte mit meinem Verein so erfolgreich wie möglich sein"
Einer von drei verbleibenden Kandidaten auf den Trainerjob in Favoriten soll Schopp sein, Korherr stört das nicht. "Er lässt das bei Seite und macht sein Ding", sagt Korherr. Nachsatz: "Ich weiß nicht, ob er mit der Austria redet. Wirklich nicht." Schopp selbst will zum Thema Austria Wien nicht viel sagen. "Was wäre das für ein Umgang", sagt er und verweist auf die "unpassende Zeitkomponente". "Für mich ist das vor dem Spiel heute kein Thema und auch vor dem Spiel am Montag nicht. Ich möchte mit meinem Verein so erfolgreich wie möglich sein. Und aktuell ist dieser Verein der TSV Hartberg."
Korherr selbst pocht auf eine Entscheidung, hofft, dass sich Schopp am Wochenende, spätestens bis Mitte der Woche zu Hartberg bekennt. Der 47-Jährige hat ein Vertragsangebot vorliegen, es geht um eine Vertragsverlängerung um mehr als ein Jahr. "Er muss nur Ja oder Nein sagen", erklärt Korherr. Schopp selbst versteht "natürlich absolut", dass für Hartberg die Zeit drängt. "Ob es bis zum gewünschten Zeitpunkt eine Entscheidung von mir gibt, kann ich nicht sagen", erklärt Schopp. "Wenn sich Hartberg deswegen anders entscheiden sollte, muss ich damit leben." Das steht in Hartberg aber derzeit nicht zur Diskussion. Über einen Nachfolger von Schopp wird erst nachgedacht und diskutiert, sollte Schopp definitiv absagen - so erklärt es zumindest Korherr.
Für Schopp stellt sich die gleiche Frage, wie bei den Vertragsverlängerungen zuletzt: "Welche Möglichkeiten gibt mir das Umfeld?" Jenes in Hartberg kennt er. Über einen Stadion-Neubau wird diskutiert, der Kader hat sich qualitativ gut weiterentwickelt. "Da oder dort eine Adaptierung, dann glaub ich schon, dass wir wieder eine gute Saison spielen würden", sagt Korherr. Gespräche mit Spielern führt der Sportdirektor aktuell aber kaum, wartet auf die Entscheidung des Trainers. Und der sieht, dass sich seine Co-Trainer in den letzten Jahren alle weiterentwickelt haben: Denny Krcmarek wechselte zum LASK, Danijel Zenkovic zu Werder Bremen und Jürgen Säumel zum ÖFB-Nationalteam. "Das freut mich extrem, weil ich bei der Auswahl der Mitarbeiter ein gutes Gefühl bewiesen habe", sagt Schopp. Bleibt die Frage, die sich auch Schopp stellt, dessen Traum ein Engagement im Ausland ist: "Kann Hartberg, wenn man in der ersten Reihe steht, ein Sprungbrett in eine größere Liga sein?"