Die Bundesliga-Saison ist vorüber. Das Ergebnis kann sich für den TSV Hartberg mehr als sehen lassen: Erstmals hat der oststeirische Klub den Aufstieg in die Qualifikation für die Europa League geschafft.
In Zeiten der Corona-Krise stand in den vergangenen Wochen für den TSV Hartberg auch der Sicherheitsaspekt im Vordergrund. Daher wurden die letzten zehn Meisterschafts-Spiele der Hartberger im Rahmen einer Covid-19-Studie von einem wissenschaftlichen Team des LKH-Universitätsklinikums Graz und Medizinern aus Wien begleitet. Die Studie soll Grundlage für weitere Untersuchungen im Herbst sein.
Risiko bei simuliertem Normalbetrieb wurde getestet
Hartberg-Präsidentin und Initiatorin Brigitte Annerl eläutert die Ausgangsposition: „Wir wollten wissen, ob das Präventionskonzept greift und wie hoch das Risiko ist, dass das Coronavirus bei einem simulierten Normalbetrieb ins Fußball-Stadion eingeschleppt wird. Gemäß Präventionskonzept der Bundesliga testeten wir einerseits wöchentlich die Spieler auf Covid 19 und screenten sie engmaschig. Über das Präventionskonzept hinaus testeten wir eine zweite Stadion-Gruppe, bestehend aus Fußball-Funktionären, Ball-Jungen und Ordnern, denn diese sind im Verhalten Zuschauern gleichzusetzen."
"Sie bewegten sich im Stadion wie Zuschauer und hatten unter Einhaltung der gültigen Hygienemaßnahmen samt Abstandsregel vor und nach den Matches ganz normale Kontakte mit ihrer sozialen Umgebung (Zuschauergruppe). Die Probanden mussten sich alle zwei Wochen einem Covid-19 Test unterziehen, wurden vor Beginn jedes Spieles auf Covid-19 relevante Symptome hin befragt, sowie zu Beginn und Studien-Ende zusätzlich auf Antikörper hin getestet. Danke an alle beim TSV Hartberg, die hier freiwillig mitgemacht haben.“
Studie brachte drei Feststellungen
Die finalen Daten sollen demnächst für die Publikation in einem internationalen wissenschaftlichen Journal eingereicht werden. Erste Schlussfolgerungen lassen sich jetzt schon aus den vorliegenden Ergebnissen ziehen.
Dr. med. Martin Imhof, Prim. Univ.-Prof., Mitglied des Krisenstabs Covid-19 des Landesklinikum Korneuburg-Stockerau fasst die Studien-Ergebnisse des Forschungsteams zusammen: „Wir konnten drei interessante Feststellungen machen:
1) Es kam zu einer positiven Covid-19 Infektion eines Spielers. Dieser wurde gemäß Präventionskonzept unmittelbar erkannt und isoliert. Trotz einer positiven Infektion kam es zu keiner weiteren Übertragung in der roten Gruppe. Wir erachten das Präventionskonzept im Fußball-Bereich als umsetzbar und funktionell.
2) In der Gruppe 'Zuschauer' kam es über den Beobachtungszeitraum (27.05.2020 bis 05.07.2020) bei statistisch errechneten 14.860 Sozialkontakten zu keiner Covid PCR-positiven Testung und damit zu keiner Infektion.
3) Ein 'falscher Alarm' – Covid-ähnliche Symptome - trat 12x in der Spielergruppe bei vorläufig 611 Testungen und 2511 Gesundheitserhebungen in 0,38% der Fälle auf. In der 'Zuschauergruppe' kam es insgesamt 8 x zum Auftreten Covid negativer grippaler Symptome und zu keiner PCR-positiven Testung.“
"Es braucht einen Plan"
Univ.-Prof. Martin Imhof analysiert die vorliegenden Ergebnisse wie folgt: „Die Covid Verdachtsfälle stellen bei weitem die größte Gruppe dar. Die Identifikation, Isolation und Abklärung dieser Verdachtsfälle sind die größte Herausforderung jeglichen Sicherheitskonzepts. Hier braucht es einen Plan, wie künftig bei Verdachtsfällen rasch und effektiv zu handeln ist.“
TSV Hartberg-Präsidentin Brigitte Annerl erklärt abschließend: „Die Sicherheit von Spielern und Zuschauern hat in Pandemie-Zeiten Vorrang. Wir haben jetzt eine Basis gelegt, um uns für den Herbst zu rüsten. Die Studie soll weitergeführt werden, um die Situation im Fußballstadion laufend zu analysieren und vor allem rasch handeln zu können, wenn es notwendig ist.