Warum ist Viktoria ein Kultklub? Weil Toni Polster dort Trainer ist?
Weil wir an die denken, denen es nicht so gut geht. An die Obdachlosen, die wir im Winter in den Kabinen schlafen lassen. Es gibt Deutschkurse, die wir anbieten, für Eltern und Kinder. Weil wir überall versuchen zu helfen, wo Not am Mann ist.
Wie sind Sie zu diesem Verein gekommen?
Ein Arbeitskollege meines Obmanns ist ein Freund. Ich bin damals vom LASK nach Wien zurück. Da wollte ich weitertrainieren, weil es mir Spaß gemacht hat. Der Job ist für mich eine Herzensangelegenheit.
Gab es keine Ambitionen mehr auf einen Job in der Bundesliga?
Doch, das wäre schon mein Ziel gewesen, aber es war nie das Richtige dabei. Das Thema ist für mich abgehakt. Ich finde es nur schade. Nicht für mich, sondern für den österreichischen Fußball. Es war einmal in meinem Kopf verankert, auch der Job des Nationaltrainers, aber das ist jetzt vorbei.
Was war schuld?
Mit dieser Frage habe ich mich öfter beschäftigt. Mehr, als erfolgreich zu sein, kann man nicht tun. Aber wenn man sich anschaut, dass es in den letzten Jahren 60 Trainerwechsel gegeben hat und keiner an mich gedacht hat, kann man sich ausmalen, dass ich in diesem Getriebe keine Chance mehr habe.
Was ist damals bei der Admira schiefgelaufen?
Ich musste das komplette Team übernehmen, aber es war nicht zu bewerkstelligen. Ich hatte einen intriganten Co-Trainer und der Sponsor wollte die Aufstellung diktieren.
Was ist von der Nationalmannschaft zu erwarten?
Wir sollten uns wieder einmal für ein Großereignis qualifizieren. Die derzeitige Generation ist ja bald am Auslaufen. Sie sollte, wenn sie ein bisschen Geschichte schreiben will, noch zu einem Großereignis fahren.
Trauen Sie das dem Team unter Franco Foda zu?
Ich würde es mir wünschen. Eine EM ohne Österreich ist nicht so schön wie eine mit uns.
Wer wäre denn für Sie der ideale Teamchef?
Schwer zu sagen, aber ich würde mir wünschen, dass es ein Österreicher ist. Ich wäre schon dafür, dass der Andi Herzog einmal eine Chance kriegt. Er war ein paar Mal im Gespräch, ist aber offensichtlich nur verarscht worden.
Ist dem Fußball der Schmäh abhandengekommen?
Ich weiß nicht, vielleicht lachen die jetzt auch so wie wir. Ich habe mich früher auch geärgert, wenn von den alten Zeiten die Rede war. Wahrscheinlich werden wir in zehn Jahren sagen: Der Arnautovic, das war halt noch ein Typ.
Apropos: Was sagen Sie zu seinem Wechsel nach China?
Ich sage, einen Vertrag muss man respektieren. West Ham ist erpresst worden, das hätte besser laufen können.
Was sagen Sie zur Entscheidung, nach China zu gehen?
Wir wissen alle: Es war nur eine finanzielle Entscheidung. Ich gratuliere ihm und ich hoffe, er wird glücklich dort. Aber für das Nationalteam wird es schwierig werden mit der Entfernung.
Wie sehen Sie die Entwicklung auf dem Transfermarkt?
Man sollte irgendwann eine Grenze ziehen, aber so ist der Markt. Wir wissen, kein Mensch ist 100 Millionen wert.
Sie sind auch auf Social Media sehr aktiv. Wie läuft’s?
Mein Sohn hat mich schon seit Jahren bearbeitet. Jetzt bin ich seit zwei Monaten auf Instagram und es macht Riesenspaß. Ich hätte schon viel früher damit anfangen sollen. Die User lieben mich. Ich bekomme Kontakt mit 14- bis 20-Jährigen, die mich nie haben spielen sehen. Die Doppelpack-Toni-Seite geht durch die Decke.