Wer Manfred Schmid als Trainer holt, der weiß, was er bekommt: taktische Flexibilität. Schon in der Länderspielpause hat der 49-Jährige angekündigt, langfristig sowohl auf Vierer- als auch auf Dreier- bzw. Fünferkette setzen zu wollen. Beim 3:2-Sieg gegen den WAC gab es erstmals Überlegungen, von der unter Markus Schopp unumstrittenen Viererkette abzuweichen, gegen Blau-Weiß Linz kam es dann erstmals zur Umsetzung. „Wir sind mit beiden Plänen ins Spiel gegangen“, sagt Abwehrchef Paul Komposch. „Im Laufe der ersten Hälfte haben wir dann bemerkt, dass wir gegen den Ball etwas anderes brauchen.“
Nach der frühen Führung nach einer Standardsituation (Silvan Wallner beförderte den Ball nach vier Minuten ins eigene Tor) verloren die Hartberger nach und nach den Zugriff. „Da haben wir nicht mutig genug gespielt“, sagt Schmid. „Da haben wir die Bälle zu schnell verloren.“ Die Umstellung auf Dreierkette schon in der ersten Hälfte war Teil der Lösung, in der Pause haben die Hartberger dann komplett umgestellt. Zuerst musste Benjamin Markus zwischen Wilfinger und Komposch spielen, nach der Pause war Komposch der zentrale Innenverteidiger, Wilfinger und Mateo Karamatic spielten rechts und links von ihm. Tobias Kainz hat im Laufe der ersten Hälfte den Kontakt zum Trainer gesucht, und erklärt, dass es aus seiner Sicht eine Umstellung braucht. „Das Gefühl habe ich auch gehabt“, erklärt Schmid. „Es ist für mich wichtig, dass die Spieler eigenständig werden und Entscheidungen auf dem Feld treffen können und nicht jedes Mal zum Trainer herausschauen müssen“, sagt Schmid.
Benjamin Markus als „richtiges Juwel“ beim TSV Hartberg
Der Grund, die Grundordnung umzustellen, lag auf der Hand: Zum einen haben die Linzer das Spiel sehr breit gemacht. „Der Gegner hat auch sehr viele Leute auf die letzte Linie gebracht, das kannst du mit vier Spielern nicht zustellen. Überhaupt, wenn du vorne die Bälle nicht halten kannst“, erklärt Schmid. Gerade in der zweiten Hälfte mit Tobias Kainz, Youba Diarra und Benjamin Markus vor der Dreier/Fünferkette haben die Hartberger dann auch die zweiten Bälle erobert. Nachsatz Schmid: „Und außerdem einen sehr guten Fußball gespielt.“ Einer schönen Aktion nach der Pause entsprang das 2:0. Manuel Pfeifer wurde auf der Seite schön freigespielt und der in Topform befindliche Mittelstürmer Patrik Mijic traf.
Gegen den Ball war der slowenische Neuzugang Benjamin Markus essenziell. Der 23-jährige Defensivspezialist gewinnt Zweikämpfe, teilt ein, pusht. „Ein Mentalitätsspieler und Leader. Er ist sehr wichtig für uns“, lobt Komposch seinen Mitspieler. Als „richtiges Juwel“ bezeichnet Schmid seinen Spieler. „Sein Job ist es, vor der Abwehr Löcher zu stopfen und einzuteilen“, erklärt Schmid. Durch die Art und Weise, wie er kommuniziert, würde Markus auch seinen eigenen Job erleichtern. „Wenn ich meine Kollegen einteile, habe ich selber weniger Arbeit“, sagt der Slowene. „Ich muss schauen, dass der Ball nicht zu unserer letzten Linie kommt. Da bin ich froh, wenn der Ball nicht einmal zu mir kommt.“
Einmal haben die Oststeirer dem Gegner aus Linz zu viel Platz gegeben, da war Ronivaldo dann zur Stelle. „Das müssen wir analysieren, einem Spieler wie Ronivaldo dürfen wir im Strafraum nicht so viel Platz geben“, sagt Komposch.