Bedient man Statistiken, dann zahlt es sich im Fußball aus, in Führung zu gehen. Das gilt ganz allgemein – und freilich auch für den TSV Hartberg. Bestes Beispiel hierfür ist die aktuelle Saison: Vier Mal haben die Oststeirer das erste Tor erzielt, drei Mal gewonnen – und gegen Austria Klagenfurt erst tief in der Nachspielzeit den Ausgleichstreffer hinnehmen müssen. Vier Führungstreffer – null Niederlagen. Das kann sich sehen lassen. Seit dem Aufstieg in die Bundesliga haben die Hartberger 102 Mal den ersten Treffer einer Partie erzielt – und gingen in diesen 102 Partien lediglich 15 Mal als Verlierer vom Feld.
Ebenfalls extrem schlägt das Pendel in die andere Richtung aus: 126 Mal lag Hartberg seit der Saison 2018/2019 zurück – und konnte nur 13 dieser Partien für sich entscheiden. In der Saison 2021/2022 und 2022/2023 blieben die Hartberger nach Rückstand sogar zwei Jahre lang sieglos. Durchaus gut war die Ausbeute nach Rückständen in der Saison 2019/2020 (16 Punkte, Ligabestwert) und 2020/2021 (18 Punkte, Zweiter hinter Salzburg). Zum Vergleich mit den beiden Topteams der Bundesliga: Salzburg lag seltener als 40 Mal zurück, und holte noch 13 Siege, Sturm etwas öfter als 50 Mal.
Manfred Schmid ist kein Freund von Statistiken
„Natürlich macht es einen Unterschied, ob du in Führung gehst oder nicht“, sagt Hartberg-Trainer Manfred Schmid – grundsätzlich einer, der mit Statistiken wenig anfangen kann. „Beim WAC haben sie mir jede Woche eine Statistik hingeknallt, wir haben sie alle widerlegt“, sagt Schmid lachend. Ob nach Führung oder nach Rückstand – gegen Blau-Weiß soll am Samstag wieder der Sieg eingefahren werden, der gegen Rapid vergangenes Wochenende nicht gelang – nach Rückstand übrigens.
Grundsätzlich wäre es schon die Herangehensweise der Hartberger, so früh wie möglich ein Tor zu erzielen. Gar nicht, um sich dann auf der Führung auszurasten – „Das wäre das deutlich falsche Signal“ – sondern eben um frühzeitig einen Vorteil zu haben. „Dann kannst du tiefstehende Mannschaften etwa zu Dingen zwingen, die ihnen gar nicht so liegen“, sagt Schmid.
Blau-Weiß Linz entwickelt sich gut
Dass Blau-Weiß Linz furios in die Saison gestartet ist, überrascht den Wiener nicht. „Sie entwickeln sich in der Zeit in der Bundesliga enorm weiter“, sagt er. „Sie haben zu Recht so viele Punkte.“ Vor allem die Entschlossenheit im Torabschluss – Stichwort Ronivaldo – ist beeindruckend.
Hartberg hält mit einem Sieg Kontakt zur oberen Tabellenhälfte. Und auch wenn Schmid nichts von Statistiken hält: Das erste Tor wird auch gegen Blau-Weiß Linz von enormer Bedeutung sein. Die Oberösterreicher tun sich nämlich besonders schwer, nach Rückständen wieder zurückzukommen. Vier Mal im Rückstand, null Punkte ist die bescheidene Bilanz in der laufenden Saison. 19 Mal lagen die Oberösterreicher in der Aufstiegssaison im Vorjahr zurück und konnten nur eine dieser 19 Partien noch gewinnen.