Von Stadion zu Stadion sind 13,1 Kilometer oder 15 Minuten Fahrtzeit. Hartberg trifft heute in der zweiten Runde des ÖFB-Pokals auf den SV Lafnitz – das erste Pflichtspiel seit März 2017. Vier Regionalliga-Begegnungen und ein Cup-Duell 2014/2015 – wie heute in der 2. Runde – hat es zwischen den beiden oststeirischen Klubs gegeben. Die Bilanz ist ausgeglichen, zwei Siege Hartberg, zwei Siege Lafnitz bei einem Unentschieden. Im Cup setzte sich damals der TSV durch, David Sencar und Bright Edomwonyi trafen für die Blau-Weißen. Mit Jürgen Heil und Philipp Siegl sind heute zwei Akteure mit von der Partie, die auch in der letzten Regionalliga-Begegnung gespielt haben, damals waren sie Kollegen beim TSV, heute sind sie Konkurrenten – und werden sich vor der Partie die Hand reichen. Heil führt die Hartberger als Kapitän auf das Feld, Siegl ist der Spielführer der Lafnitzer.

„Endlich wieder ein Derby in der Oststeiermark. Besseren Fußball hat die Region nicht zu bieten“, jubiliert Lafnitz-Obmann Martin Dellenbach. Für den Schweizer Investor ist es das erste Pflichtspiel-Aufeinandertreffen von Lafnitz und Hartberg und er rechnet mit 1800 bis 2000 Zuschauern. Und während sich die Spiele früher durch große Rivalität ausgezeichnet haben, mittlerweile kooperieren Lafnitz und der TSV Hartberg. „Diese Zusammenarbeit ist ein großer Vorteil für beide Vereine. Langfristig ist Bundesligafußball in der Oststeiermark nur möglich, wenn wir es gemeinsam angehen“, ist Dellenbach überzeugt. „Nicht Lafnitz gegen Hartberg, sondern wir gegen den Rest von Österreich“ ist seine bevorzugte Herangehensweise. Der Schweizer weiß aber: „Weil ich nicht in der Region verwurzelt bin, ist es für mich einfacher, das ganze Projekt größer zu sehen.“

Vor zwei Jahren tauchte Martin Dellenbach in Hartberg auf

Als Investor und Gründer der Hartberg-Akademie ist Dellenbach, der mit Autowaschanlagen reich geworden ist, vor etwas mehr als zwei Jahren in der Oststeiermark aufgeschlagen. Von einer Übernahme von Lafnitz war da längst nicht die Rede. Die Hartberg-Akademie ist mittlerweile eine Lafnitz-Akademie, Hartberg nur noch Kooperationspartner. „Wir sehen Jugendarbeit ein bisschen anders. Er will kaufen und verkaufen. Wir optimal ausbilden und im eigenen Verein einsetzen“, sagt Hartberg-Geschäftsführer Erich Korherr. In der Jugend setzt man in Hartberg auf die Juniors. Die Kooperation auf Profiebene sieht er aber als fruchtbar: „Wenn in Lafnitz spannende Fußballer unterwegs sind, die wir alle 14 Tage in unmittelbarer Nähe beobachten können und dann auch zu vernünftigen Preisen erwerben können – warum nicht“, sagt Korherr.

Dellenbach sieht Hartberg für die Spieler als klare Zwischenstation: „Ich glaube nicht daran, dass Spieler aus Hartberg in eine Topliga wechseln“, sagt der Schweizer. Deswegen hat er sich mit dem tschechischen Topklub Viktoria Pilsen einen weiteren Verein ins Portfolio geholt. Sein Traum: Aus der Akademie zu Lafnitz, weiter zu Hartberg und über Pilsen dann in eine Topliga. „Hartberg ist für die Lafnitz-Spieler der richtige nächste Schritt“, sagt Dellenbach. „Eines Tages werden alle sehen, was das für die Region für einen Mehrwert hat.“ Aus Pilsen ist mit Innenverteidiger Robin Hranac einem Pilsen-Spieler der Schritt zu Hoffenheim in die Deutsche Bundesliga gelungen. „Von diesem Transfer profitiert auch Hartberg. Wenn Spieler sehen, dass der Weg möglich ist, kommen bessere Spieler nach Lafnitz. Davon hat auch der TSV Hartberg etwas“, sagt Dellenbach. „Pilsen ist mir egal“, stellt Korherr klar. „Ich kooperiere gerne mit Lafnitz, es ist aber aus meiner Sicht nicht zwingend notwendig, dass Spieler aus Lafnitz in Hartberg spielen.“

Kooperation auf Augenhöhe

Von einer Kooperation auf Augenhöhe, spricht Korherr. Er sagt aber auch: „Wir sind zwei völlig eigenständige Vereine, daran wird sich nichts ändern. So wie es jetzt ist, so passt es.“ Dass sich Hartberg und Lafnitz über Ideen und Projekte austauschen, sei selbstverständlich. „Das macht man aber auch mit den anderen Vereinen in Österreich. Ich bin mehr oder weniger im ständigen Austausch mit allen anderen Vereinen. Das schätze ich so an der Bundesliga in Österreich.“