Ein einziger weißer Fleck ziert die Hartberger Bundesliga-Karte. Nur gegen Salzburg hat die Mannschaft von Trainer Markus Schopp noch nie gewinnen können. Ein einziges Unentschieden steht bei 15 Bundesliga-Versuchen auf der Habenseite. Knapp war es einige Male: Beim 2:2 am 14. Dezember 2019 erzielte Patson Daka erst in der 85. Minute den Ausgleich für die Bullen. Beim 2:3 in der laufenden Saison erzielte Dorgeles Nene auch erst spät in der zweiten Hälfte den Siegtreffer für die Salzburger.

Im Cup waren die Mozartstädter heuer beinahe fällig. Nach Verlängerung scheiterten die Hartberger erst im Elfmeterschießen, Maximilian Entrup vergab in der regulären Spielzeit und in der Verlängerung hochkarätige Einschussmöglichkeiten. Der Goalgetter der Hartberger wird heute gelb-gesperrt nicht zur Verfügung stehen – und doch scheinen die Salzburger bezwingbar, wie lange nicht. „Wir haben auch gegen Sturm ein gutes Gesicht gezeigt. Wenn wir alles abrufen und unseren Plan durchziehen, dann haben wir eine Chance.“, sagt Tobias Kainz.

Hartberg hat den Fokus bei sich selbst

Auch Gründe für Hartbergs Chance: Weder Wucht, noch spielerische Klasse, noch Homogenität der Mannschaft erinnern an Salzburger Auftritte zu Glanzzeiten. Der elfte Meistertitel in Folge ist zwei Runden vor Schluss unrealistisch, die Superstars der Mannschaft – Oumar Solet, etwa – scheinen in Gedanken längst bei neuen Aufgaben zu sein. Für Kainz ist das uninteressant: „Der Fokus ist bei uns, damit sind wir heuer sehr gut gefahren. Was beim Gegner passiert, hat uns nicht zu interessieren.“ Auch die Tatsache, für Sturm zum Meistermacher zu werden, ist für den Ex-Sturm-Kicker völlig sekundär.

Ganz anders: Hartberg hat das große Saisonziel unmittelbar vor Augen. Mit Siegen gegen Salzburg und Rapid beenden die Steirer die Saison fix als Vierter und spielt nächste Saison garantiert im Europacup. „Das ist ein großer Punkt, das schweißt uns zusammen“, sagt Kainz. „Wieder international zu spielen, wäre schön.“ Im September 2020 war gegen Piast Gliwize (POL) nach nur einem Spiel in der Qualifikation zur Europa League Ende.

Der Europacup lockt

Für Kainz war die Chance auf das internationale Geschäft nicht der Grund, seinen auslaufenden Vertrag bis 2026 zu verlängern. Ob Spieler mit Abwanderungsideen eher bleiben, wenn der Europacup wartet? „Das kann ich nicht beantworten. Wir sollten aber alle nicht vergessen, was uns der Verein gegeben hat.“ Zumal die Entwicklung längst nicht abgeschlossen scheint. „Viele sind im ersten Bundesligajahr, wir haben Lernprozesse durchlaufen“, sagt Kainz. „Das hat uns hingebracht, wo wir jetzt sind. Hoffentlich sind wir jetzt reif genug, um uns in den letzten beiden Spielen auch für die Saison zu belohnen.“

Hartbergs Bundesliga-Rekordspieler ist Kainz bereits. Das historisch erste Europacup-Tor für den Verein nimmt ihm auch keiner mehr. Ob es ihn stören würde, wenn er nächste Saison nicht mehr – ex aequo mit Lukas Ried – Europacup-Rekordtorschütze des Vereins wäre? „Das wäre mir sogar Recht. Dann waren wir im Europacup und haben da auch getroffen.“