Es gab Zeiten, da hat Hartberg-Trainer Markus Schopp ein Auswärtsspiel in Salzburg mit einem Besuch beim Zahnarzt verglichen. Man muss regelmäßig, man weiß, was einen dort erwartet. Und wenn alles blöd läuft, kann so ein Besuch beim Zahnarzt – oder in Salzburg – gehörig weh tun. Nicht nur den Hartbergern. 2:7 und 1:7 haben die Oststeirer bereits in Salzburg verloren, mit 0:6 und 1:5 – heuer – im eigenen Stadion den Kürzeren gezogen. Mehr als ein (vielumjubeltes) 2:2 hat für die Oststeirer in 13 Bundesliga-Partien noch nicht herausgeschaut.

Und doch fahren die Steirer mit breiter Brust nach Salzburg. Das Unentschieden im ÖFB-Cup – mit dem bitteren Aus im Elfmeterschießen – hat den Steirern gezeigt, dass gegen den Ligakrösus etwas möglich ist. Dazu kommt: Die Hartberger präsentieren sich in bestechender Form, während die Salzburger dem eigenen Anspruch eher hinterherhinken. Weniger als 30 Punkte nach 14 Runden hatten die Salzburger zuletzt in der Saison 2016/2017. Am Ende jubelten die Salzburger trotzdem über den souveränen Meistertitel – damals freilich noch ohne Punkteteilung.

Hartberg war damals noch drittklassig

Hartberg jubelte damals – mit Rene Swete, Dario Tadic und Jürgen Heil – über den Regionalliga-Meistertitel. Es war der Anfang des oststeirischen Fußballmärchens: Im Jahr darauf stieg Hartberg als Zweiter der 2. Liga in die höchste Spielklasse auf und hält sich seither im Fußball-Oberhaus. Am Klassenerhalt der Hartberger zweifelt in dieser Saison auch niemand mehr. Die Schopp-Elf ist derzeit Tabellenvierter und marschiert eilenden Schrittes auf die Meistergruppe zu. Drei Punkte in Salzburg wären aber trotz des Hartberger Laufs absolut als „Bonus“ zu bezeichnen.

Und doch scheint ein voller Erfolg möglich. Warum? Schopp kann im Gegensatz zu Salzburg-Trainer Gerhard Struber aus dem Vollen schöpfen. Maximilian Entrup, Christoph Lang und Ibane Bowat sind ohne Verletzung von den Nationalteams zurückgekommen, die angeschlagenen Spieler – Ruben Providence und Julian Halwachs – haben ihre Wehwehchen auskuriert. Bei Salzburg andererseits stehen heute mindestens zehn Spieler nicht zur Verfügung – auch Stammspieler wie Maurits Kjaergaard oder Leistungsträger wie Samson Baidoo.

Hartberg trifft gerne auswärts, Salzburg gewinnt zu Hause nur ohne Gegentor

Und dann kann noch eine Statistik den Hartbergern in die Karten spielen: Immer dann, wenn die Salzburger in dieser Saison im eigenen Stadion ein Gegentor erhalten haben, mussten sie eine Niederlage in Kauf nehmen. So passiert beim 0:1 der Bullen gegen den LASK, so passiert beim 0:1 gegen BW Linz. Siegen die Salzburger zu Hause, dann ohne Gegentor. Das spricht insofern für die Hartberger, weil sie auswärts nur gegen den LASK beim torlosen Unentschieden nicht getroffen haben – und da grandios an der eigenen Chancenverwertung gescheitert sind.

Betrachtet man nur die auswärts erzielten Tore, findet man eine weitere Statistik, in der sich die Hartberger im absoluten Bundesliga-Spitzenfeld befinden: Nur Sturm traf in jedem Auswärtsspiel, Salzburg und Hartberg verpassten nur einmal die Chance, in der Fremde zu treffen. Auswärts zu treffen, das liegt auch Hartberg- und Liga-Toptorschütze Maximilian Entrup: Fünf seiner acht Saisontore erzielte der 26-Jährige in der Fremde. Wie lange noch für den TSV? Das scheint offen zu sein. Southampton, Zweitligist aus England, soll ein Auge auf den Mittelstürmer geworfen haben und ihn beim Kurzeinsatz bei der Premiere im Teamdress gegen Deutschland auch beobachtet haben. In Hartberg wird man deswegen aber (noch) nicht nervös, bei den Steirern ist noch keine Anfrage eingegangen.