Vor dem ersten Auftritt in dieser Saison auf der internationalen Fußballbühne waren die sportlich Verantwortlichen des SK Sturm bemüht, die Balance zwischen Optimismus und Warnung zu finden. PSV Eindhoven ist ein starker Gegner. Aber: Wenn man zwei Sterntage erwischt, ist der Aufstieg ins Play-off der Champions League zu realisieren. Unklar ist, ob die Niederländer ihrerseits gestern einen Sterntag erwischt oder ob sie einfach ihr Leistungspotenzial ausgeschöpft haben. Der SK Sturm jedenfalls fand im Hinspiel der dritten Qualifikationsrunde der Champions League keine Balance, weder mit dem noch gegen den Ball.
PSV Eindhoven zog ein Lehrspiel auf. Die Grazer liefen bei strömendem Regen Ball und Gegner hinterher. Auf dem glitschigen Terrain spielten die Niederländer ihre technischen Vorteile gekonnt aus. Und es hatte den Anschein, als müssten sie erst gar nicht an ihre Leistungsgrenzen gehen. Es sah einfach aus, was Doppel-Torschütze und Kapitän Luuk De Jong (22., 32.) und seine Kollegen den Fans im Philips-Stadion boten. Der schnelle Treffer zur 1:0-Führung durch Isaac Babadi in der vierten Minute schien die Grazer Mannschaft zu lähmen. Erinnerungen an das 0:6 gegen Feyenoord Rotterdam im vorigen Jahr kamen auf, als die Schwarz-Weißen mit 0:1 in Rückstand geraten waren (9.) und letztlich mit einer Packung die Heimreise antreten mussten.
Diesmal gelang wenigstens ein Ehrentreffer. Jon Gorenc Stankovic (40.) war mit dem Kopf zur Stelle, erzielte das zwischenzeitliche 1:3. Er war es auch, der das einzige Tor in der Europa League gegen PSV erzielt hatte. An diesem Abend hatten die Grazer den Niederländern nichts entgegenzusetzen. Sie kamen in keine Zweikämpfe, fanden keine Ruhe am Ball und waren zu nervös, um einen kontrollierten Spielaufbau aufzuziehen. Sie waren in diesen 90 Minuten schlichtweg überfordert, hatten mit der Dynamik, dem Spielwitz und den technischen Fähigkeiten der PSV-Spieler große Probleme. Ibrahim Sangare (73.) stellte auf 4:1.
Und hätte Kjell Scherpen – er sah in der ersten Hälfte bei einigen Aktionen unglücklich aus –, nicht die Chancen von De Jong und Johan Bakayoko entschärft, die Niederlage wäre noch deutlicher ausgefallen. Im Fußball ist bekanntlich alles möglich. Wenn der SK Sturm den Aufstieg ins Play-off noch schaffen möchte, ist im Rückspiel am Dienstag (20.30 Uhr) in der Grazer Merkur-Arena allerdings ein außergewöhnlicher Kraftakt notwendig. Von der Aufstiegsprämie in der Höhe von fünf Millionen Euro können die Grazer derzeit nur träumen. Man wird sich wohl auf die Europa League einstellen müssen.
Hierländer: "Ein sehr bitterer Abend"
Die erste Analyse fiel auch bei Sturm ernüchternd aus. "Ein sehr bitterer Abend, es war einfach zu wenig von uns. Wir haben heute die Grenzen aufgezeigt bekommen. Wenn wir die Basics nicht auf den Platz bekommen, werden wir ausgespielt, dann sind wir immer zu spät, laufen dem Ball nach. Deshalb ist das Spiel so gelaufen, wie es gelaufen ist", meinte Kapitän Stefan Hierländer.
Peter Klimkeit aus Eindhoven