Fußballspieler kommen und gehen bei jedem Verein. Stefan Hierländer ist gekommen, um zu bleiben. Der Kärntner unterschrieb im Sommer 2016 bei den Grazern und geht in seine achte Saison. Damit ist er der längstdienende Akteur im Kader der Steirer, weil Jakob Jantscher zwar insgesamt mehr Jahre bei den Schwarz-Weißen verbrachte, allerdings in zwei Anläufen.

Als Hierländer vor sieben Jahren von Bundesliga-Aufsteiger Leipzig in die Stadt an der Mur wechselte, waren die Motive gänzlich andere, als hier sesshaft zu werden. "Es hätte ein Aufbaujahr sein sollen, eine Zwischenstation, um noch einmal einen großen Schritt zu machen", verrät der Familienvater. "Aber Sturm ist ein Herzensklub mit unglaublichen Fans. Und meine Charakterzüge passen gut zum Klub, der so professionell dasteht wie nie zuvor."

In dieser langen Zeit hat Hierländer so einiges erlebt – Höhen und Tiefen gleichermaßen. Wer glaubt, dass ausgerechnet die beiden Cuptriumphe 2018 und 2023 herausstechen, irrt. "Das hat vielleicht keiner so am Schirm. Aber als wir Mura im Heimspiel des Europa-League-Play-offs besiegt haben und in die Gruppenphase eingezogen sind, war das etwas ganz Besonderes", sagt der Rechtsfuß, der die errungenen Titel mit Sturm nicht kleinreden möchte. "Es ist schon etwas anderes, mit Sturm Titel zu feiern als mit meinem Ex-Klub Salzburg. Wenn so viele Leute an einem Verein hängen und wir sie belohnen, ist das unglaublich. Als wir am Grazer Hauptplatz gefeiert haben, war es wunderschön, wenn wir bei unseren leidenschaftlichen Fans solche Emotionen auslösen können."

Hierländer topfit

Apropos Leidenschaft: Diese Eigenschaft verkörpert Hierländer wie kaum ein anderer. 195 Bundesliga-, 23 Cup- und 18 Europacupspiele bestritt er für die Schwarz-Weißen und marschierte in diesen unermüdlich für seine Mannschaft. "Man muss ein Getriebener sein und Leidenschaft mitbringen für jedes Training. Aber ich fühle mich aktuell topfit. Man muss immer mehr machen, um auf hohem Niveau spielen zu können. Ich nenne es gerne Panzer, den man sich antrainieren sollte", sagt Hierländer, der mit seinen 32 Jahren zwar zweitältester Sturm-Spieler hinter Jantscher ist, aber sich noch gar nicht alt fühlt. "Wenn ich Andreas Ulmer ansehe, wie fit er mit 37 Jahren noch ist, imponiert mir das. Da spielt Alter keiner Rolle. So lange ich so fit bin und die Leidenschaft habe, will ich weitermachen und erfolgreich sein."

Der Vertrag der Rückennummer 25 läuft nach dieser Saison aus, aber eine neunte Saison in Graz scheint möglich. "Es ist nicht ausgeschlossen, dass ich hier in Fußballpension gehe. Fakt ist, dass das nicht mein letztes Jahr wird. Da bin ich aktuell ganz weit weg", meint Hierländer, der zur neuen Rolle von Jantscher mit weniger Einsatzzeiten sagt: "Er hilft der Mannschaft auch in dieser Rolle und ist ein Vollprofi. Wenn er gebraucht wird, ist er zu 100 Prozent da."

Ligauftakt vor Augen

Hierländer agiert weiter als Schlüsselkraft. Während er in seinen anfänglichen Jahren gerne als Schweizer Taschenmesser bezeichnet wurde, weil er lange auf mehreren Positionen eingesetzt wurde, hat er sich bei Christian Ilzer in der Mittelfeldraute auf der rechten Seite etabliert. "Scharf wie ein Taschenmesser bin ich noch immer, das muss man bei unserem Spiel auch sein", sagt der dreifache ÖFB-Teamspieler, der es als seine Aufgabe sieht, das Energielevel im Team hochzuhalten, grinsend. "Aktuell sehe ich meine Rolle als Stabilisator, der viel Laufarbeit einbringt und viele Räume zuläuft.

Zudem bin ich ein Initiator im Pressing. Früher hatte ich mehr Offensivdrang, das ist nun anders." Nach einer Saison ohne Scorerpunkt in 39 Pflichtspielen dürfte das zutreffen, wenngleich die abgelaufene Spielzeit seine wohl stärkste im Sturm-Trikot war. "Ich muss an meiner Effizienz arbeiten. Aber ein erfolgreiches Jahr ist mir lieber als ein Scorerpunkt."

Der Ligaauftakt für Sturm erfolgt heute (17 Uhr) bei der Wiener Austria. Die Ziele für die Saison sieht Hierländer folgendermaßen: "Wir wollen uns weiter verbessern. Aber Salzburg bleibt das Maß der Dinge. Wenn die nicht viel falsch machen, holen sie die Schale."