Andreas Schicker, Sport-Geschäftsführer beim SK Sturm, trifft klare Entscheidungen. Nach dem blamablen Abschneiden in der Saison 2019/20 baute er als noch sehr frischer Sportdirektor die Mannschaft der Grazer umfangreich um, unpopuläre Maßnahmen inklusive. So verabschiedete sich Schicker etwa von Spielern mit laufenden Verträgen. Es war ein hartes Vorgehen im Sinne des Vereins. Die daraus resultierende Erfolgsgeschichte ist bekannt. Seit mittlerweile drei Jahren surfen die Schwarzen-Weißen auf der Erfolgswelle. Es seien damals keine leichten Entscheidungen gewesen, weil in jedem Spieler immer auch der Mensch steckt. Die Maßnahme, die Schicker kurz nach Beginn der Saisonvorbereitung getroffen hatte, war noch ein Stück heikler.

Er stellte Jakob Jantscher in Absprache mit Trainer Christian Ilzer sportlich in die zweite Reihe. So klar das Vorgehen für die sportliche Führung zu vollziehen war, so feinfühlig musste man in diesem Falle vorgehen. Jantscher ist ein Vorzeigeprofi, ein Qualitätsspieler, ein Fan-Liebling und ein Mannschaftsleader. „Jakob ist ein wertvoller Spieler auf dem Platz und in der Kabine“, sagt Ilzer.

Zu starke Konkurrenz

Deshalb bekam er eine neue Rolle, in der er die jungen Spieler mit seiner ganzen Erfahrung und seiner Kompetenz unterstützen und pushen solle. Die Gespräche zwischen Schicker und Jantscher sowie zwischen Ilzer und Jantscher seien allesamt gut gelaufen, berichten alle drei. „Jakob denkt im Sinne von Sturm Graz“, sagt Ilzer und lobt den verdienstvollen Spieler. Jantscher selbst „muss die Entscheidung des Klubs akzeptieren, wenn sich der Verein so positioniert“, sagt der Grazer. Manprit Sarkaria, Szymon Wlodarczyk, Bryan Teixeira, Mohammed Fuseini, Leon Grgic und der neue Stürmer, wann immer er kommt, bekommen den Vorzug.

In der Saison 2021/22 wurde Jantscher noch zum besten Spieler der Bundesliga gewählt. In der Spielzeit 2022/23 kam er aufgrund einer hartnäckigen Wadenverletzung nur zu wenigen Einsätzen. Und nun wird er sich vorrangig auf der Tribüne wiederfinden. So schnelllebig ist der Fußball. Das weiß Jantscher nur zu gut: „Und genau deshalb werde ich in jedem Training Vollgas geben. Ich bin keiner, der jetzt sagt: ,Gut, akzeptiert, meine Situation ist aussichtslos, ich mache jetzt ein Jahr Urlaub.‘ Nein, ich kämpfe, weil ich weiß, wie schnell sich im Fußball alles ändern kann. Ich bin da, wenn ich gebraucht werde.“

Nur wenige wissen um die Bedeutung von Jantscher innerhalb der Mannschaft. Er nimmt sich Spieler zur Brust, die nicht parieren. Er sorgt für Spaß in den Einheiten trotz allem Trainingsernstes. Er hilft mit seiner Erfahrung anderen weiter. Die Rolle, die er längst ausübt, bekommt er nun also offiziell verliehen. „Ich habe auf privater und beruflicher Ebene Werte, die ich zu 100 Prozent vertrete. Und deshalb können einige Aussagen an Kollegen auch hart sein. Ich werde nie persönlich, sondern kritisiere immer sachlich“, erklärt Jantscher.

Saudi-Arabien als Verlockung?

Er hat viel erlebt auf seinen Stationen und merke, dass die jungen Spieler gewisse Werte nicht mehr haben. Dazu gehören auch der notwendige Respekt und eine gewisse mentale Härte, die es auszuhalten gilt. Es brauche manchmal laute Worte. „Und so aussichtslos meine derzeitige Situation auch scheint, ich werde mich in jedem Training anbieten“, sagt Jantscher. Einen Klubwechsel schließt er aus: „Ich bin durch und durch ein Schwarzer. Bei Sturm habe ich die Chance bekommen, Profi zu werden. Bei Sturm werde ich auch meine Karriere beenden, wenn es so weit ist.“ Mit dem schmunzelnden Nachsatz: „Wenn mich ein Klub aus Saudi-Arabien für ein, zwei Millionen engagiert, gehe ich dorthin.“