Sturm Graz geht mit Rückenwind ins Cupfinale. Die Steirer rangen die Wiener Austria im turbulenten Bundesliga-Spiel am Mittwoch mit 3:2 (1:2) nieder und verkürzten damit den Abstand auf Leader Salzburg (1:1 bei Rapid) auf drei Punkte. Zwei Tore von Ex-Austrianer Manprit Sarkaria (23., 63.) sowie ein Treffer Otar Kiteishvilis (62.) bescherten Sturm eine erfolgreiche Generalprobe für das Cup-Endspiel gegen Rapid am Sonntag.
Kommentar: Die Wiener Klubs sind die Lieblingsgegner des SK Sturm
Im munteren Hin und Her legte die Austria durch Doppelpacker Haris Tabakovic (10., 39./Elfmeter) zweimal vor, ist aber zur Halbzeit in der Meistergruppe weiter sieglos. Stadtrivale Rapid war vor seinem Salzburg-Duell mit einem Punkt Vorsprung für die fünftplatzierten Violetten in Reichweite. Der Dritte LASK könnte mit Rundenabschluss schon um elf Punkte enteilt sein. Andererseits könnte Klagenfurt mit einem Sieg in Linz den violetten Vetter ans Tabellenende schicken.
Das sonntägliche Saisonhighlight spielte auf Grazer Seite bereits mit. Christian Ilzer entschied sich für Rotation und eine Änderung der Grundordnung. Der Sturm-Trainer baute seine Mannschaft im Vergleich zur Salzburg-Niederlage an fünf Positionen um. Mit Alexander Prass, Tomi Horvat, Jusuf Gazibegovic und David Schnegg bekamen Vielspieler zunächst eine Verschnaufpause.
Austria-Coach Michael Wimmer ließ wie schon beim 1:3 in Graz vor fünf Wochen Matthias Braunöder auf der Bank. James Holland ersetzte den Jungstar. Matan Baltaxa begann am linken Flügel statt dem zuletzt unglücklich agierenden Manuel Polster. Mit den zuletzt gesperrten Dominik Fitz und Tabakovic sollte die Scharte gegen Austria Klagenfurt (1:2) ausgebessert werden.
Getrübte Stimmung nach Sturz eines Fans
Zuvor aber lief Sturms umgebautes "Werkl" an. Affengruber nach einem Eckball per Kopf (2.) und Emanuel Emegha, der an der Fußabwehr von Austria-Keeper Christian Früchtl scheiterte (5.), ließen Top-Chancen aus. Mitten in die erste Sturm-Drangphase traf die Austria. Tabakovic setzte seine 1,94 m bei einem Fitz-Freistoß ein und köpfelte via Lattenunterkante zum 1:0 (10.).
Während der Schweizer gemeinsam mit den Gästefans jubelte, stürzte ein Austria-Fan über die Brüstung mit dem Kopf voran in den Stadiongraben. Tabakovic winkte die Rettungskräfte herbei, die zum dritten Mal innerhalb kurzer Zeit auf den Zuschauerrängen in Liebenau Erstversorgung leisten mussten. Laut APA-Informationen musste zudem vor dem Stadion ein Ordner medizinisch versorgt werden.
Sarkaria versenkte flachen Freistoß
Der Schockmoment resultierte in kurzfristig sonderbarer Stimmung. Emegha vertändelte die große Ausgleichschance (19.), ehe auch Sturm aus einem ruhenden Ball traf (23.). Sarkaria war mit dem schlitzohrig ausgeführten Flachschuss unter die springende Austria-Mauer erfolgreich. Ohne Abwehrchance für Früchtl kullerte der Ball ins Tor. Zum bereits fünften Mal seit seinem Wechsel 2021 traf Sarkaria gegen seinen Ex-Verein - eine Marke, die er später ausbauen sollte.
Im munteren Treiben legten die Wiener wieder vor. Amadou Dante klärte zweimal unzureichend, ehe Affengruber einen Handelfmeter verursachte, den Tabakovic sicher zu seinem 14. Saisontor verwandelte. Schiedsrichter Markus Hameter blieb nach Rücksprache mit Videoschiedsrichter Harald Lechner - der Sturm-Verteidiger hatte den Ball im Schulter-Oberarm-Bereich geblockt - bei seiner harten Entscheidung, verzichtete aber auf die regeltechnisch gedeckte Rote Karte. Eine solche hätte Affengruber auch im Cupspiel zum Zuschauer gemacht.
Erst Kiteishvili, dann nochmals Sarkaria
Der Tabellenzweite stemmte sich in der Folge gegen die drohende dritte Niederlage in der Meistergruppe - und drehte die Partie binnen zwei Minuten. Erst überwand Kiteishvili Früchtl aus kurzer Distanz (62.). Dann setzte sich Sarkaria gegen Marvin Martins durch und traf erneut sehenswert per Heber (63.). Zuvor war ein Elfmeteralarm im Austria-Strafraum nach einem Kontakt zwischen Fischer und Emegha ohne Folgen geblieben.
Viel hätte nicht gefehlt und Sturm wäre vor dem Doppelschlag schon einem höheren Rückstand nachgelaufen. Der nicht immer sattelfeste Okonkwo verhinderte nämlich gerade noch den Triplepack von Tabakovic aus einem Konter (49.), und konnte einem Lattenkracher von Manfred Fischer (56.) nur untätig nachsehen.
Die Partie blieb bis zuletzt hochattraktiv. Okonkwo parierte einen Volley-Schuss von Gruber (70.), während Bryan Teixeira auf der Gegenseite wegrutschte, statt Sarkarias Stanglpass zu vollenden (73.). Die Austria gab sich nicht auf, das 3:3 aber glückte nicht mehr. Und Sturm baute seine Serie ungeschlagener Heimspiele gegen Violett auf sechs aus.