Der Tag ist gekommen. Um 17 Uhr empfängt der SK Sturm in der Merkur-Arena den Tabellenführer aus Salzburg zum Spitzenspiel der Fußball-Bundesliga. Und es könnte gegen 19 Uhr Historisches geschehen. Bei einem Sieg der Steirer würde der Tabellenführer nach 26 Runden nämlich erstmals seit der Saison 2012/2013 nicht Salzburg heißen.
Ligareform. Zur Saison 2018/2019 wurde der Bundesliga-Modus revolutioniert. Seither gibt es nach dem Grunddurchgang eine Teilung in Meister- und Qualifikationsgruppe. Hauptziel der (von allen Bundesligaklubs einstimmig beschlossenen) Reform war es, das Titelrennen länger offenzuhalten und mehr Spannung in den Spielbetrieb zu bekommen. Bisher scheiterte das Vorhaben aufgrund der Salzburger Dominanz. Im fünften Anlauf scheint der Spitzenplatz der "Bullen" zu wackeln, der Hauptgrund der Reform endlich zu greifen.
Vergleiche. Die Spielphilosophie beider Klubs ähnelt sich stark. Das kommt nicht von ungefähr. Den Ansatz, mit hoher Intensität zu reüssieren, hat Salzburg vor mittlerweile mehr als zehn Jahren auch in Österreich salonfähig gemacht. Mit der Übernahme von Andreas Schicker als Sport-Geschäftsführer krempelte er den Klub um und verpasste ihm ein durchdachtes Konzept. Mit Christian Ilzer wurde ein Trainer verpflichtet, der perfekt dazu passt. "Die Erstidee für eine gewisse Spielweise hat Salzburg auch Sturm aufgedrückt. Aber wer glaubt, wir könnten da einfach Kopieren und Einfügen drücken, der irrt. Wir gehen unsere eigenen Wege für die nächsten Schritte", sagt Schicker.
Marktwert. Es gibt eine Vier-Klassen-Gesellschaft im Fußball-Oberhaus. Die Gesamtmarktwerte von sieben Klubs bewegen sich laut www.transfermarkt.at zwischen 9 und 15 Millionen Euro. Dann gibt es das Trio Rapid, LASK und die Wiener Austria, die sich jeweils zwischen 24 und 30 Millionen Euro einpendeln. Mit einem Respektabstand nach vorne liegt der SK Sturm aktuell bei rund 42 Millionen Euro Marktwert. Dann kommt lange nichts. Dann sticht die Zahl 222 Millionen Euro heraus. So viel ist Salzburgs Kader wert – ungefähr gleich viel wie der aller anderen Bundesligisten zusammen. Und auch beim Umsatz liegen Lichtjahre zwischen dem neunfachen Serienmeister und dem Vizemeister. 2021/22 setzten die Mozartstädter rund 152 Millionen Euro um, die Grazer mit 26,8 Millionen Euro gerade einmal ein Sechstel.
Kulisse. Nicht ganz 16.000 Fans verwandeln die Merkur-Arena heute in einen Hexenkessel. Zum bewerbübergreifend 17. Mal wird ein Heimspiel des SK Sturm in dieser Saison vor einer Kulisse von mehr als 10.000 Fans stattfinden. Vorteil für die Grazer? "Wir genießen das und es gibt uns extreme Kraft", sagt Sturm-Trainer Christian Ilzer. Aber: "Ich weiß, dass ein Toptalent – das ist mir an Rasmus Höjlund aufgefallen – so eine Bühne braucht. Solche Spieler scheuen diese Bühne nicht. Egal, ob daheim oder auswärts. Diese Spieler brauchen das Publikum, die brauchen eine aufgeheizte Stimmung, um noch ein paar Prozent mehr rauszuholen. Salzburg hat viele Toptalente – die werden sich davon nicht einschüchtern lassen."
Offensiv- und Defensivstärke. 55 Tore hat Salzburg in dieser Saison erzielt – Ligabestwert. Dahinter folgen Austria Wien (45) und Sturm (43). In Sachen Torschüsse haben die Schwarz-Weißen mit 534 die Nase vorne, knapp dahinter folgt Salzburg (530) – erst mit einem Respektabstand von 30 Torschüssen weniger kommen die "Veilchen" als Dritter. Beeindruckender als die Offensivstärke von Salzburg und Sturm ist aber jene der beiden Defensivreihen. Nur 16 Gegentreffer hat der Serienmeister bisher erst erhalten, Sturm musste 18 Tore hinnehmen.
Lieblings- und Angstgegner. Vier Spiele in Folge ist Sturm gegen Salzburg ungeschlagen. Den Ligakrösus darum als "Lieblingsgegner" zu bezeichnen, wäre aber vermessen. Seit dem Einstieg von Red Bull hat Sturm eine klar negative Bilanz gegen Salzburg: 16 Siegen stehen 42 Pleiten bei 17 Remis gegenüber.