Weder die Salzburger noch die Sturm-Akteure wollten es nach dem 2:0-Erfolg des Serienmeisters in der Steiermark laut aussprechen. Eine Entscheidung im Kampf um den Meistertitel sei dieser Auswärtssieg der „Bullen“ in der Merkur-Arena nicht gewesen, die fünf Punkte Vorsprung auf die Schwarz-Weißen seien bei noch sechs zu spielenden Partien in der Meistergruppe keine Garantie. „Jetzt ist das passiert, was wir nicht wollten: Wir haben mehr Rückstand auf Salzburg als Vorsprung auf den LASK“, sagte Sturm-Trainer Christian Ilzer, der von einem verdienten Sieg des Ligakrösus sprach. „Ich gratuliere ihnen zum Sieg. Salzburg ist die Übermannschaft in der Liga und hat verdient gewonnen. Jetzt geht es vorwiegend darum, den zweiten Platz abzusichern.“
Resignation? Wohl kaum. „Wir sind jetzt enttäuscht. Es bleibt aber keine Zeit, Trübsal zu blasen. Wir werden das maximal Mögliche machen, dann kann vielleicht das Unmögliche passieren“, hat Ilzer die kleine Titelchance noch nicht aufgegeben.
Vor 16.000 Fans in der ausverkauften Merkur-Arena herrschte von Beginn an eine „coole Atmosphäre. Es hat Spaß gemacht“, sagte Salzburg-Trainer Matthias Jaissle, dem wie der gesamten Salzburger Truppe sichtlich ein Riesenstein vom Herzen fiel, als der Sieg fixiert war. Seine Mannschaft habe „ein unglaubliches Gesicht gezeigt“. Das Topspiel, es war eines ohne große Torchancen. Über 90 Minuten hatte Sturm keinen einzigen Abschluss auf das gegnerische Tor, die Gäste schossen nur drei Mal auf den Kasten von Arthur Okonkwo. Zwei dieser Versuche gingen rein: Erst wurde Nicolas Capaldo im Strafraum vergessen (54.), danach sorgte Benjamin Sesko für die Entscheidung (73.).
Nicht nur die „Präsenz und Geradlinigkeit“ der Gäste, wie es Ilzer nannte, waren an diesem Tag eine Nummer zu groß für Sturm. Auch die Gesamtsituation war wohl (noch) nicht jedermanns Sache. Ilzer: „Es ist nur eine Mutmaßung, aber ein Grund könnte das Nervenkostüm einiger Spieler gewesen sein.“ Während Salzburg jedes Jahr um den Titel spielt, kennen viele Spieler dieser Sturm-Mannschaft so eine Situation noch nicht. „Wir können einiges aus diesem Spiel mitnehmen“, sagt Ilzer.
Der an diesem Abend nicht geprüfte Salzburg-Schlussmann Philipp Köhn konnte die Partie im „Hexenkessel“ genießen. „Es war eine extrem coole Stimmung, dafür spielt man Fußball.“ Während dem siegreichen Team die Erleichterung ins Gesicht geschrieben stand, merkte man den unterlegenen Gastgebern die Enttäuschung an. „Das war nicht genug heute“, meinte etwa Jon Gorenc Stankovic. „Wir haben ein Spiel verloren. Das ist nicht gut. Aber es geht schon am Mittwoch weiter.“
Dann ist die Wiener Austria um 18.30 Uhr in Graz zu Gast. Zwei Niederlagen in Serie hat es für Sturm in der Bundesliga zuletzt im Mai des vergangenen Jahres gegeben. In dieser Saison konnten sich die „Blackys“ nach einem verlorenen Spiel jeweils wieder aufrichten und die richtige Antwort geben. „Es war diesmal nicht unser Tag. Aber wir schauen nach vorne“, gab Tomi Horvat die Marschroute vor. „Wir haben in dieser Woche wichtige Spiele. Und Niederlagen sind im Leben wichtig, daraus kann man immer lernen“, sagte der Slowene.
Auch Otar Kiteishvili, der diesmal als Einwechselspieler in die Partie kam, ist sich sicher: „Wir werden am Mittwoch stärker zurückkommen. Dieses Team hat eine sehr starke Mentalität.“