Alte Liebe rostet nicht – für Heiko Vogel fällt der FC Basel genau in diese Kategorie. In der drittgrößten Stadt der Schweiz war der Deutsche bereits zwischen 2009 und 2012 (zuerst als Co-Trainer, dann als Chefcoach) aktiv und feierte große Erfolge. Neben dem Doublegewinn 2012 folgte in der Champions League, nachdem man Manchester United in der Gruppenphase hinter sich gelassen hatte, der Einzug ins Achtelfinale. Dort gab es trotz eines 1:0-Hinspielerfolgs gegen den FC Bayern das Aus.

Seit 1. Jänner ist Vogel wieder Angestellter des Klubs – diesmal als Sportdirektor. „Ich habe mich in Basel immer super wohlgefühlt. Deshalb kehre ich sehr gerne zurück“, sagt der Wahlbayer, der erklärt, warum er in anderer Rolle aktiv ist. „Ich bin zum Schluss gekommen, dass ich mit 47 Jahren in einem Alter bin, in dem es mir leichter fällt, meine ersten Erfahrungen als Sportdirektor zu machen als in ein paar Jahren. Mich interessiert diese Facette enorm, weil man globaler denken muss, mehr gestalten kann und Einfluss auf den gesamten Verein hat.“

Davon machte Vogel schon nach wenigen Wochen Gebrauch. So beurlaubte er Trainer Alexander Frei. „Das war die schwärzeste Stunde in meiner Karriere. Ich habe eine unglaublich wertvolle zwischenmenschliche Beziehung zu ihm. Aber Teil des Geschäftes ist es auch, als Verantwortlicher solche Entscheidungen zu treffen. Ich habe die auch als Trainer schon miterleben müssen. Das ist nicht lustig“, sagt der gebürtige Pfälzer, der seit 7. Februar in Doppelfunktion tätig ist und interimistisch als Trainer fungiert. In dieser Zeit gab es zwei Siege und zwei Remis in der Meisterschaft, den Einzug in das Cup-Halbfinale und den Aufstieg in das Achtelfinale der Conference League zu bejubeln. Dort wartet am Donnerstag das Hinspiel gegen Slovan Bratislava, gegen das Basel in der Gruppenphase 0:2 und 3:3 spielte. „Aber eines kann ich mit Sicherheit sagen: Der langfristige Trainer des FC Basel heißt nicht Heiko Vogel. Sobald wir uns mit dem neuen Trainer einig sind und er mit der Arbeit beginnt, werde ich, nur noch‘ als Sportdirektor tätig sein.“

Und in dieser Funktion will Vogel seinen Weg gehen. Die Scoutingabteilung hat er bereits umgekrempelt. Diese wird sein langjähriger Wegbegleiter Patrick Dippel übernehmen. „Manche sehen sich als Manager, manche als Kaderplaner, ich sehe mich als Sportdirektor. Ich will einwirken auf den Sport. Und das geht nicht als Alleinherrscher, sondern nur mit einem Miteinander. Die Zusammenarbeit darf inhaltlich auch kontrovers sein, aber es muss eine enge Verbindung, die geprägt von gegenseitigem Vertrauen ist, geben. Scout, Trainer und Sportdirektor müssen ihre Expertise einbringen und dann demokratische Entscheidungen getroffen werden. Planen kann man nicht alles, aber die Erfolgswahrscheinlichkeit maximieren“, sagt Vogel, der mit Basel in der Liga fünf Punkte hinter Rang zwei liegt und im Semifinale des Pokals auf Ligadominator Young Boys Bern trifft. „Wir peilen Platz zwei in der Liga an, aber der Cup ist klarerweise der kürzeste Weg ins internationale Geschäft.“

Da kommen Erinnerungen hoch. Auch in seiner Ära beim SK Sturm im Jahr 2018 holte Vogel neben dem Vizemeistertitel den Cupsieg – es war der letzte Titel, den Sturm bis jetzt geholt hat. „Für mich ist dieser Moment mit dem Cupfinale gegen Salzburg in Klagenfurt mit 25.000 Sturm-Fans noch total präsent. Was wir da gegen außergewöhnliche Salzburger erreicht haben, wird in meinem Herzen immer einen besonderen Platz einnehmen. Und für mich habe ich in dieser Zeit auch die beste Leistung in meiner Trainerkarriere abgeliefert“, sagt Vogel strahlend, der auch kein Hehl daraus macht, was ihm der SK Sturm bedeutet. „Wie der FC Bayern und Basel ist Sturm eine Herzensangelegenheit. Auch in Graz habe ich mich zu Hause gefühlt und eine enge Verbundenheit. Aktuell bin ich in Basel zu 100 Prozent am richtigen Ort, aber ich kann mir sehr gut vorstellen, noch einmal zu Sturm zurückzukehren.“ Und auch den Verantwortlichen bei den Schwarz-Weißen streut er Rosen: „Christian Ilzer und Andreas Schicker leisten hervorragende Arbeit. Es herrscht Harmonie, es werden viele gute Entscheidungen getroffen. Die Chance auf den Cupsieg ist groß. Meine Stimme hat Sturm.“

Beim letzten Pokaltitel 2018 musste sich Vogel dank einer Wette die Haare schwarz färben. Gibt es vielleicht eine Wiederholung, sollte das in Basel auch gelingen? „Ich habe damals etwas gelitten, aber wenn damit ein Titel verbunden ist, ist es das kleinste Problem“, sagt Vogel breit grinsend und ergänzt: „Basel hat rot-blaue Klubfarben. Rote Haare habe ich schon, das Blau wäre ,speziell‘.“ Aber für wahre Liebe ist das wohl zu verkraften.