Europa League und der SK Sturm – das passt in Bezug auf die Heimspiele mittlerweile ganz gut. Nach dem 1:0 zum Auftakt gegen Midtylland folgte gestern ein 0:0 gegen Lazio Rom, dem aktuellen Vierten in der italienischen Serie A. Diesen einen Punkt haben sich die Schwarz-Weißen auch redlich verdient. Genau genommen hätten sich die Grazer mehr als diesen einen Zähler verdient. Sie waren über weite Strecken des Spiels das bessere Team, mitunter überlegen, 16 zu 7 Torschüsse spricht für sich.
Kommentar: Der SK Sturm ist reif für die Ahnentafel
Nachdem die Schwarz-Weißen die 13. Minute überstanden hatten: Zuerst rettete Amadou Dante vor der Linie und vor Luis Alberto. Bei der anschließenden Ecke lenkte Jörg Siebenhandl den Ball an die eigene Stange. Da hieß es tief durchatmen. Und es war so etwas wie der Startschuss für ein sehr gutes Sturm-Spiel. William Böving (14.), der sein bestes Spiel im schwarz-weißen Trikot zeigte, und Albian Ajeti (15.) fanden in Lazio-Tormann Ivan Provedel ihren Meister. Mit der Doppelchance wuchsen Selbstvertrauen und Spielwitz. Die Grazer waren die tonangebende Mannschaft.
Auch deshalb, weil die Römer so ihre Mühe hatten mit dem Grazer Angriffspressing. „Da hätten wir den Sieg holen können“, sagte Siebenhandl. Mit „da“ meinte er die ersten 45 Minuten. Graz dominierte, Lazio-Trainer Maurizio Sarri reagierte zur Pause und wollte mit einem Doppeltausch die Grazer Dominanz brechen. Gelungen ist es ihm nicht, auch nicht mit weiteren Wechseln. Sturm blieb besser, auch wenn die Vormachtstellung in der Ausprägung der ersten Hälfte nicht mehr ganz gegeben war. "Grundsätzlich ist ein Unentschieden gegen so einen Gegner kein schlechtes Ergebnis. Wir gehen immer mit dem Ziel rein, das Spiel zu gewinnen, auch heute, wo wir Außenseiter waren. Wir haben uns aber nicht wie ein Außenseiter präsentiert", meinte Alexander Prass.
Denn plötzlich tauchten auch die Italiener vor dem Sturm-Tor auf. Und zwar in Person von Ciro Immobile. Der Europameister schoss in der 62. Minute noch neben das Tor – aus ausgezeichneter Position. „Er braucht nur wenige Chancen und ist eiskalt vor dem Tor. Er ist wirklich ein Klassestürmer und eiskalt“, sagt David Affengruber. Wie gefährlich der 32-Jährige ist, zeigte er auch in der 80. Minute, als er Lazio in Führung schoss. Vermeintlich, denn Immobile startete aus Abseitsposition, das Tor wurde nach VAR-Check nicht gegeben. Plötzlich rochen die Römer Lunte, glaubten, doch noch drei Punkte aus Graz entführen zu können. Und als Jusuf Gazibegovic mit Gelb-Rot (82.) vom Platz geschickt wurde, war Sturms Mentalität gefragt. „Ich wollte noch zurückziehen, es war aber leider zu spät“, sagte Gazibegovic.
Am Ende wurde die Mannschaft gefeiert, weil man gegen Lazio Rom einen Punkt holte. Glückseligkeit herrschte in der schwarz-weißen Delegation aber nicht. An diesem Abend war mehr als ein Unentschieden drinnen. „Ich sehe die Partie mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Wir hätten gewinnen können. Wir haben aber auch eine gute Reaktion auf das 0:6 in Rotterdam gezeigt“, sagte Siebenhandl. Das Rückspiel am Donnerstag in Rom wird jedenfalls spannend.