Eine „skurille Partie“ hat Sturm-Trainer Christian Ilzer beim torlosen Unentschieden gegen Hartberg gesehen. Warum, ist schnell erklärt. Die Grazer, bei denen William Böving sein Debüt in der Startelf feierte, übernahmen gegen die Oststeirer von Anfang an die Initiative. Durch Alexandar Borkovic (7.), der knapp neben das Tor köpfelte, und Böving (9.), allein vor Torhüter Raphael Sallinger, fand Sturm exzellente Gelegenheiten vor – ohne Torerfolg. Und als dann Matija Horvat nach elf Minuten wegen einer Notbremse gegen Emanuel Emegha mit Rot vom Feld musste, war man sich im Stadion einig: Die Partie ist entschieden.
Nur: Hochkarätige Chancen fand Sturm in den 80 Minuten Überzahl bis auf einen Abschluss von Alexander Prass, der weit über das Tor schoss (39.), nicht mehr vor. „Die 80 Minuten nach dem Ausschluss waren eine Vorzeigeleistung in Unterzahl“, sagte Hartberg-Coach Klaus Schmidt.
Und so ergab sich, dass die benachteiligen Hartberger nach der Roten Karte weniger mit dem Schiedsrichter haderten als die Grazer, die in Überzahl agierten. Hartberg beschränkte sich in Unterzahl nämlich auf zwei tief stehende Ketten, die es für Sturms schnellen Spieler unmöglich machten, in die Tiefe zu laufen. Der TSV verzichtete darauf, nach Ballverlust aggressiv nachzusetzen, um solche Räume auch nicht anzubieten. Und Hartberg wollte auch keine Ballbesitzphasen, um den Grazern die Pressingmomente, die die Elf von Ilzer („die letzte Qualität und die Präzision haben auf engstem Raum gefehlt“) auszeichnen, nicht zu geben. In der ersten Hälfte hat Hartberg „zwei, drei Mal die Ordnung verloren“, erklärte Schmidt. In der Pause hätte er korrigierend eingegriffen.
„Ich bin stolz auf die Mannschaft“, sagte Jürgen Heil, der den kranken Rene Swete als Kapitän vertrat. „Ich habe in der Pause in der Kabine keinen gesehen, der nicht daran geglaubt hat.“ So eine Partie wäre zwar „brutal für den Kopf“, setzt für den weiteren Saisonverlauf aber möglicherweise entscheidende Kräfte frei. „Wir sind noch das Team, das wir immer waren. Das haben wir heute bewiesen“, sagt Heil.
Bei Sturm überwog die Enttäuschung. „Uns hat die geniale Idee gefehlt, unser letzter Pass und unsere Flanken waren zu schlecht“, analysierte Sturm-Abwehrchef Gregory Wüthrich. Für Ilzer hat Sturm „das Momentum nicht erzwungen“. Das soll im Europa-League-Heimspiel gegen Midtjylland am Donnerstag zurückkehren. Eventuell dann wieder mit Jörg Siebenhandl im Tor. Manprit Sarkaria (Verletzung am Hüftbeuger) ist gesperrt – so wie Jusuf Gazibegovic im Bundesliga-Spiel bei Austria Klagenfurt. Er sah in seinem sechsten Ligaeinsatz die fünfte Gelbe Karte.